26.06.-30.06.2008. DIE FAHRT NACH WIEN ZUM EM-FINALE

Am Donnerstag morgen stand CK recht früh auf, früher als sonst so im Alltag, zog sich an, trank Tee und begab sich dann mit dem Rucksack auf dem Rücken zum Bus, mit dem er 7:18 Uhr in die Hauptstadt fuhr. In Luxemburg-Stadt wurde zunächst der Geldautomat aufgesucht und frisches Bargeld abgehoben, im Anschluß ging es mit dem IC nach Koblenz. Dort wurde kurz vor 11 Uhr der Zug nach Wien bestiegen. Die recht lange Zugreise verlief eher ruhig, CK vertrieb sich die Zeit mit Lesen, Schlafen und Essen. Gleich zweimal suchte er das Bordrestaurant auf. Mittags nahm er nur einen kleinen Snack in Form eines Käse-Schinken-Sandwiches zu sich, abends gab es die üblichen Nürnberger Rostbratwürstchen mit Kartoffelsalat, die der Luxemburger so gerne verspeist. Auch zwei Bierchen genehmigte er sich. Die österreichische Landeshauptstadt wurde gegen halb acht erreicht.

Am Bahnhof in Wien besorgte sich CK erstmal einen Marco Polo der Stadt und fuhr im Anschluß mit der U6 zur Josefstädter Straße, von dort begab er sich zu Fuß zum Hotel Stalehner. 65 Euro kostete hier die Übernachtung in einem Einzelzimmer mit Dusche und WC. CK checkte ein und packte erstmal seine Kleider aus. Draussen begann es nun leider zu regnen und so sah sich der Luxemburger die erste Hälfte des Halbfinalspiels Spanien-Russland im Hotel an. Er sah ein einigermassen flottes Spiel, in dem jedoch bis zur Pause keine Tore fielen.

Trotz des schlechten Wetters brach der Luxemburger in der Halbzeitpause zu Fuß zum Public Viewing Richtung Rathaus auf. Während er die lange Josefstädter Straße runterlief, hörte er einmal kurz laute Schreie. Spanien war 1-0 in Führung gegangen wie er wenig später beim Vorbeilaufen an einer Kneipe sehen konnte. Blöderweise ein Tor verpasst ...

Als CK endlich am Rathaus ankam (vorher musste er sich noch einer Leibesvisitation unterziehen), stellte er fest, dass zwar schon einige Spanier und Russen vor Ort waren, der Bereich zwischen Rathaus und Burgtheater aber bei weitem nicht voll war, was sicherlich an dem miesen Wetter lag. Erstmal ein Bier bestellt und sich unter die Leute gemischt. Auch ein paar hübsche spanische Muchachas und auch Russinnen waren heute anwesend. Sehr nett ! Die Spanier durften immerhin noch zweimal jubeln, 3-0 endete diese zweite Halbfinalpaarung. Die Spanier sollten somit am Sonntag im Endspiel auf die Deutschen treffen. CK hatte sich gerade eine Brezel gekauft als es plötzlich wie aus allen Kübeln goß. Zwar stellte er sich kurz darauf an einem Bierstand unter, doch änderte dies nichts daran, dass er klatschnass nun war ... Naja egal, die nassen, knapp angezogenen Mädels waren ja auch jetzt nett anzuschauen.

Als der Regen aufgehört hatte, verließ der Luxemburger erstmal die Fanmeile und lief zum Schottentor. Irgendwann landete er in Nähe der Votivkirche in einer kleinen, uhrigen Kneipe namens "2 Euro-Bar". Hier kostete quasi alles nur 2 Euro und es waren so einige Spanier und auch Spanierinnen anwesend sowie ein paar Einheimische. CK ließ seinen ersten Abend in Wien bei passablem Bier ausklingen. Er begab sich zu Fuß nachher wieder zurück zum Hotel, wo er sich gegen etwa zwei Uhr zum Schlafen hinlegte.

