Am Samstag morgen brachte Robert seinen Sohn zum Flughafen, wo er gegen zehn Uhr eincheckte und auf Wichtel und Batty traf, die ebenfalls die Reise
nach Wales mit antreten sollten. Zu dritt ging es mit der Luxair nach London-City wo sie gegen halb zwölf Ortszeit ankamen. 6,80 Euro kostet in
London eine Tageskarte für den ÖPNV und dies war definitiv die preiswerteste Lösung, von der unsere Protagonisten ausreichend Gebrauch machen
sollten während ihres Aufenthalts in der englischen Hauptstadt. Mit der Straßen- und U-Bahn ging es nach Notting Hill.
Da CK vergessen hatte, die Wegbeschreibung von der U-Bahnstation bis zum Hotel auszudrucken oder zumindest auswendig zu lernen, fanden die drei
Jungs trotz Adresse und elektronischem Stadtplan (hier stand doch tatsächlich auf dem Bürgersteig ein Touchscreen zum Eingeben der Adresse mit
Ausdruckmöglichkeit) nicht sofort das Hotel. Wichtel wurde ungeduldig und schlug vor, ein Taxi zu bestellen. Mit einem solchen ging es dann quasi
einmal um den Block rum und für fünf Pfund war das Shaftesbury Premier Hotel bequem mitsamt Gepäck erreicht. Im Hotel dann der erste Schreck: Battys
EC-Karte und CK´s Visa Prepaid wurden nicht als Zahlungsmittel akzeptiert, später zahlen ebensowenig. So begaben sich die zwei M-Blocker zu Fuß
zurück zur Hauptstraße um dort an einem Bancomat Bargeld abzuheben, während Wichtel bereits eincheckte. Der Stadteil Notting Hill ist übrigens recht
ruhig und gemütlich, vor allem viele Einfamilienhäuser gibt es dort. Als Batty und CK mit jeder Menge Bargeld wieder zurück beim Hotel waren,
wartete Wichtel bereits vor der Tür auf sie und meinte, es sei soweit alles okay, nur sein Zimmer sei sehr klein. In der Tat: die Zimmer waren zwar
sauber und mit allem Wichtigen ausgestattet, aber leider sehr klein. So gab es keinen echten Kleiderschrank, sondern nur einen kleinen Spind. CK
packte seine Sachen aus und begab sich im Anschluß mit seinen beiden Freunden per U-Bahn zur Putney Bridge, von wo aus es zehn Minuten Fußweg zum
Craven Cottage, der Heimat Fulhams, waren.
Nachdem die drei Jungs eine Kleinigkeit an einem Imbißstand gegessen hatten, begaben sie sich durch einen Park zum Stadion, wo sie den Auswärtsblock
enterten. Ein paar hundert Werderfans hatten den Weg nach London gefunden und die Stimmung war für ein unwichtiges Testspiel durchaus recht passabel.
Vor allem folgender Klassiker belustigte CK: "Nach links, nach rechts, bewegt eure Hüften und tanzt den André Wiedener!" ;-)
Bremenfan Wichtel konnte mit der Leistung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte auch recht zufrieden sein. Pizarro brachte seine Farben in Führung,
Werder kontrollierte das Spiel weitestgehend und hätte zur Halbzeit durchaus höher führen können. Bei der Heimmannschaft spielten bekannte internationale
Größen wie Torhüter Mark Schwarzer (Australien), Mittelfeldspieler Damien Duff (Irland) und US-Stürmer Clint Dempsey. Es regnete sehr viel, doch
aufgrund des komplett überdachten Stadions machte dies niemandem etwas aus.
In Halbzeit zwei brach Werder jedoch ein und Fulham diktierte das Geschehen. Gleich fünfmal schlugen die Fulham Boys zu, mit 5-1 wurde Bremen
nach Hause geschickt, daran konnte auch der eingewechselte Özil nichts ändern. Gleich dreimal traf Zoltan Gera, die beiden anderen Tore
besorgten Dempsey und Johnson. Mehr zum Spiel
hier.
Nach Abpfiff wurden noch Fotos vorm Stadion geschoßen und schon ging es zu Fuß durch den Park zurück zur U-Bahn und mit derselben nach Notting Hill.
Dabei trafen sie noch zwei Bremenfans aus Belgien, die mit dem Eurostar nach London gereist waren.
