Am Samstag abend fuhr CK gegen elf Uhr mit einem Zug in die Hauptstadt. Dort begab er sich ins Café Broadway, wo er ein paar Leffe Brune als Einstimmung auf die anstehende Auswärtsfahrt
trank und sich zudem ein paar Abschiedsküsse der rumänischen Bedienung Andrea abholte. 2:10 Uhr sollte unser Protagonist eigentlich mit einem Flibco-Bus nach Charleroi fahren,
doch dieser Bus fuhr tatsächlich fünf Minuten zu früh ab und somit CK vor der Nase davon. Kurz darauf tauchte jedoch ein weiterer Flibco in eine andere Richtung auf und unser Held
sprach den Chauffeur gleich mal auf den Fauxpas an. Dieser telefonierte kurz mit der Zentrale und bestätigte CK dann, dass er problemlos den nächsten Bus nach Charleroi um 4:20
Uhr nehmen könnte, da dieser eh nicht voll sei. Ursprünglich hatte CK diesen sowieso nehmen wollen, entschied sich dann aber für einen Bus früher, weil das Broadway immer bereits um ein
Uhr schloss, auch wenn es an diesem Abend doch tatsächlich bis halb drei offen hatte. So ging es später nochmal kurz über eine Stunde in einen Nachtclub, bevor nach vier der Bus zum
Flughafen Charleroi geentert wurde. Die 2-3 Stunden Fahrzeit wurden mit Schlafen verbracht.
Nach sieben Uhr wurde der Flughafen erreicht. CK checkte ein und nach einer kurzen Rast passierte er die Sicherheitskontrollen, bevor er am Gate noch eine Waffel ass und einen Café
trank. In der Folge tauchten Mich, Bob, Kevin und Liz auf, die den gleichen Flug um 10:15 Uhr mit der wizzair nach Sofia nehmen wollten. Gegen vierzehn Uhr Ortszeit wurden in Sofia
die Passkontrollen passiert. Alle hoben Geld an einem Geldautomaten ab, die bulgarischen bieten praktischerweise bereits V-Pay an. Die einheimische Währung Leva hat einen Wechselkurs von
ca. 2:1 zum Euro, 1 Euro sind also 2 Leva. Mit zwei Taxis ging es in der Folge zum Best Western City Hotel in der Innenstadt. Die Fahrt kostete gerade einmal ca. 12 Leva, Taxifahrten sind
in Bulgarien - wie eigentlich immer in Osteuropa- spottbillig für Luxemburger Verhältnisse. Das Hotel war sehr sauber und komfortabel, eine gute Wahl Kevins. Zudem lag es in Nähe der Alexander-Nevsky-Kathedrale und der nächste Kiosk verkaufte Craft Beer. Die junge Bedienung des Kiosks kam witzigerweise
sogar aus der Gegend von Metz und sprach perfekt französisch, wie sich später am Abend herausstellen sollte.
Nach dem Einchecken ging es zu einem ersten Stadtrundgang: Kathedrale, russische Kirche, Theater, Stadtpark, Büchermarkt (mit bulgarischer Version von Hitlers "Mein Kampf") ...
In einem Restaurant wurde zu Mittag gegessen. Am nationalen Kulturpalast kamen plötzlich zwei dunkelhäutige Jugendliche vorbeigerannt, die von einigen schimpfenden Weissen verfolgt wurden.
Hatten sie vielleicht etwas gestohlen oder wurden sie wirklich nur wegen ihrer Hautfarbe von den Weissen gejagt? Für nicht-bulgarisch sprechende Menschen leider nicht herauszufinden. Die Weissen
hatten jedenfalls schnell ihre Jagdlust verloren und die beiden dunkelhäutigeren Jugendlichen (etwa Roma?) kamen davon. CK hatte ein leicht mulmiges Gefühl und war gerade sehr froh selber weiss
zu sein. Nun kamen die fünf zum ersten Mal am Nationalstadion vorbei, welches nach dem Volkshelden Vasil Levski
benannt worden war. CK fotografierte gleich mal einen Flutlichtmast.
Gegen Abend landeten unsere Protagonisten in der Kanaal Bar. Hier gibt es leckeres Craft Beer aus aller Welt, darunter auch ein bulgarisches mit
Sauerkirschengeschmack. In der Folge wurde auf der Terrasse eines angesagten bulgarischen Restaurants gespeist. CK genehmigte sich einen Teller Mixed Grill, vorher gab es bereits
Humus und scharfe Pepperoni als Vorspeise. Nach dem Abendessen ging es zu Fuß zurück ins Hotel, u.a. an der nachts beleuchteten Kathedrale und am Kiosk vorbei, wo noch einmal kurz
Halt gemacht wurde, bevor es ins Bett ging.