Endlich Freitag ! Heute sollte Martin aus Basel per Flieger aus Zürich anreisen. CK begab sich kurz vor zehn Uhr zum Frühstück. Dort gab es Brötchen mit Wurst und Käse sowie Orangensaft und Tee. Im Anschluß ging der Luxemburger duschen und legte sich dann nochmal kurz hin. Sein Schweizer Löwenkumpel checkte gegen 12 Uhr im Hotel ein. Zur gleichen Zeit tauchte nun auch Christian Knappik im Stalehner auf. Letzterer betreibt unter dem Nickname "Zwerg" ein Forum für SexarbeiterInnen und andere im Bereich des horizontalen Gewerbes involvierte Personen. Hauptberuflich als Optimierer von Suchmaschinen und fürs Aufsetzen von Werbeslogans für Teleshopping-Sendungen tätig, engagiert sich Christian in seiner Freizeit für die Rechte von Prostituierten. So verhandelt er nicht selten zwischen Bordellbetreibern und ihren Damen, wenn es wieder mal Zwistigkeiten gibt, schaltet sich ein, wenn die Rechte der Frauen bedroht oder gar missachtet werden, verteilt Präservative mit dem Kondommobil und bekämpft aktiv Ausbeutung, Erpressung, Frauenhandel und andere kriminelle Tätigkeiten im Milieu. Ein besonderes Anliegen ist ihm jedoch die Legalisierung freiwilliger Sexarbeit, die nun wirklich nicht selten ist, sondern sogar meistens den Normalfall darstellt. Eine solche Legalisierung ist für ihn eine notwendige Voraussetzung zur Vermeidung von Verbrechen im Zusammenhang mit Prostitution. Zu den betreffenden Forderungen gehören die Abschaffung der in Österreich noch gegebenen Sittenwidrigkeit, somit die Möglichkeit für die Damen ihren Lohn vor Gericht einzuklagen, die Möglichkeit sich gewerkschaftlich oder sonstwie zu organisieren, die Schaffung von Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten und anderen Hilfestellungen wie Weiterbildungs- oder Selbstverteidigungskurse, die Abschaffung diskriminatorischer Zwangskontrollen durch Amtsärzte und die Möglichkeit stattdessen zu seinem Arzt seines Vertrauens gehen zu können, die Gewährleistung transparenter und fairer Steuergesetze udgl. mehr. "Only rights can stop wrongs" und "Sexwork is work" sind zwei Lieblingsmottos des Wieners, der nicht selten auch nachts aktiv ist und dort mitunter schonmal SexarbeiterInnen zur Hilfe eilt. CK lernte seinen Namensvetter übers Internet kennen, da über einen E-Mail-Verteiler sein Artikel über das in Luxemburg angedachte schwedische Modell zur Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsprostitution (welches eben nicht zwischen freiwilliger Sexarbeit und sexuellen Sklavinnen differenziert) zufällig bei Knappik und seinen Freunden von sexworker.at landete. Daraufhin kam es zu virtuellen Diskussionen und es wurde ausgemacht, den anstehenden Wienbesuch des Luxemburgers zu einem persönlichen Treffen zu nutzen, der Zwerg bot sich gar netterweise als Stadtführer an.

Zu dritt ging es nun also in Zwergs Auto ins Zentrum von Wien. Am heutigen Tag wurden die üblichen Sehenswürdigkeiten besucht. Die Tour begann am Stephansplatz. Neben der Besichtigung des Doms selbst schlug Christian vor, doch mit dem Aufzug in die Onyx-Bar im Haas-Haus hochzufahren. Für Fussballfans: dort wurde Waldis EM-Club aufgezeichnet. Das ist wirklich toll. Von dort oben hat der Gast eine tolle Aussicht über den Stephansplatz und die unten strömenden Menschenmassen. CK schockierte seinen Gastgeber mal, indem er sich einen italienischen Cappuccino statt einer Mélange oder eines Einspänners bestellte (wie es sich ja eigentlich für echte Wiener gehört) ;-) Martin seinerseits war begeistert von der Aussicht und konnte sich nicht genug daran sattsehen.

