22.03.2003. DIE FAHRT AUF SCHALKE

Kurz vor sechs Uhr klingelte der Wecker CK an diesem Tag unbarmherzig aus dem Schlaf. Der Luxemburger hatte sich dazu entschieden, doch nach Gelsenkirchen zu fahren, obwohl Uta und Michael abgesagt hatten.
So zog er sich an und mit dem Rucksack auf dem Rücken ging es zur Fuss Richtung Bahnhof.

6:38 Uhr fuhr der Zug dann auch pünktlich in den Bahnhof ein. Von Belvaux-Soleuvre aus ging es nach Luxembourg-City. In der Hauptstadt stieg der Lauterer Student dann in den Zug nach Trier und von Trier aus ging es weiter nach Koblenz. Im Zug nach Koblenz bekam CK zufällig eine politische Diskussion zweier älterer Herren mit, bei der er folgendes Wortspiel aufschnappte: "Der Kapitalismus macht soziale Fehler, der Sozialismus dagegen kapitale Fehler. "Der Leser kann sich jetzt selber seinen Teil dazu denken, das Wortspiel ist jedenfalls irgendwie lustig, auch wenn man sicherlich über den ernsten Hintergrund desselben streiten kann.

In Koblenz angekommen wurde erstmal ein Stück Pizza verdrückt, Kaffee getrunken und Dosenbier eingekauft. Ein Gruppe von Leverkusen-Fans lief dann am Bahnsteig vorbei. Die Jungs schrien dann "Scheiss Sechzig", als sie CK sahen, daraufhin schallte es gleich "Scheiss Leverkusen" und "Absteiger" zurück. Und ausserdem liebe Pillendreher, wo ist eure Tradition? Die Löwen haben wenigstens welche, auch wenn sie leider von den Vereinsverantwortlichen derzeit mit Füssen getreten wird.

Mit dem 10:15 Uhr-Zug ging es dann weiter nach Duisburg. In diesem Zug waren einige Fussballfans. So stachen drei HSV-Fans und ein Gladbacher dem Lauterer Studenten ins Auge. Unterwegs wurden gleich mal drei Bitburger runtergespült und ein netter fussballinteressierter Herr nahm neben CK Platz. Ein nettes Gespräch über Bremen, 1860 und Luxemburger Euros entwickelte sich.

In Köln stieg er dann aus und CK ging erstmal zum Pinkeln aufs Klo. Dabei lief er an drei Fussballfans aus Oberstaufen im Allgäu vorbei. Einer der dreien war Löwenfan. Jener meinte, er freue sich auf das neue Stadion, weil es dann wieder bessere Heimspielatmosphäre gäbe. CK meinte nur verächtlich: "Heimspiele? Im Bayernstadion?"-"Das Stadion gehört beiden Vereinen und somit sind es auch Heimspiele für den TSV 1860, weil es zur Hälfte ihr Stadion ist."-"Aber das Stadion ist für 1860 viel zu gross."
Ein Schalker Fan mischte sich dann ein und meinte, der TSV hätte "sein" Grünwalder Stadion ausbauen sollen, das wäre wohl das beste für den Verein gewesen. Wie wahr! Jetzt muss schon ein Schalke-Fan einem Löwen erklären wie eine anständige Vereinspolitik des TSV aussehen müsste. Traurig,traurig! CK zeigte dem Schalker seinen Schal mit GW-Aufnäher und meinte:"Genau meine Meinung! Hier,schau her!"
Der Oberstaufener meinte dann, ein Umbau wäre ja leider nicht möglich. CK warf dann ein, dass dies nicht feststünde und regte sich darüber auf dass die Umbaupläne von Manni Schwabl nie ernsthaft geprüft wurden um diese Frage zu klären und Wildmoser es ja nicht mal für nötig empfunden hatte im Hofbräukeller zur Präsentation der Löwenarena zu erscheinen."Lass mal den Wildmoser in Ruhe und besorge uns lieber Dosenbier" meinte dann einer der drei Allgäuer, der übrigens Köln-Fan war und von daher nicht wirklich zum Mitreden qualifiziert war. CK wandte sich dann trotzig an die königsblauen Anhänger und meinte:"Würden Schalke und Dortmund zusammen ein Stadion bauen? Könnte man sich auf Schalke einen Präsidenten vorstellen, der seit über zwanzig Jahren Mitglied beim BVB ist?"Beide Fragen wurden natürlich verneint. Na also! Dann begab sich CK zurück zu seinem Sitzplatz, allerdings nicht um Dosenbier für die Allgäuer zu holen... Er hatte schlichtweg keine Lust jetzt mit diesen Fans rumzudiskutieren. Heute nicht! Ausserdem hatte er eh nur noch eine Dose Bitburger im Rucksack.