Gegen Abend aßen die drei Jungs im King Edward´s, einer Kneipe gleich um die Ecke vom Hotel. Hier gab es leckere Steaks und durchaus trinkbares
Lager, was in Pitchers bestellt und zu dritt geteilt wurde. Später zogen die drei Jungs noch in eine andere Kneipe weiter, wo viele jugendliche
Gäste, darunter auch so einige hübsche Frauen, und nette Bedienungen anzutreffen waren. CK und Batty teilten sich noch eine Portion Calamari, von
einem Steak alleine wird ja niemand satt. Zudem gab es jede Menge Bier, darunter das durchaus schmackhafte London Pride. Aufgrund der frühen Sperrstunde
in England kam es jedoch nicht zu einem furchtbaren Besäufnis und die drei Luxemburger landeten noch zu einer sehr humanen Zeit in ihren Betten.
Am Sonntag morgen nahmen die drei Jungs aus dem Herzen Europas das erste englische Frühstück ihrer Reise zu sich. Köstlich! Das Büffet bot
Omelette, Speck, Würstchen, englische Bohnen, Käse, aber auch Croissants, Cornflakes, Joghurts und Obst. Zum Trinken gab es Kaffee oder O-Saft.
Die Jungs schlugen sich den Magen voll um für den Rest des Tages gerüstet zu sein, bevor sie zum Sightseeing aufbrachen.
Auf dem Programm standen u.a. Picadilly Circus, die Horse Guards Parade (wo alljährlich die Militärparade zum Geburtstag des Monarchen stattfindet),
St.James Park (hier leben süße Eichhörnchen, die man füttern kann), Westminster Abbey (dort am Square steht auch eine Statue Churchills, wo
heute Leute sowohl für einen freien, demokratischen Iran als auch gegen die Kriege im Irak und Afghanistan demonstrieren, was der gute Winston zu
Letzterem wohl sagen würde, würde er noch leben?), St.Margaret´s Church und die Houses of Parliament mit dem Big Ben.
Mit der U-Bahn ging es gegen halb zwei zum Wembley-Stadion, wo sage und schreibe 84 000 Zuschauer dem Community Shield beiwohnen sollten. Für alle
drei Luxemburger ein persönlicher, neuer Zuschauerrekord! Das Stadion selbst ist unbeschreiblich geil. Beim Betreten fallen zwar zunächst die Rolltreppen
auf (Kommerz! Cola gibt es hier übrigens auch in Bechern von 0,75cl.), doch hat man erstmal seinen Platz im Innenbereich erreicht, staunt man über
diese gigantische, architektonische Meisterwerk, was einem selbst im obersten Rang noch eine sehr gute Sicht aufs Spielfeld ermöglicht.
Die beiden stärksten englischen Vereine, Manchester und Chelsea, standen sich heute gegenüber. Ticketpreis: ca. 70 Pfund. Wichtel hatte wohl einen
gepolsterten(!) Sitzplatz inmitten von Manchesterfans erwischt, während Batty und CK unter lauter Chelsea-Anhängern saßen. Die Stimmung war auf
beiden Seiten teilweise fantastisch, Gänsehautatmosphäre! Und dies natürlich ganz ohne Vorschreier mit Megaphon. ManU erwischte trotz eines sehr
schwachen Rooneys (der von den Blauen übrigens brutal ausgepfiffen und niedergemacht wurde) den besseren Start und ging knapp vor der Pause durch
Valencia mit 1-0 in Führung. Der junge Chelseafan neben CK regte sich auf und verließ den Block. Das ganze Spiel über brachte der auch meist nur einen Satz hinaus: "Come on,
lads!" Darüberhinaus schimpfte er über die französische Niete namens Anelka, der jedoch später für Drogba ausgewechselt werden sollte.
In Hälfte zwei ging es hin und her, doch Chelsea fehlte die nötige Torgefährlichkeit. In Minute ´76 erhöhte Hernandez auf 2-0. Das Spiel schien
gelaufen, doch nun schienen die Blauen endlich wach zu werden und warfen noch einmal alles nach vorne. Kalou verkürzte sieben Minuten vor Schluß
auf 2-1. Jetzt ging die Post ab im Chelseablock. Sollte doch noch das 2-2 gelingen? CK und Batty hofften es, doch der für Rooney eingewechselte
Berbatov machte in der letzten Minute alles klar, 3-1 für ManU! Der erste Titelgewinn der Roten in der Saison 2010/2011!
Mit der U-Bahn ging es zurück nach Notting Hill. Sehr bemerkenswert übrigens wie schnell soviele Zuschauer mit dem ÖPNV abtransportiert werden können.
Die vielen aus dem Stadion strömenden Zuschauermassen wurden in einer durchaus passablen Zeit weggebracht. Männliche wie weibliche Bobbies auf Pferden
unterteilen die Zuschauermassen dabei auf dem Weg zur U-Bahn in Blöcke um Überlastungen zu vermeiden. So wird ein Block nach dem Anderen zur U-Bahn gelassen,
was den Vorteil hat, dass die Bahnen nicht mal überfüllt sind wie man dies oft aus Deutschland kennt. Sehr starkes Konzept! Einfach, aber effizient.