Weitere Stationen der Stadttour am Freitag: das Michaelertor, die Wiener Hofburg mit der Statue von Prinz Eugen, dem siegreichen Feldherrn der Schlacht bei Zenta im Großen Türkenkrieg, die Albertina, der Heldenplatz, die Staatsoper ... Der Zwerg wusste so einiges zu erklären. Er erwies sich als politisch und historisch sehr interessierter Zeitgenosse, verwies auf Hitlers Zeit in Wien und die rassistischen und antisemitischen Ideen, die damals dort kursierten und mit denen der Postkartenmaler fatalerweise in Kontakt kam, beim Vorbeilaufen an der weltberühmten Konditorei bzw. Hofzuckerbäckerei Demel wiederum erzählte er vom ehemaligen Geschäftsführer Udo Proksch, der hohe Verbindungen zur Politik hatte, aber 1989 wegen Versicherungsbetrug und Mord verhaftet wurde. Jener hatte ein Schiff, die Lucona, im Indischen Ozean in die Luft gesprengt und dabei den Tod von sechs Besatzungsmitgliedern in Kauf genommen. Dies brachte ihm lebenslange Haft ein, mittlerweile verstarb er jedoch an einer Herz-OP. Im Rahmen dieses als Lucona-Skandals in die Geschichte eingegangenen Vorgangs mussten als Folge eines parlementarischen Untersuchungsausschusses sowohl der damalige Nationalratspräsident Leopold Gratz als auch der Innenminister Karl Blecha (beide SPÖ) zurücktreten. Apropos SPÖ: Wien ist tiefrot, eine Tatsache, die dem eher linken Knappik jedoch keineswegs missfiel. Im Gegensatz zu Martin war ihm Gusenbauer auch lieber als Schüssel, CK hielt sich aus dieser Diskussion hingegen raus, wusste er doch zu wenig über Österreichs Parteipolitik. Als ganzheitlicher Liberaler käme angesichts des von Haider verursachten Rechtsrucks der FPÖ vor einigen Jahren für ihn wohl eh nur das Liberale Forum um Frau Schmidt als Wahl in Betracht. Eine Frau, von der auch der Zwerg sehr angetan war und die im Bereich Sexwork durchaus offen für eine Legalisierung sein soll. Im Laufe des Nachmittags kehrten unsere drei Helden natürlich noch einmal in einem anderen Café auf der Terrasse ein. Der Wiener an sich ist halt ein gemütlicher Zeitgenosse, nua ned hudeln, ned ;-)

Später ging die Besichtigungstour in Christians Auto weiter. An einigen anderen wichtigen Staatsgebäuden und auch der Wohnung des Zwergs vorbei ging es zum Mexikoplatz, benannt nach dem einzigen Land im Völkerbund, das gegen den Anschluß Österreichs an NS-Deutschland 1938 protestiert hatte. Hier finden wohl auch manche Schwarzmarktgeschäfte (u.a. Zigarettenhandel) statt. In der Gegend befindet sich auch eine Straße, an der minderjährige Schülerinnen sich prostituierten. Christian erzählte, dass dagegen leider nicht viel zu tun sei, mit Magenschmerzen würden sie halt dort Kondome verteilen, um wenigstens die Gesundheit der Kinder zu schützen. Verbittert merkte er an, dass hier wirklich harsche Freierstrafen angedacht werden müssten, recht hat er ! Viel lustiger war da schon seine Story über einen Kumpel seinerseits, der in ganz Wien als Schlangenexperte bekannt ist und immer gerufen wird, wenn mal wieder ein Depp seine Boa oder ein anderes Viech irgendwo ausgesetzt hat und die Stadt nun Hilfe beim Einfangen des Reptils braucht.

Nächste Station: der Wurstelprater ! Am berühmten Riesenrad und einem der ältesten Geisterbahnen der Welt vorbei begaben sich unsere drei Protagonisten nun zum Abendessen auf eine Terrasse. Der Luxemburger genehmigte sich ein Cordon Bleu mit Pommes. An dieser Stelle sei erwähnt, daß Christian wirklich alles an diesem Tag bezahlte, er sah die beiden Löwenfans als seine Gäste an und wollte partout kein Geld von ihnen annehmen. Vielen Dank nochmal dafür ! Eines Tages wird sich der Luxemburger dafür bestimmt revanchieren. Angeblich wirft der Prater nicht mehr soviel Gewinn ab, ein Rummelplatz, der das ganze Jahr über in Betrieb ist, hat halt auch teure Fixkosten. Doch an diesem sonnigen Tag schienen die Fahrgeschäfte einigermassen gut besucht zu sein. Christian erzählte, dass das im Zuge der EM-Vorbereitungen neu entstandene Eingangsportal des Franzosen Mongon harsch kritisiert wurde, weil es ästhetisch angeblich nicht zum Charakter des Praters passen würde, unglaubliche 32 Millionen Euro gekostet hätte und es zudem nichtmal eine Ausschreibung gab. Ohne Zweifel eine ungeheure Steuerverschwendung !

