17.-20.06.2021. DIE FAHRT NACH UNGARN

Am Donnerstag, dem 17ten Juni 2021, verließ CK zum ersten Mal seit dem Beginn der Coronapandemie, eigentlich sogar zum ersten Mal seit dem Löwenduell (1860-BTSV) Ende Januar 2020 in Giesing, das Luxemburger Land. Er flog mit David und Guy relativ spontan nach Budapest. Guy hatte drei Karten für das Spiel der Franzosen in Ungarn bekommen. Um 12:50 Uhr ging es mit der Luxair in die ungarische Hauptstadt, die gegen 15 Uhr erreicht wurde. Während des Flugs musste- mit Ausnahme einer Speisepause- eine Maske getragen werden.

In Budapest am Flughafen wurde jeder Ankömmling kontrolliert. Sowohl ein rezenter negativer PCR-Test als auch eine Karte für ein noch ausstehendes Eurospiel mussten vorgezeigt werden. Noch galt in Ungarn eine Quarantänepflicht für Einreisende, Ausnahmen wurden aber für Geschäftsreisen und den Besuch kultureller und sportlicher Veranstaltungen wie eben der Euro gemacht. Karten für die Euro gab es heuer übrigens nur virtuell über eine App aufs Smartphone. Mit einem Bus ging es in die Innenstadt, von dort aus zu Fuß zum Hotel Silver City Centre. Unterwegs kaufte David noch Sonnencrème.

Zum Abendessen ging es ins Inkognito. CK genehmigte sich eine scharf gewürzte Gulaschsuppe und Chicken paprikash. Dazu gab es Dreher Bier. In einem anderen Lokal am gleichen Platz war es recht laut. Immer wieder dröhnte Musik und lautes Gelächter herüber. Nach dem Verlassen des Restaurants stellten unsere Helden beim Vorbeilaufen fest, dass dort wohl eine Drag Queen Show stattfand. "Die ungarische Fadas Family", meinte David ;-) Na sowas. Erster Abend im angeblich so homophoben Ungarn und dann DAS! Soviel zu Verallgemeinerungen. Es ging nun ins Szimpla Kert, ein Tipp von Lou, der kurz vor der Pandemie bereits in Budapest war. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Ruin Bar in einer alten Fabrikruine. "Ruin Bars" sind Bars in den Ruinen verlassener Gebäude, Geschäfte oder Grundstücke. Solche Bars wurden in Budapests altem Viertel des VII. Bezirks (dem sogenannten "jüdischen Viertel") erbaut. Dieses Viertel wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dem Verfall überlassen und war daher ein perfekter Ort, um eine geile, alternative Underground-Barszene zu entwickeln, die Menschen jeglichen Alters, vor allem die partybegeisterte Jugend, anzieht. Das Szimpla Kert ist angeblich das Mekka der Ruinenbars. Hier tranken David, Guy und CK noch ein paar helle und dunkle Bier, während sie so manche weibliche Schönheit bewunderten. Einige Franzosen waren bereits anwesend und sangen mehrmals lautstark die Marseillaise. Schon geil :-) Mit zwei Portugiesen wurde sich ebenfalls noch kurz unterhalten. Irgendwann nach 1 Uhr ging es jedoch für unsere Protagonisten bereits zurück ins Hotel. Man wird ja nicht jünger und das Durchfeiern bis in die Morgenstunden überlässt man mittlerweile doch Anderen.

Am Freitag ging es zum Heldenplatz, wo erste Fotos geschossen wurden. Hier wird so einigen Helden der ungarischen Geschichte gedacht. Die angrenzende Fanzone durfte noch nicht betreten werden, da dafür erst ein Bändchen erstanden werden musste, was einen negativen Covidtest bezeugt. Stattdessen wurde ein Ticket für den Hop On-Hop Off-Sightseeingbus und eine Bootsfahrt auf der Donau erstanden. In einem Testbus am Stadion konnte für 55 Euro (19 500 Forint) gegen Vorlage des Personalausweises ein PCR-Test gemacht werden. Vorher war ein Formular mit persönlichen Daten auszufüllen und zu unterschreiben. Das Resultat sollte spätabends in einer passwortgeschützten Datei per Email übermittelt werden. CK, David und Guy waren gottseidank gerade noch rechtzeitig vor einer größeren Gruppe von Franzosen drangekommen. Mit Bus und Boot wurde nun also Budapest besichtigt. Eine sehr schöne Stadt mit beeindruckenden klassischen und modernen Bauwerken, Brücken, Gebäuden, Statuen und kleinen Parkanlagen. Vor allem das Parlamentsgebäude ist hier wohl als besonders imposant hervorzuheben. Gegen Mittag fuhr auch zufällig der Mannschaftsbus der Franzosen an den drei Fans vorbei.

Nachmittags im Hard Rock Café begegneten CK und Co. einem sympathischen, jungen französischen Paar aus Lille, die wohl schon öfters in Budapest waren. Mit ihnen wurde sich noch ein wenig über die Stadt wie über Fußball, insbesondere über die französische Nationalelf, unterhalten. Auch das Paar aus Lille war dem Bus der Bleus wohl begegnet. Die beiden waren vor allem begeistert zu hören, dass sie tatsächlich drei Allesfahrer der Luxemburger Nationalelf getroffen hatten.