Am Montag morgen ging es nach einem leckeren Frühstück im Hotel zur Kathedrale um diese auch mal von innen zu begutachten. Einige andere ältere Luxemburger vom "Roude Léiw" waren
ebenfalls anwesend, mit ihnen ging es im vor der Kathedrale fortfahrenden Sightseeing-Bus etwa eine Stunde lang durch Sofia. Preis gerade einmal 20 Leva. Es gab zudem kostenloses Wasser
zu Trinken. Die Reiseführerin sprach sehr gut englisch und ihre per Mikrofon vorgebrachten Erklärungen waren recht interessant.
Nach einer Stärkung mit einer Gulaschsuppe im Restaurant ging es zur U-Bahnstation Serdika, wo die bei archäologischen Ausgrabungen gefundenen Überreste einer alten römischen Siedlung
begutachtet werden konnten. Nach der Besichtigung weiterer bereits vorher aus dem Bus wahrgenommener Sehenswürdigkeiten (Synagoge, Moschee, Kirche, administrative Gebäude...) ging es auf
ein, zwei Bockbier in den Park am Theater. Hier stiessen die einen Tag später angereisten Raymond, Dan und benem zur Gruppe. Zusammen ging es ins Grand Hotel, wo die Mannschaft logiert
war. Kevin holte die von ihm im Vorfeld bestellten Tickets ab, die an der Rezeption hinterlegt worden waren. Zufällig kam Luc Holtz vorbei und meinte, die Fussballfans könnten gerne
zum Abschlusstraining vorbei kommen. So begaben sich die acht Fussballfans später zu Fuß zum Stadion, wo sie um Einlass baten und eine nette Dame sie für eine halbe Stunde ins Stadionrund
begleitete. Die mitgereisten Journalisten waren bereits anwesend und hatten auf den Plätzen für die Presse Platz genommen. Raymond durfte Serge Olmo gleich mal ein Interview geben. Das
Stadion ist nichts Besonderes, ein mehrmals renovierter Bau aus den 50ern halt. Für das Länderspiel wurden gerade einmal um die 2 000 Zuschauer erwartet, da die bulgarische Nationalelf
derzeit sehr erfolglos agiert und nicht mehr viele Menschen interessiert. Nachdem dem Team eine Zeitlang zugesehen wurde, bat die Begleitdame um das Verlassen des Stadions. Dieser
Bitte wurde Folge geleistet und es ging zum Abendessen in ein Restaurant, bevor es auf ein, zwei Bierchen ins Grand Hotel ging. Von dort aus ging es in der Nacht noch in die recht
belebte Fußgängerzone Sofias, erst auf eine Terrasse, später bei Regeneinbruch noch nacheinander in zwei Kneipen. Um halb drei ging es mit einem Taxi zurück ins Hotel.
Am Dienstag morgen nach dem Frühstück traf CK gegen halb elf in der Lobby auf Martin aus Basel. Der Schweizer war am Vortag über Zürich und Belgrad nach Sofia gereist. Mit ihm zusammen
ging CK erstmal seine bei Jean Schiltz bestellten Tickets ins Grand Hotel abholen. Unterwegs unterhielten sich die beiden über so einiges: 1860 München, den Selbstmordversuch Jäggis, ihre
jeweiligen Hotels (in dem von Martin gab es wohl leider Schimmelpilz) und manches mehr. Zurück im City Hotel, war Liz bereits in der Lobby anwesend, die anderen Jungs tauchten ein paar Minuten
später ebenfalls auf. Da bis auf Liz und CK es niemand zum Frühstück geschafft hatte, ging es erstmal ins Restaurant vom Sonntag. CK trank nur Mineralwasser und aß eine Suppe.