Martin wurde nun zum Hotel zurückgebracht. Er begab sich an diesem Abend allein zur Donauinsel, wo aber wohl nur Schickimicki-Kneipen sich befinden und Touristen preislich abgezockt werden. Christian und CK hingegen hatten etwas ganz Anderes vor. Sie holten nun eine Freundin Christians ab, eine hübsche blonde Frau namens Jasmin. Jasmin alias Oberelfe ist Chefin eines Escortbetriebes namens Liebeselfen. Gemeinsam ging es zum Adria Wien , einer tollen Location am Donaukanal in Nähe des Schottenrings gelegen. Hier gibt es Liegestühle, teilweise künstlichen Strand und Sonnenschirme. An diesem Abend fand eine Veranstaltung im Rahmen der Kampagne Lust auf Rechte von LEFÖ statt. LEFÖ ist eine Organisation, die sich für die Rechte von MigrantInnen einsetzt, SexarbeiterInnen inklusive. Die Bekämpfung der Ausbeutung von Frauen in Migrationsprozessen gehört ebenso zu ihren Anliegen wie die Legalisierung der freiwilligen Prostitution. Für AusländerInnen aus Drittstaaten wird bspw. eine Green Card verlangt, die vor Ort beantragt werden kann, da die heute realexistierenden Visa bereits im Herkunftsland angefordert werden müssen, was allerdings für die meisten schlichtweg ein Ding der (bürokratischen) Unmöglichkeit ist.

CK stellte schnell fest, dass hier vor allem Grüne anwesend waren, darunter auch eine Bezirksrätin, die später zu orientalischer Musik tanzen sollte. Aus den Niederlanden war eine gewisse Frau Timmermanns anwesend, die sich über den Rechtsruck in ihrem Land beklagte. Angeblich soll dort das Schutzalter für Prostituierte von 18 auf 21 wieder angehoben werden und die Politik hat der Sexarbeit in Wohnungen den Kampf angesagt. Perfiderweise haben sich einige Bordellbesitzer opportunistisch auf die Seiten der Politik gestellt was diese Forderungen angeht und behaupten in Zeitungen, dies sei notwendig zur Bekämpfung von Menschenhandel. Die Strategie ist offensichtlich: die Betreiber wollen sich lästige Konkurrenz vom Halse schaffen und die Frauen somit "zwingen" legal für sie zu arbeiten und dies in nicht gerade billigen Mieträumen, es geht ihnen schlichtweg nur um Marktkontrolle und somit um gutes Geld. Der Luxemburger lernte mit Larissa auch ein ehemaliges ÖVP-Mitglied kennen, welches aus Graz nach Wien gezogen war und sich als interessierte Aussenstehende dem politischen Kampf um die Anerkennung von Sexarbeit als normale Arbeit angeschlossen hat. Jene war sehr nett und erwies sich in der Folge als Frau mit gutem Musikgeschmack, stand sie doch auch auf Gothic, Rock und Metal. Der weitere Abend wurde noch richtig lustig. CK trank lecker Bier und kippte zum Gelächter der Damen zweimal mit dem Stuhl nach hinten um, weil jeweils ein Bein in einer losen Diele hängen blieb. CK entschuldigte dies damit, dass er den Damen gegenüber nur Sympathie bekennen wollte. Jasmin meinte, das seien ja komische Sitten in Luxemburg :D Zu essen gab es leckere Sachen aus fernen Ländern, u.a. Kuskus. Der gesamte Abend war mehr als witzig, immer wieder wurden Zoten gerissen und vor allem Zwergenstaatler kriegen da ja bekanntlich immer genug ab. Die Leute, die CK an diesem Abend noch kennenlernte, waren auch alle sehr sympathisch, auch die Musik aus anderen Teilen der Welt war sehr nett. CK bestaunte später noch die bunten lomographischen Fotos aus dem Bereich Sexwork. Für Gelächter allerortens sorgte ein Hund, der begeistert dem Deckelverschluß einer Flasche nachjagte und denselben immer wieder einem anderen Gast vor die Füsse legte um diesen zum Spielen zu animieren. So verging die Zeit wie im Fluge.