Zu Abend aßen die drei Jungs in einem mexikanischen Restaurant in Notting Hill, bevor es auf ein, zwei Bierchen ins King Edward´s ging. CK
war recht müde an diesem Tag und brach recht früh als Erster ins Bett auf.
Am Montag ging die Tour durch London weiter. Erstmal zum London Tower, den die Jungs jedoch nicht betraten, sondern nur von aussen bestaunten.
Anschliessend zu Fuß zur Tower Bridge und auf die andere Seite der Themse, wo sie einen Doppeldeckerbus nach Greenwich nahmen. Dort begaben
sich die drei Luxemburger zum Royal Observatory hoch, von wo aus sie eine herrliche Aussicht bei sonnigem Wetter über London hatten und am
Null-Meridian stehen konnten. Das Wetter war überhaupt all die Tage super (Regen gab es nur bei der Abreise aus London und während des Werderspiels
in Fulham.)
Per Schiff ging es von Greenwich aus zurück zum Steg hinter der Tower Bridge, unter der die Fahrt hindurchging. Im Anschluß ging es zum Buckingham
Palace und durch den Greene Park und am Picadilly Circus vorbei zum Trafalgar Square. Zu Abend wurde in einer Kneipe in Notting Hill gegessen.
Fish&Chips&Beer für alle. Im Anschluß ging es noch auf ein Cider in die Kneipe vom ersten Abend, in der einige gutaussehende Mädels anzutreffen
waren, bevor es ins Bett ging.
Am Dienstag fuhren die drei Fussballfans nach dem Auschecken aus dem Hotel mit einem Taxi zum Bahnhof London-Paddington und von dort aus mit dem
Zug über Swansea nach Llanelli (Wales). Das Miramar Hotel lag gleich am Bahnhof in Llanelli und die drei Jungs checkten gegen halb drei dort ein.
Wichtel hatte ein Zimmer mit Bad auf dem ersten Stock, während Batty und CK auf dem dritten Stock in getrennten Schlafzimmern einquartiert waren,
sich aber ein Badezimmer mit WC teilen mussten. Immmerhin waren die Zimmer und Betten viel grösser als die in London. Und die Kneipe im Erdgeschoß
war toll, richtig uhrig! Nach dem Einchecken wurde erstmal ein Spaziergang ins Zentrum gemacht. Llanelli ist wirklich eine sehr kleine Ortschaft
mit einer kleinen Einkaufszone und einer kleinen Stadtbibliothek, die erst vor kurzem den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt hat. Wichtel meinte
gar, es sei noch weniger los als auf den Färoer Inseln. Immerhin war der Strand sehr schön und die drei Luxemburger aßen eine Kleinigkeit in einem
Restaurant mit Blick aufs Meer.
Mit dem Taxi ging es nun in den Parc Y Scarlet, das hiesige Rugbystadion, in welchem tags darauf das Fussballländerspiel stattfinden sollte. Hier
fand auch das Abschlusstraining der roten Löwen statt. Neben den Spielern und Interimscoach Luc Holtz und seinen Assistenten waren auch einige
Journalisten (u.a. Laurent Schüssler vom Luxemburger Wort) und Verbandsmitglieder zu Gast. Jean Schiltz hatte noch kostenlose Karten für die
Haupttribüne übrig sowie Zugangskarten für die Business Lounge, wo es Spare Ribs und belegte Brote tags darauf geben sollte. Sehr schön! Nachdem
einige Wörter gewechselt und ein paar Fotos geschossen worden waren, war alsbald auch schon das Training vorbei. Ein Angestellter des Stadions
fragte die Luxemburger noch, wo sie übernachten würden und auf die Antwort "Miramar Hotel" meinte er nur, daß die drei Fans nachts vorsichtig
sein sollten, da das Hotel wohl in einem sozialen Problem- und Drogenviertel läge. Dies erklärte also die vielen Hinweise im Hotel, dass
Drogenkonsum und -besitz strengstens im Hause untersagt sei und zum sofortigen Rausschmiss und zur polizeilichen Anzeige führen würde. Aber keiner
der drei hatte ohnehin vor, noch großartig auszugehen.
Beim Abendessen im Restaurant des Miramar Hotels stieß Neil, ein walisischer Fan, den Wichtel noch von dessen Besuch in Luxemburg kannte, zu den
drei Luxemburgern. Er hatte ein Exemplar der neuesten Ausgabe seines Fanzines dabei, in dem ein Interview mit Wichtel abgedruckt war. Mit ihm zusammen
ging es noch in eine Art Privatkneipe, wo Wichtel dem Eigentümer ein Luxemburgtrikot schenkte und im Gegenzug eine walisische Fahne bekam. Die kleinen
Nationen müssen gegen die Mächte der Finsternis zusammenhalten ;-) Mit den dort anwesenden walisischen Fans wurde noch Bier zusammen getrunken und
ein wenig über dieses und jenes gequatscht, bevor auch schon Schlafenszeit war.