Im Anschluß ging es mit zwei Taxis zur Boyana Church. Die beiden Taxifahrer erwiesen sich leider als Betrüger und wollten doch
tatsächlich 40 Leva für die Fahrt haben, das Vierfache vom echten Preis, wie die Rückfahrt später beweisen sollte. Ihr Taxometer startete einfach bei einem höheren Grundpreis und lief viel
schneller als normal. Frechheit sowas ! Aber trotz dieses Nepps war die Fahrt immer noch billiger als eine ähnlich lange Fahrt in Luxemburg gekostet hätte, insofern war der Verlust zu verkraften ;-)
Die Kirche (Eintritt: 10 Leva) war immerhin recht hübsch mit alten Malereien, hauptsächlich aus dem 13ten Jahrhundert. Neben der Kirche liegt Zarin
Eleonore Reuss begraben.
Die Seilbahn hoch auf den Vitosha-Berg fuhr an diesem Tag nicht und so konnten unsere Protagonisten den schönen Gipfel leider nicht besuchen. Stattdessen entschieden sie sich dazu zu einem
Wasserfall hochzuwandern. Gleich am Anfang wurde die Gruppe jedoch zweigeteilt. Während Bob, Kevin und Mich zum Wasserfall aufbrachen, entschieden sich CK, Martin und Liz dazu, stattdessen
lieber zu einem näheren See aufzubrechen. Beide Wege gingen steil nach oben und beide Gruppen sollten ihr Ziel nicht erreichen. Ohne ordentliches Schuhwerk war ein solcher Aufstieg eine
Schwachsinnsidee. Beide Gruppen entschieden irgendwann ihren jeweiligen Aufstieg abzubrechen, wieder hinabzusteigen und mit einem Taxi zurück ins Hotel zu fahren, bevor es in die Fussgängerzone
von Sofia ging.
In der Green Bar trafen Liz, Martin und CK auf Raymond, benem und Dan, die bereits Bier tranken. Dazu gab es leckere Tortillas. Guy Braun kam mit seiner Cousine ebenfalls vorbei. Irgendwann
tauchte auch die "Sektion Wasserfall" wieder auf. Raymond gab Jägermeister aus. Nach dem Vorglühen ging es zu Fuß zum Nationalstadion, unterwegs wurde natürlich noch ein Kellerkiosk "geplündert".
Im Stadion gab es keine Bratwurst zu essen, nur gekochten Mais (im Plastikbecher mit Plastiklöffel) oder Popcorn. Der Mais schmeckte aber recht lecker. Batty war mit Mario Weides und einem
weiteren Trierer bereits im Block. Mit dabei seine neue M-Block-Fahne im Guinness-Look. Das Spiel entpuppte sich als Wahnsinnsspiel mit einem bitteren Ende für die Löwen. Erst brachte ein
Sonntagsschuss die Bulgaren früh mit 1-0 in Führung (dies war dann auch der Halbzeitstand), dann drehten die roten Löwen nach der Pause innerhalb von drei Minuten das Spiel. Beide Tore erzielte
ausgerechnet Aurélien Joachim, der mal bei ZSKA Sofia sein Geld verdient hat. Beim zweiten Tor trickste er den Verteidiger clever aus, täuschte an, links vorbeizugehen, ging dann aber rechts vorbei
und schob den Ball am Torwart vorbei ins Netz, beim ersten Mal stocherte er nach Vorlage des gerade eingewechselten Turpels den Ball über die Linie. Doch die Freude über die plötzliche Führung
währte nur kurz, denn den Bulgaren gelang postwendend das 2-2. Gestocher im Strafraum, irgendwie sprang Joubert der Ball ans Knie und von dort ins Tor. In der 79ten Minute gingen die Bulgaren
durch einen perfekt verwandelten Freistoß erneut in Führung. 3-2 stand es dann auch noch nach 90 Minuten, als es in eine unglaublich turbulente Nachspielzeit von vier Minuten ging. Ein wunderschöner
langer Pass von Jans auf den erst achtzehnjährigen Schalker Florian Bohnert, der den Ball direkt per Drehung nahm und zum 3-3 in die Maschen haute (91'). Alle flippten in diesem Moment aus.
Kollektiver "Sieges"taumel, denn ein 3-3 in Sofia wäre ein moralischer Sieg gewesen. Nicht zu reden von der damit errungenen Tabellenführung, denn Luxemburg wäre zusammen mit Bulgarien
Tabellenführer gewesen, da Schweden-Niederlande (1-1) und überraschenderweise auch Weißrussland-Frankreich (0-0) jeweils remis endeten. Doch etwas unfassbar Grausames sollte geschehen. Gleich
nach Wiederanstoss zog ein Bulgare aufs Tor ab und sein totaler Sonntagsschuss, unhaltbar für Joubert, zappelte im Netz (92'). Skopje reloaded ! :-( Danach griffen die Luxemburger nochmal an,
sogar Joubert kam mit nach vorne, doch selbstverständlich fiel jetzt kein 4-4 mehr... :-( Vom Paradies in die Hölle in 60 Sekunden ! Chris Philipps hatte Tränen in den Augen.