Irgendwann brachen Jasmin, Larissa, Christian und CK auf Vorschlag des Zwergs zum Dino´s auf. Hierbei handelt es sich um eine recht gediegene, elegante und stilvolle Cocktailbar, die an eine von Dean Martin in Las Vegas gegründete Bar angelehnt wurde. Es gab eine ellenlange Karte von über 50 Seiten mit diversen Cocktails und Longdrinks im Angebot, CK genehmigte sich einen Batida de Coco. Sehr angenehme Atmosphäre zum Abchillen ! Zudem gab es gratis Salzstangen, über die Larissa und CK gleich mal herfielen.

Gegen zwei Uhr ungefähr verließen die vier das Dino´s wieder und begaben sich zurück zum Auto des Zwergs. Als sie gerade die Donaubrücke passierten, bog eine schwarze Limousine in dieselbe ein. Auf der Limo prangte das Wappen Spaniens. Funktionäre des spanischen Fussballverbandes, wichtige Diplomaten oder gar das Königspaar ? Wer weiß ...*G*. Christian fuhr nun erst Larissa (die in einem Randbezirk Wiens wohnt) und Jasmin nach Hause, danach brachte er CK zu dessen Hotel zurück. Als der Luxemburger endlich im Bett lag und einschlief, war es wohl bereits ca. vier Uhr. So endete ein ereignisreicher Freitag.

Am Samstag hatten weder Martin noch CK große Lust auf Frühstück und so ließen sie dasselbe sausen. Nachdem sie beide erstmal geduscht hatten, ging es mit der U-Bahn zum Schloß Schönbrunn. Für ca. 10 Euro gab es eine Classic Tour, die sich auf die wichtigsten Hauptteile des Schloßes beschränkte. Martin und CK entschieden sich für diese und so wandelten sie in der Folge auf den historischen Spuren von Sisi und Franz. Immer wieder beeindruckend durch einen solch pompösen Prunkbau zu laufen. Franz war angeblich ein Workaholic, der meinte er müsse jeden Tag bis zum Umfallen arbeiten, Sisi hingegen war eine für die damaligen Verhältnisse sehr emanzipierte Frau, die viel durch die Welt reiste und die Ehe radikalfeministisch (grins) als "irrsinnige Einrichtigung" und "Korsett" bezeichnet haben soll. Martin und CK liefen durch die einzelnen Arbeitszimmer, die Schlafzimmer des Kaiserpaares, am kaiserlichen Klo und am Eßtisch vorbei (an dem Sisi wohl selten Platz nahm, da sie unter Magersucht leidete) und durch die beiden Festsäale (in der großen Galerie trafen sich 1961 Kennedy und Chruschtschow zu einer wichtigen Unterredung.) Sehr beeindruckend waren auch die vielen diversen, teilweise enorm detailreichen Gemälde an den Wänden. Klasse !

Im Anschluß begaben sich unsere beiden Löwen in den wunderschönen Schloßgarten. Höhepunkt hier war ohne Zweifel der wunderschöne Neptunbrunnen. Daraufhin wanderten die zwei Sechziger noch zur Gloriette hoch, von wo aus man einen herrlichen Blick auf den Garten und das Schloß selbst hat. Ein zuvor angedachter Besuch des Tierparks wurde verworfen, stattdessen begaben sich Martin und CK nun zur U-Bahn zurück und fuhren weiter bis Hütteldorf.

Leider stand das Gerhard-Hanappi-Stadion nicht offen und die Ordner ließen auch auf Bitten niemanden hinein. Schade ! Interessant zu sehen war allerdings, dass die Heimstätte von Rapid Wien- ähnlich wie das Sechzger Stadion- mitten in einem Wohngebiet liegt. Nach einer guten Portion Spaghetti in einer amerikanischen Bar brachen Martin und CK nun per U-Bahn und Bus zur Hohen Warte im Bezirk Döbling auf.