In Duisburg stieg der Lauterer Student dann um und fuhr mit der S-Bahn nach Gelsenkirchen. Diese war natürlich voll mit Schalker Fans. Jene wurden von CK gleich mal mit Gesängen wie "Schalke,wir hören nix" provoziert,*GGG*. Zudem schüttete der Lauterer sein letztes Dosenbier runter.

Am Gelsenkirchener Hbf angekommen, ging es mit dem ÖPNV zur Arena Auf Schalke. Unterwegs gab es ne Menge Sprechchöre wie "Ohne Sechzig wäre hier gar nix los" oder "Hier regiert der TSV!"
Die Schalker sangen ihre eigenen Songs, darunter einige lustige BVB-Hasslieder.

Bei der Buseinfahrt liefen CK dann drei Schüler über den Weg. Jene erzählten, sie wären auf Klassenfahrt und hätten keine Lust mit ihrem Lehrer zum Spiel zu gehen und würden deshalb ihre Tickets verkaufen. Ob diese Geschichte stimmt, kann der Autor leider nicht sagen, aber CK hatte richtig Glück, denn er erstand ihre Tickets für den Normalpreis von 8 Euro/Stück. So musste er nicht noch einen unverschämten Schwarzmarktpreis zahlen.

Später tauchten dann Olli und ein Arbeitskollege von ihm auf. Jene freuten sich natürlich darüber, dass der Luxemburger ihnen Tickets besorgt hatte und nachdem CK seinen Rucksack an einem Container abgegeben hatte, betraten die drei Fussballfans das Stadion. Die im Vorfeld angesprochenen strengen Alkoholkontrollen gab es übrigens nicht, jedenfalls musste CK in kein Röhrchen blasen um reingelassen zu werden. Vielleicht auch besser so, wer weiss....*GGG*

In der Schalker Arena wird nur mit MiniCash gezahlt. Jeder Gast kann sich an einer Vergabestelle eine sogenannte KnappenCard holen und die mit einem bestimmten Betrag zwischen 5 und 200 Euro aufladen. Der Betrag des Eingekauften wird dann einfach elektronisch runtergeladen.
Bei einem Bier und einer Bratwurst wurde sich dann aufs Spiel eingestimmt. CK traf zudem einen Löwenfan nebst Schal mit GW-Aufnäher, der eben diesen -ebenso wie der Luxemburger seinen- vom Christian Demel in Lautern geschenkt bekommen hatte.
Olli und sein Arbeitskollege begaben sich dann schonmal in Block W. Die andern beiden folgten nach.

Die Schalker Arena sieht wirklich aus wie ein grosse Kommerzhalle nach amerikanischem Vorbild. Mit einem echten Fussballstadion hat dieser Tempel wenig zu tun, auch wenn es hier keine Aschenbahn ums Fussballfeld herum gibt wie in den weitläufigen Stadionbauten der siebziger Jahre. Auch gibt es auf Schalke keine Anzeigetafel mehr. Stattdessen hängt ein grosser Videowürfel in der Mitte des Stadions vom Dach herunter und versorgt die Fans mit Bildern, Videos und allen möglichen Infos.

In HZ 1 stand CK dann links neben der Plexiglas-Fensterscheibe, die den Löwenblock vom angrenzenden Nachbarblock trennte. Sogleich stimmte er "Grünwalder Stadion"-Gesänge an. Doch die Rufe nach der alten Löwenheimat kamen nicht so gut an. So meinte ein alter Opa mit Brille zum Lauterer Studenten, er solle lieber ruhig sein und ein anderer -wohl beschränkter- Löwenfan zeigte CK den Stinkefinger. Einige jüngere Fans lächelten ihm allerdings zu. Die Meinungen sind halt geteilt.
Als CK dann irgendwann "Wildmoser raus" brüllte, regte sich der Opa hinter ihm richtig auf."Hälst du denn endlich den Mund?!! Sei ruhig! Ohne Wildmoser wären wir nicht da wo wir jetzt sind."
Ja, ohne KHW wäre 1860 vielleicht nicht in Liga eins, dafür gebührt ihm grosser Dank! Doch die Kehrseite der Medaille ist dass er nun den ruhmreichen TSV zum Bayernanhängsel macht, damit die Identität des Vereins zerstört und dies muss angeprangert werden. Auch wenn der Opa das vielleicht nicht verstehen mag: Wildmoser muss weg damit Sechzig wieder zu neuem Leben erweckt wird!!!