Am Mittwoch ging es nach einem leckeren Frühstück mit einer Bummelbahn nach Kidwelly, einem kleinen, verschlafenen Ort, an dem für nur drei Pfund
die Überreste einer Burg zu besichtigen waren. Oben auf einem der Burgtürme hatten unsere drei Protagonisten einen herrlichen Ausblick auf die
Landschaft. Wichtel kaufte sich im Souvenirshop noch ein Heft für Anfänger um ein wenig walisisch zu lernen. Nach einem Stück Kuchen in
einem Café gleich in Burgnähe ging es mit dem Zug zurück ins Hotel.
Den Nachmittag verbrachten Batty, Wichtel und CK in der Kneipe des Miramars, wo sie ordentlich vorglühten, bevor Neil sie per Auto zum Abendessen
abholte. Im "Halfway" oder so ähnlich wurde mit ein paar Walesfans zu Abend gegessen, bevor es gemeinsam zu Fuß zum Stadion ging.
Die drei Jungs hatten Sitzplätze inmitten lauter "Snobs", wie Batty feststellte. Ein Ordner bat die Luxemburger sogar noch vor Anpfiff die
Plätze zu wechseln, vollwissend, dass diese sich dort weder wohlfühlen noch ungestört supporten konnten. Doch bis zur Halbzeitpause blieben sie
dennoch dort sitzen. Auch ein gewisser Sven F. hatte den Weg nach Llanelli gefunden und saß nur ein paar Plätze entfernt. Sage und schreibe
gerade mal vier(!) Fans in Wales! Das Spiel war in der ersten Hälfte sehr ausgeglichen, Luxemburg hielt kämpferisch gut dagegen, geriet aber
dennoch mit 1-0 in Rückstand. Doch kurz vor der Pause gelang Kitenge nach einer sehenswerten Kombination der hochverdiente Ausgleich. 1-1! Die
drei Helden waren nicht mehr zu halten und feierten. Mit dieser Leistung und vor allem diesem Resultat konnten sie bisher vollends zufrieden sein.
Vor allem der in Norwegen spielende Lars Gerson überzeugte an diesem Tag mit einer starken Leistung gegen eine walisische Nationalmannschaft um
Craig Bellamy (Manchester City) und Steve Morison(Millwall FC).
In der Pause brachen Wichtel und CK in die Lounge auf, wo sie ein paar Worte mit Sven wechselten und CK sich über die Spare Ribs hermachte. Dabei
verlor Letzterer soviel Zeit, dass er den Anstoß nur via TV-Schirm mitbekam. Dummerweise gab es kurz danach gleich Elfmeter für Wales und es stand 2-1.
Die beiden Anderen hatten derweil recht unten auf der Haupttribüne Platz genommen, wo sie ungestörter sich daneben benehmen konnten. Doch in der Folge
mussten sie sich nur noch aufregen. Holtz wechselte nach und nach die besten Spieler aus, die Waliser trafen noch dreimal und am Ende stand ein
katastrofales 5-1 zu Buche, was nicht nur da Mota traurig stimmte. Enttäuscht verliessen die Löwen das Stadion. Batty brüllte "Holtz eraus!" und
dann ging es mit Sven zu viert hinaus aus dem Stadion, wo die Jungs noch kurz auf einen sichtlich zufriedenen Neil trafen, bevor ein Taxi
sie in ihre jeweiligen Hotels zurückbrachte. (Svens Hotel lag nicht allzuweit weg vom Miramar und so machte die gemeinsame Fahrt
recht viel Sinn.) Sven hatte vor tags darauf den gleichen Zug zu nehmen wie die drei Anderen und so beschloßen die vier, sich am Bahnhof gegen
acht zu treffen.
Am Donnerstag ging es mit dem Zug zu viert nach London-Paddington. Dort trennte sich unser Trio von Sven, der mit dem Zug weiter nach Dover fuhr.
Mit der U-Bahn ging es zum Flughafen, wo noch die letzten Pfund-Geldstücke verbraten wurden, bevor es am Nachmittag mit der Luxair heim nach Hause
ging. So endete eine geile Auswärtsfahrt mit den roten Löwen. Abgesehen von Frankreich im Oktober wohl die vorerst letzte für längere Zeit, da die
Auslosung für die nächste EM-Qualifikation leider wenig Vielversprechendes brachte, gez. euer CK.
Während Wichtel recht schnell wohl das Stadion verließ, verfolgten Batty und CK noch die Siegerehrung.