Neben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik findet sich mit dem Casino-Stadion Hohe Warte auch ein bekannter Sportplatz dort. Das Naturstadion ist Heimstätte des 6-fachen österreichischen Fußballmeisters First Vienna FC 1894 Wien, dem ältesten Fussballklub des Landes, der österreichischen Rugby-Nationalmannschaft sowie des österreichischen und europäischen Meisters im American Football, den Raiffeisen Vikings Vienna. Das heutige Hohe-Warte-Stadion wurde 1921 als größtes und modernstes Fußballstadion Kontinentaleuropas eröffnet. Hier wurden in den 20ern zudem auch Opern aufgeführt und Boxkämpfe veranstaltet, Länderspiele wie gegen Italien 1923 wurden seinerzeit von bis zu 80.000 Menschen verfolgt. Seit der Renovierung des Stadions in den Jahren 2005-2006 bietet es nun 5500 Fans Platz, da die Naturarena auf Beschluss des Magistrats nicht mehr als Zuschauerraum genutzt werden darf. Martin war vollends begeistert und schoß einige Fotos mit seinem Handy, während er und CK die "grüne Gegengerade" erkundeten. Hier atmeten sie Fussballgeschichte. Ein traditionsreicher Ort, an dem früher große, bedeutende Schlachten um das runde Leder stattfanden, einer dieser Orte an denen der gemeine Fussballfan der Neuzeit doch denkt, dass er eigentlich etliche Jahre zu spät geboren wurde. Jaja, damals, als noch nicht der Kommerz regierte ... Nach dieser schönen Prise Nostalgie ging es bedächtig nach Strebersdorf.

Nach einem guten Abendessen in einem dortigen Restaurant fanden Martin und CK nach anfänglich vergeblicher Suche endlich- weiter hinten in der Ortschaft gelegen- einen Heurigengarten. Die meisten Touristen fahren zum Heurigen nach Grinzing, doch davor hatte der Zwerg die beiden Touristen gewarnt und ihnen stattdessen u.a. Strebersdorf als Alternative empfohlen. Hier waren sie nun also und tranken in einem schönen Garten inmitten allerhand gutgelaunter Einheimischer schmackhaften Gespritzten. Sehr lecker ! Nachdem auch diese altbekannte Wiener Tradition begutachtet wurde, ging es mit Strassenbahn und U-Bahn zurück zum Hotel.

Was nun ? Gleich ins Bett gehen ? Es war erst kurz vor halb elf. Nein, niemals. Es war schliesslich Samstagabend. Also erstmal auf ein Bier in die Kneipe ums Eck. In der Folge schlenderten Martin und CK den Gürtel hoch und liefen dabei irgendwann am Chelsea´s vorbei. CK schlug vor dort einzukehren. Hierbei handelt es sich um einen recht angesagten Musikclub, in dem wohl vor allem Alternative, Britpop und Indie läuft, aber durchaus auch Bands wie die Ärzte. Die Musik gefiel CK jedenfalls sehr gut, auch das Publikum (recht gemischt, Männer und Frauen) war okay. Mit ein paar deutschen Fans, darunter einem Anhänger von Alemannia Aachen, kamen Martin und CK auch noch ins Gespräch. Bei gutem Wieselburger Bier wurde so viel zusammen gequatscht und erzählt.