Zum Spiel: die in Orange auftretenden Löwen spielten sich die besseren Torchancen heraus, allein Wiesinger vergab zwei Hundertprozentige. Dennoch waren es die Königsblauen, die durch Mpenza 1-0 in Führung gingen. Sehr zum Ärger von CK, der seinen bereits leeren Plastikbecher in den Nachbarblock schmiss, wo Schalker Fans sassen. Dies verleitete einen anderen Löwenfan dazu, den Lauterer zurecht zu weisen. "He,benimm Dich gefälligt" meinte dieser und "Nochmal sowas und Du fällst um!" Peinlich dass es Leute gibt die sich über so eine belanglose Lappalie dermassen aufregen! Vielleicht tat er das aber auch nur weil er nicht wollte, dass seine kleine Tochter sich ein Beispiel am Verhalten des Studenten nahm.
Das Resultat war jedenfalls sehr schmeichelhaft für die Königsblauen. Ein misslunger Rückpass von van Hoogdalem führte dann zum Eigentor. Der verdiente Ausgleich in einem von Seiten der Sechziger relativ gut geführten Spiel. Jubel im Löwenblock! Mit dem 1-1 ging es dann auch in die Pause.

In der HZ-Pause holte CK sich dann gleich noch ein Pils beim Getränkestand. Dort traf er auch den Löwenfan aus Velbert wieder, dem er vor einem Monat ein Sechzger Manifest mitgegeben hatte. Natürlich fragte der Lauterer Student ihn gleich, ob ihm das Manifest gefallen habe. Und die Antwort war sehr positiv.-"Ja,da hast Du genau das aufs Papier gebracht,was alle Löwen im Grunde denken!"meinte er. Sehr schön sowas zu hören, aber leider denken eben nicht alle so, sonst gäbe es diesen ganzen Ärger in der Fanszene erst gar nicht!

Auch zwei St.Pauli-Fans standen am Bierstand rum. CK äusserte einem der beiden gegenüber sein Mitleid für die 1-2-Pleite gegen den SSV Reutlingen am Freitag abend. Der Paulifan meinte daraufhin, dass ein Abstieg in die Regionalliga gar nicht so schlimm wäre, der Verein würde schon wieder hochkommen und ausserdem würde es St.Pauli immer noch besser gehen als dem TSV 1860, denn der Klub aus dem berühmtesten Stadtteil Hamburgs lebe ja noch, während Sechzig tot sei. Ja, liebe Leser, was hättet ihr zu dem wohl gesagt? Er hat doch absolut recht, oder?
Sechzig liegt seit einiger Zeit im Koma und die Hand sitzt bereits am Stecker. In der Tat: das qualvolle Ende naht herbei, eigentlich hat das Sterben schon mit dem Stadionentscheid 2001 angefangen. Die Fanszene wurde in zwei Lager zerspalten und ziemlich dezimiert. Traurig aber wahr! Der Autor dieses Berichtes würde ja auch lieber was anderes schreiben, aber er sollte ja schon bei der Wahrheit bleiben, oder?

In HZ 2 stand CK dann ganz in der Nähe vom Blockeingang beim Löwenfan aus Velbert, Olli und dessen Arbeitskollegen, der als Schalkefan inkognito bei den Sechzgern stand. Olli hatte CK in der Pause erzählt, dass in der ersten Hälfte eine gutaussehende Rothaarige vor ihm stand und so war der Luxemburger bereits gespannt darauf, sich vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu überzeugen.
So machte er alsbald die Bekanntschaft von Petra. Jene gehört übrigens den "Löwenfans gegen Rechts" an und ist nach eigener Aussage auch öfters bei den Amateuren in der Bayernliga dabei. Sehr nette Person auf jeden Fall! Als Petra und CK dann "Grünwalder Stadion" zusammen sangen, drehten sich natürlich wieder ein paar Leute verärgert nach ihnen rum. Aber das ist ja leider Gottes bei Bundesligaspielen normal geworden! Weiter ging es dann mit "Wo scheint die Sonne bei Tag und Nacht?-Im Grünwalder Stadion!Wo sind die Löwen eine Macht?-Im Grünwalder Stadion!" Sehr schön!