Die Stimmung im Fanblock war an diesem Abend insgesamt nicht übel gewesen, dennoch ist da noch viel Luft nach oben. Martin begab sich nach dem Spiel zurück in sein Hotel und flog tags darauf
wieder zurück in die Schweiz. Die Luxemburger Fanschar begab sich ins Grand Hotel, wo der ganzen Mannschaft bei der Ankunft noch einmal applaudiert wurde und im Anschluss einige Frustbier vernichtet
wurden, bevor es mitten in der Nacht- vorsichtshalber per Taxi- ins Hotel zurückging.
Am Mittwoch gegen zehn Uhr brachen unsere fünf Helden zu einer organisierten Tagestour auf. Eine goldrichtige Wahl, denn in Sofia regnete es den ganzen Tag nur. Mit Fahrerin und Reiseführer
ging es für nur 90 Leva pro Person in einem Kleinbus nach Plovdiv und später nach Koprivshtitsa. Vor der Fahrt stellte sich auch der Reisemanager noch vor, der am Abend bei der Rückkehr zudem
verraten sollte, dass Berbatov (ehemaliger bulgarischer Nationalspieler, u.a. bei Manchester United und Leverkusen tätig) und/oder seine Frau ebenfalls gerne im City Hotel abstiegen. In Plovdiv
besichtigten die Fussballfans die Überreste eines alten antiken Theaters auf einem Hügel wie auch die ausgegrabene Teile eines großen alten Amphitheaters. Zudem sahen sie alte Kirchen, eine Moschee
und eine bulgarische Villa, in der das Leben früherer Generationen nachgezeichnet wurde: es gab Schafhirten, Schmiede, Landwirte, Soldaten. Alte Kleider und Teppiche konnten bestaunt werden.
Nach einem leckeren Kebab in der Fussgängerzone ging es an der Post (einem typischen Sowjetbau) vorbei zurück zum Kleinbus, mit dem es nun in die Berge hochging.
In Koprivshtitsa konnte die Statue, die Büste und das Haus von Todor Kableshkov bestaunt werden, einem Anführer der Rebellen von 1876.
Ebenso die Brücke wo die ersten Schüsse damals fielen. Alle Häuser hier sind mit steinernem Fundament gebaut. Zudem gibt es hier noch Landwirte mit Pferdekutschen zu sehen. Auf der Rückfahrt
nach Sofia konnte auch noch das Denkmal für Vasil Levski bestaunt werden. Netter Crashkurs in bulgarischer Geschichte an diesem Tag :-)
Liz blieb abends im Hotel, während die Jungs noch einmal in ein typisch bulgarisches Restaurant einkehrten, welches der Rezeptionist ihnen empfohlen hatte. CK, der eigentlich auf Diät sein sollte,
genehmigte sich nur einen Salat. Zum Dessert gab es kostenlos aufs Haus Wassermelone und ein wenig Eis. Nach dem Essen ging es ein letztes Mal in die Kanaal Bar, wo es noch ein nettes Tasting einiger
Craft Beers gab, bevor es für ein paar wenige Stunden nochmal ins Hotelbett ging.
Gegen sechs Uhr morgens ging es am Donnerstag mit zwei Taxis zum Flughafen Sofia. Der Rezeptionist an der Hotellobby war so nett den Gästen aus Luxemburg vorher noch pro Person jeweils ein
Lunchpaket mit zwei belegten Sandwichs und einer Banane mitzugeben. Die Brötchen wurden noch vor Abflug verspeist. Mit der wizzair ging es 7:55 Uhr problemlos zurück nach Charleroi.
Dort verabschiedete sich CK von seinen Mitreisenden, die mit dem Auto nach Luxemburg zurückfuhren, während er eine Stunde später einen Flibco in die Heimat nahm. Nach vierzehn Uhr war
CK wieder am Ausgangspunkt seiner Reise: dem Hauptbahnhof in Luxemburg-Stadt. So endete eine richtig geile Auswärtsfahrt, die erste von insgesamt fünf in der Qualifikationskampagne
für die WM in Russland 2018, gez. euer CK.