Irgendwann gegen zwei Uhr brach Martin zurück ins Hotel auf. CK hingegen blieb noch ein wenig, verließ dann jedoch ebenfalls den Laden und lief noch ein wenig den Gürtel hoch. Hier befinden sich auch noch zwei Nachtclubs, allerdings fand CK die nicht wirklich spannend. So begab sich der Luxemburger ebenfalls ins Hotel zurück. Unterwegs musste er nochmal pinkeln und kehrte zu diesem Zweck in ein Bordell ein. Sehr lustige Szene, wie die "Puffmutti" CK nachlief und fragte: "Wo wollen Sie denn hin ? Da sind keine Mädels !" - "Hmmm ja, ich geh schiffen." ;-))) Also gepinkelt und gleich wieder raus, es war eh schon spät genug. An der Alserstrasse angekommen, bekam der Luxemburger plötzlich wieder Hunger und so bestellte er sich noch einen Döner. Dabei kam er noch kurz mit einem deutschen Fan ins Gespräch sowie mit zwei bildhübschen Hostessen. Bevor die ihren Beruf nannten, hatte CK allerdings schon blöderweise gefragt, ob die auch "da drüben" arbeiten würden (auf der anderen Strassenseite befand sich ein einschlägiges Etablissement). Die beiden Mädels schockte dies jedoch keineswegs, waren sie doch recht locker drauf. Irgendwann mussten die Hostessen weiterziehen und CK begab sich endlich ins Bett. Bis er einschlief, war es wohl schon ca. 5 Uhr. Die Nächte in Wien wurden wirklich von Abend zu Abend länger.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Endspiels der Europameisterschaft. CK stand um halb zehn auf, ging duschen und begab sich dann mit Martin zum Frühstückstisch. Eigentlich sollten Gäste bis zehn Uhr auschecken, aber was soll´s ... erstmal in Ruhe frühstücken ! Während Martin nur etwas trank und noch nichts essen wollte, schmierte sich CK in aller Seelenruhe mal ein Käsebrötchen. Martin brach bald auf um sein Zimmer auszuräumen. Der Luxemburger ließ sich noch ein wenig Zeit und packte dann ebenfalls seine Sachen zusammen und checkte aus dem Hotel aus. Laut Martin hatte sich die Frau an der Rezeption bereits lauthals bei ihm beschwert, wo denn sein Kumpel bleiben würde ... ein wenig in Panik, die gute Frau. Es war halb elf, also dreißig Minuten zu spät im Grunde, als unsere beiden Protagonisten sich auf den Weg vom Hotel zur U-Bahn machten.

Es ging erstmal zum Westbahnhof, wo alle Schliessfächer bereits belegt waren. Doch draussen vorm Bahnhof waren bemannte Container errichtet wurden, wo CK und Martin ihr Gepäck für 10 Euro abgeben konnten. Gute Einrichtung ! Jetzt aber auf zum Stephansplatz. In der Stadt war bereits die Hölle los. Überall spanische und deutsche Fans, gelegentlich auch mal ein paar anderer Nationen (u.a. Schweden.) Die Stimmung war toll. Überall "Viva Espana"-Gesänge, Getrommel, deutsche Humbas, diverse Schlachtgesänge ... es war eine Stimmung wie an Karneval teilweise. Lauter gutgelaunte Menschen, die Folklore machten. Martin und CK verbrachten quasi von ca. 11 Uhr bis weit in den Nachmittag hinein die ganze Zeit in der Innenstadt, tranken hier und da eine Cola, ein Bierchen oder ein Radler, liefen durch die Fanzone, wo es u.a. leckere Leberkässemmeln gab und bestaunten die fröhliche Ausgelassenheit beider Fangruppen. Auf der Terrasse vom Demel sahen unsere beiden Fussballexperten zudem noch einen alten Bundesligastar mit Freunden hocken: den Bulgaren Krassimir Balakov nämlich.

Irgendwann war es Zeit zum Prater aufzubrechen. Dort konnten Martin und CK es nicht lassen doch noch eine Runde mit dem legendären Riesenrad zu drehen. Zusammen mit deutschen Fans in einer Kabine genoßen sie die tolle Aussicht über die schöne Stadt Wien, die es Martin sichtlich angetan hatte. Im Anschluß gingen sie auf ein Abendessen auf eine Terrasse vorm Prater. Dort kam CK noch ein wenig mit ein paar Fussballfans aus der Schweiz ins Gespräch, Thema war unter anderem das nächste Länderspiel der Nati gegen Luxemburg in Zürich im September.