Nach dem Besuch des Hard Rock Cafés wurden noch ein paar Souvenirläden abgeklappert. CK kaufte sich ein Budapest-Tshirt. Leider war es bereits zu spät um die Große Synagoge von innen zu besichtigen. So wurde stattdessen auf der Terrasse eines angrenzenden Cafés Bier getrunken und ein wenig Tschechien-Kroatien (1-1) verfolgt. Zum Gebäudekomplex um die Synagoge gehört im Übrigen auch das Jüdische Museum Budapests, errichtet an der Stelle des Elternhauses von Theodor Herzl, dem Begründer des modernen politischen Zionismus. Später ging es zu Fuß zurück ins Hotel.

Zu Abend aßen unsere drei Protagonisten in einem Nachbarlokal des Lokals vom Vorabend. Guy und CK tranken leckeren ungarischen Pinot noir. Es gab eine ungarische Speiseplatte als Entrée und als Hauptspeise Hühnerbrust, mit Käse überbacken. Im Fernsehen lief England-Schottland (Endstand: 0-0.) Diesen Prestigepunkt gönnten CK und seine beiden Mitfahrer den Bravehearts aber sowas von ;-) Da Guy und CK recht müde waren, ging es an diesem Abend nicht mehr ins pralle Nachtleben, sondern brav ins Bett.

Am Samstag fuhren die drei Fans mit einem Taxi zum Castle Hill. Hier sticht vor allem die Matthiaskirche ins Auge. Auf einer Burgmauer der Fischerbastei wurden noch Fotos mit Blick über die Stadt geschossen. Der Name Budapest setzt sich übrigens aus den beiden Stadtteilen und zuvor selbstständigen Städten Buda (westlich der Donau) und Pest (östlich der Donau) zusammen.

Nach der Besichtigung des Burgviertels ging es mit der U-Bahn zum Heldenplatz. In der U-Bahn war Maskenpflicht. CK trug zur Sicherheit sogar eine Ffp2-Maske. Budapest hatte allerdings nur noch eine sehr niedrige Inzidenz (unter 10) und ca. 40% der Bevölkerung waren bereits komplett geimpft, teilweise mit dem russischen Sputnik-Impfstoff. Am Heldenplatz wurde bereits in den ungarischen Landesfarben rot-weiß-grün gezündelt. Die Stimmung war schon recht angeheizt. Erstmal holten Guy, David und CK mit ihrem negativen PCR-Ergebnis ihr Bändchen zum Einlass in die Fanzone und später ins Stadion ab. Ein Screenshot des Testergebnisses (mit QR-Code) und der Personalausweis mussten vorgezeigt werden. Die Daten wurden in eine Datenbank aufgenommen.

In der Fanzone trank CK wegen der herrschenden Affenhitze (über 35 Grad) erstmal zwei Radler, Guy und David starteten bereits mit Vollbier. Einige Leute meldeten sich per Messenger und fragten wie es in Budapest sei. Ihnen konnten positive Rückmeldungen versendet werden. Irgendwann war es Zeit zum Stadion aufzubrechen und zu Fuß ging es zur Puskás Aréna, benannt nach Ferenc Puskás, dem besten ungarischen Fußballer aller Zeiten, der mit Real Madrid zwischen 1958 und 1966 dreimal den Landesmeistercup und sechsmal die spanische Meisterschaft gewann. Als seine größte Niederlage gilt jedoch das allen deutschen Fußballfans bekannte "Wunder von Bern" als die favorisierten Ungarn im Finale 1954 gegen die Bundesrepublik Deutschland den Kürzeren zogen. So blieb diesem unglaublichen Weltklassefußballer ein Weltmeistertitel verwehrt. Der Einlass ins Stadion erfolgte nach auf den Tickets vorgegebenen Timeslots. Das Ticket auf dem Smartphone wurde von einer Ordnerin per Bluetooth aktiviert. Der entsprechende QR-Code wurde am Eingang zum Sektor C gescannt. Die Puskás Aréna hat drei Ränge: einen Ober-, Mittel- und Unterrang. Unsere drei Helden hatten Sitzplätze im Mittelrang, diagonal rechts über dem ungarischen Fanblock, in dem während des Spiels die Post abging. 61 000 Zuschauer hatten ihren Weg in das voll ausgelastete Stadion gefunden. Fast keiner trug eine Maske, da Masken im Stadion nur empfohlen, nicht aber gesetzlich vorgeschrieben waren. Per Liveticker verfolgte CK das Aufstiegsspiel Havelse-Schweinfurt. Endstand: 1-0. Der TSV Havelse, beheimatet im gleichnamigen Stadtteil von Garbsen, nahe Hannover, stieg somit in die Dritte Liga auf und wird nächste Saison in der HDI-Arena gegen 1860 spielen.