Die zweite Hälfte war weniger ereignisreich und musste bis zur Schlussminute ohne große spielerische Höhepunkte auskommen. Dann hatte der eingewechselte Max doch noch den Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte aber am überragend parierenden Rost.
So endete das Spiel 1-1, ein ingesamt schmeichelhaftes Remis für enttäuschende Schalker gegen kämpferisch überzeugende Löwen, die sogar bei einigen Spielzügen spielerische Klasse haben aufblitzen lassen. Die Spieler kamen dann noch zur Fankurve und ernteten zurecht Applaus.
Grossen Jubel, vor allem bei CK, gab es dann noch als das Endergebnis aus Kaiserslautern angezeigt wurde. Der 1.FCK hatte 1-0 gegen die Pillendreher gewonnen und marschierte somit überzeugend weiter zum Klassenerhalt. Hurra!

Nachdem CK sich von Olli, Petra und den beiden anderen verabschiedet hatte, verliess er dann aber schnell den Löwenblock, liess sich das restliche Geld auf seiner Knappencard auszahlen, holte seinen Rucksack am Container ab und fuhr mit der restlos überfüllten S-Bahn zurück zum Gelsenkirchener Hbf. Dort nahm er dann den Zug nach Düsseldorf, in dem auch einige Löwenfans aus Germering sassen. Jene hatten sich anscheinend auch mit "Wildmoser raus"-Sprechchören am heutigen Tage im Löwenblock beliebt gemacht.

In Düsseldorf nahm CK dann den Zug nach Köln. Dort angekommen, stellte er fest, dass er mit dem WE-Ticket leider nicht mehr nach Lautern fahren konnte. So ging es mit dem IC von Köln nach Koblenz und nach einem Intermezzo in einer Kneipe am Koblenzer Bahnhof dann weiter nach Mannheim.

In Mannheim kaufte CK sich dann noch eine Dose Bitburger um auf der letzten Etappe seiner Zugreise nicht noch zu verdursten. 0:41 Uhr war er dann wieder in Kaiserslautern, wo er am Montag noch einige Formalitäten an der Uni erledigen musste. In der Fussgängerzone lief ihm gleich Heiner über den Weg, der noch mit Marcus und Marko im Hard Rock Café gewesen war und nun unterwegs nach Hause war.

CK betrat dann das Hannenfass wo Sandra und Claudia noch kräftig am Bechern waren. Schliesslich mussten sie den Lauterer Sieg über Leverkusen gebührend feieren. Später ging es dann noch zum Dönerladen, wo auch Marcus und Marko anzutreffen waren. Ebenso wie einer der FCKfans aus dem Grenzgebiet, der so wunderbar "letzeboiesch versteet a schwetze kann." Jener war allerdings schon sturzbetrunken und fiel Sandra auf die Nerven mit seiner dummen Rumgraberei.
Danach gingen die beiden Mädels dann nach Hause und CK begab sich noch ins Hard Rock Café, welches an dem Abend so leer wie noch nie an einem Samstag abend war. Bei ein paar Krefeldern und guter Musik liess CK den Abend dann wunderbar ausklingen, bevor er dann am frühen Morgen endlich wieder in der Ville war um dort erschöpft ins Bett zu fallen.

Am Tag danach konnte CK dann auf DSF nochmal eine Zusammenfassung des Spiels sehen. Nächste Saison wird Schalke aber sicher nicht auf seinem Reiseplan stehen, denn es gibt bessere Grounds in Deutschland als diese Turnhalle. Ausserdem sind solche Stadien wie die Schalker Arena aufgrund ihres hohen Komforts einfach prädestiniert dafür, dass viele Linientreue mit den Sechzgern dorthin fahren. Und solche Leute sind auf Dauer doch nervig. Da macht ein Pokalspiel auf dem traditionellen Aachener Tivoli mit gerade einmal 200 treuen Löwenfans schon mehr Spass als so ein BL-Spiel auf Schalke mit zehnmal mehr Fans. Dennoch war diese Auswärtsfahrt, wenngleich sie auch weniger ereignisreich verlaufen war als so manch andere vorher, insgesamt doch ganz okay gewesen. Auch wenn CK sich auf der Rückfahrt wieder mal über die hohen DB-Preise ärgern musste.
In drei Wochen geht es jedenfalls mit Uta auf die Bielefelder Alm zum nächsten Away-Game und darauf freut sich der Autor dieses Berichtes jetzt schon... gez. euer CK.

Home