In der Folge ging es zu Fuß vom Prater zum Ernst-Happel-Stadion . Unterwegs kauften sie zwei Mädels noch Jägermeister ab und an einem Bierstand kamen sie auch noch vorbei. Eine Stunde vor Anpfiff wurde das Stadion geentert. Die Plätze (Ticketpreis: 335 Euro !) befanden sich im oberen Rang, recht nah an der spanischen Kurve. Die Sicht war gar nicht übel, obwohl die Distanz zum Spielfeld doch recht groß war. Das Stadion gefiel den beiden Löwen trotz Laufbahn eigentlich recht gut. Es war kein 0815-Stadion, sondern- u.a. auch aufgrund seines Daches- doch ein Ground mit eigenem Charme. Zwei Reihen unter CK saß eine deutsche Frau mit kleiner St.Pauli-Fahne, jene wurde gleich mal mit ein paar Sprechgesängen erfreut, St.Pauli o-ho, St.Pauli o-ho o-ho ;-)

Die Stimmung war wirklich klasse. CK und Martin saßen nah am spanischen Block und dort ging teilweise schon richtig die Fiesta ab. Spanien gewann das Finale völlig verdient mit 1-0 durch das Tor von Torres in der 33ten Spielminute. Deutschland hatte zu keinem Zeitpunkt des Spiels die Chance, das Ergebnis zu drehen, es waren eher noch die Spanier, die ein zweites Tor hätten erzielen können. Das Team von Luis Aragonés wurde aber sowieso über das gesamte Turnier betrachtet völlig verdient zum würdigen Europameister gekrönt, hatten sie doch kein einziges Spiel verloren, sondern schlichtweg alle bis auf das Viertelfinale gegen Italien in regulärer Spielzeit gewonnen. Respekt ! Während die deutschen Spieler enttäuscht waren (Schweinsteiger heulte gar), feierten die Spanier ausgelassen. Michel Platini verteilte jetzt noch fleissig Silber- und Goldmedaillen und dann gab es den Pott für die Spanier. CK stellte im Stadion übrigens fest, dass er entgegen aller vorgenommenen Neutralitätsvorsätze als nicht-deutscher 1860fan schlichtweg keiner Nationalmannschaft mit Bayernspielern die Daumen drücken kann. So war er doch im Endeffekt recht froh über den spanischen Turniersieg und konnte sich auch ein gewisses Grinsen über Schweinsteigers Reaktion nach Spielende nicht verkneifen. Unterm Strich können die Deutschen aber auf jeden Fall sehr zufrieden mit diesem zweiten Platz sein, den sie ja auch ausgiebig in Berlin gefeiert haben.

Aus dem Stadion raus liefen CK und Martin erstmal völlig falsch, nämlich Richtung spanische Busse und kehrten daraufhin wieder zum Stadion zurück, der Spass kostete sie fast ne ganze Stunde. Unterwegs wurden so einige Fansongs der Löwen geschmettert. Im Stadion wurde noch schnell ne Brezel gekauft und dann ging es mit der U-Bahn zurück zum Bahnhof. Hier holten die beiden ihr Gepäck im Container ab und flätzten sich mit einem letzten Dosenbier im Bahnhof auf den Boden hin. Irgendwann so zehn Minuten vor zwei und somit fünfzehn Minuten vor Abfahrt seines Zuges begab sich der Luxemburger zum betreffenden Gleis, wo anlässlich des Endspiels extra ein Sonderzug von Wien nach Dortmund abfuhr. Martin verabschiedete sich von ihm und brach zu seinem eigenen Zug zurück nach Zürich auf, wo noch sein Wagen stand, mit dem er nach Basel heimfahren musste. Zusammen mit lauter deutschen Fans enterte CK den Nachtzug.

Unser Held war so müde, dass er quasi sofort einschlief, nachdem er Platz genommen hatte. Den deutschen Fans ging es wohl genauso. Bis Stuttgart schlief der Luxemburger fast durch, in der Folge las er ein wenig oder dachte über das tolle Wochenende nach, welches viel zu schnell vorüber gewesen war. Gegen 12 Uhr wurde Koblenz erreicht. Dort hatte unser Protagonist einen längeren Aufenthalt, den er zum Verspeisen einer Currywurst mit Pommes nutzte. Im Anschluß ging es im IC nach Luxemburg-Stadt und von dort aus mit dem Bus heim nach Belvaux. So endete eine fantastische Auswärtsfahrt, an die CK sicher noch öfters gerne zurückdenken wird.
Allen Lesern alles Gute bis zum Start der nächsten Bundesligasaison 2008/2009 ! gez. euer CK.
P.S. Carlos, Martins Freund, wird sich sicher bis an sein Lebensende zu Tode darüber ärgern, dass er an diesem glorreichen Tag seiner Spanier nicht in Wien dabei war ;-)