Zum Länderspiel gibt es nicht so viel zu berichten. Die Franzosen dominierten eigentlich die erste Hälfte, verpassten es aber mehrmals in Führung zu gehen. Griezmann, Benzema und zweimal Mbappé vergaben jeweils. Kurz vor dem Halbzeitpfiff spielte der linke Flügelspieler Fiola im Mittelfeld Doppelpass mit Sallai, zog halblinks das Tempo voll an, war von Varane nicht mehr einzuholen und überwand Lloris aus zehn Metern mit einem Schuss ins kurze Eck. 1-0 Ungarn! Der Glutofen von Budapest explodierte regelrecht. Leider verpasste David das Tor, weil er gerade Wasser holen war. In der zweiten Hälfte verteidigten die Ungarn weiterhin leidenschaftlich und die Franzosen enttäuschten. Sie spielten sich kaum noch Torchancen heraus. Eine nutzte Griezmann jedoch immerhin zum Ausgleich. Nun jubelte der französische Fanblock. Am Ende stand ein nicht unverdientes 1-1, das die ungarischen Fans wie einen Sieg feierten. Für CK war es vor allem schön endlich mal wieder in einem vollen Fußballstadion zu sein und eine lang vermisste echte Stadionatmospäre mitzuerleben. Von Geisterspielen im Fernsehen haben doch alle die Schnauze voll. Oder nicht?

Nach dem Spiel ging es zurück in die Fanzone um dort das Spiel der Deutschen gegen Portugal auf einem großen Fernsehschirm zu verfolgen. Zusammen mit ungarischen, französischen, portugiesischen und deutschen Fans. Die Truppe von Jogi Löw gewann hochverdient mit 4-2 gegen Portugal. Guy war davon eher weniger begeistert, David hingegen freute sich total. CK trank wegen der Hitze erstmal nur Wasser. David kam mit einem Ungar kurz ins Gespräch. Jeder wollte wissen, was die Luxemburger von der ganzen Geschichte um die Regenbogenflagge, LGBTIA+-Rechte usw. hielten. David erklärte ihm, dass die sexuelle Orientierung in Luxemburg total egal sei und wir das alles sehr entspannt sehen und Familien vielfältiger Natur sein können. Der Ungar sah das wohl anders und fand das neue Gesetz der Regierung Orban gut. Hier muss man präzisieren, dass dieses Gesetz keineswegs Homosexualität verbietet (wie es leider immer noch viele andere Staaten auf dieser Welt tun), wohl aber darüber mit Minderjährigen, bspw. im Rahmen eines Sexualkundeunterrichts in der Schule, zu reden, da nur die eigenen Eltern das Recht auf sexuelle Aufklärung ihrer Kinder hätten. Ein dummes Gesetz, was zudem die Rede- und Meinungsfreiheit einschränkt. Zwar mag der Eine oder Andere anmerken, dass gewisse Einschränkungen der Redefreiheit im Rahmen des Kinder- und Jugendschutzes von jeher gegeben sind (bspw. bei der Pornographie), aber nicht mal mehr drüber reden zu dürfen, dass es auch gleichgeschlechtliche Liebe gibt, ist unverhältnismäßig und wird vielen andersliebenden Jugendliche unnötigen psychologischen Schaden durch Stigmatisierung zufügen. Und an wen soll sich ein Betroffener wenden, wenn die eigenen Eltern eine Abneigung gegen Homosexualität haben und LGBT-Aktivisten nicht mehr legal mit ihm reden dürfen? CK bedauerte es keine Regenbogenflagge erstanden und mitgebracht zu haben.

Nach einer kurzen Rückkehr ins Hotel ging es zum Abendessen in ein Irish Pub. Während Guy ungarisches Bier trank, trank CK nun Guinness. Im Anschluss wollten die drei Jungs ins Szimpla Kert, doch das war an diesem Abend voll und man musste in einer Warteschlange warten. Das Ausgehviertel war überhaupt sehr voll mit vor allem jungen Menschen. In einem Laden namens Backyard wurde dann doch noch ein Sitzplatz gefunden und ein Bier bestellt. Als das Backyard geschlossen wurde, ging es auf ein letztes Bier in ein Striplokal. In Nähe des Hotels befanden sich gleich zwei Striplokale. Am Vorabend hatte man rausgefunden, dass das eine Lokal nur geimpfte Gäste akzeptierte, das Andere jedoch auch negativ Getestete. Mit dem negativen PCR-Test konnte das Zweite also betreten werden. So wurde noch ein bisschen den Mädels beim Pole Dancing zugesehen und der Abend klang entspannt aus.

Am Sonntag checkten unsere drei Helden nach dem Frühstück aus dem Hotel aus und nahmen ein am Vortag gebuchtes Shuttle zum Flughafen. Gegen 13 Uhr ging es mit der Luxair zurück in die Heimat. So endete eine rundum gelungene Auswärtsfahrt, die Lust auf wieder mehr Normalität, gerade in Sachen Fußball und Fankultur, gemacht hat. Hoffentlich dauert es nicht mehr lange bis zur Rückkehr nach Giesing. In dem Sinne: bis spätestens bald, nächste Saison irgendwo bei den Löwen, gez. euer CK.

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