11.-15.06.2015. DIE FAHRT IN DIE UKRAINE

An einem Donnerstag morgen um 8:41 Uhr fuhr CK mit einem Zug in die Hauptstadt. Nachdem er an einem Automaten Geld abgehoben hatte, ging es per Taxi zum Flughafen. Der Check-In-Automat fand leider nicht die Buchung unseres Helden und so musste er sich in die Warteschlange vor den Schalter stellen. Die Zeit wurde langsam knapp, doch irgendwann wurden die Passagiere nach Wien vorgezogen. CK hatte zwar zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei andere Fluggäste vor sich, doch er hatte dennoch nichts gegen dieses Privileg einzuwenden. Nachdem das Gepäck aufgegeben und die Bordkarten erhalten wurden, ging es durch die Sicherheitskontrolle und von dort gleich zum Gate, wo so eben das Boarding begonnen hatte.

Der Flug nach Wien verlief ohne Probleme. Hier hatte CK gerade einmal 40 Minuten zum Umsteigen. Diese sollten aber problemlos reichen. Mit einem Shuttlebus ging es von den B-Gates zu den G-Gates. An G9 wartete bereits Martin aus Basel, der seinen Sitzplatz noch umbuchen konnte, so dass CK und er gemeinsam in der letzten Sitzreihe nach Lviv fliegen konnten. Unterwegs wurde natürlich viel über Fussball i.Allg. und 1860 i.Bes. gequatscht.

In Lviv angekommen und an der Passkontrolle vorbei, holte CK sein Gepäck ab und beide Jungs tauschten an einer Wechselstube noch Euro in ukrainische Griwna um (Kurs 1:23,50). Mit einem Taxi (Preis: 211 UAH, für Europäer immer noch billig, aber um einiges höher als der offizielle und später für die Rückfahrt bezahlte Preis von nur 68 UAH) ging es zum Rynok Square, wo unsere beiden Helden zwei Gästezimmer im "On the Square" gebucht hatten. Preis: 4200 UAH für insgesamt vier Nächte. Die Zimmer waren schön rustikal ausgestattet, u.a. mit Holzparkettboden. Leider wurde CK's neue Visakarte vom Kartenleser nicht akzeptiert und so musste er bar bezahlen, womit er schon quasi sein ganzes Bargeld wieder ausgegeben hatte.

Die beiden Protagonisten unseres Berichtes begaben sich in der Folge auf eine erste kleine Erkundigungstour durch die Stadt. Dabei kamen sie an einigen Bankautomaten vorbei, an denen jedoch weder CK's Postbank-EC-Karte (V-Pay statt das in der Ukraine noch geläufige alte Maestro-System) noch seine easy Visa akzeptiert wurden. Der Luxemburger kontaktierte daraufhin bereits seinen Vater, damit der ihm über Western Union tags darauf Geld schicken sollte, aber das Problem sollte sich von selbst lösen. Dazu später mehr.

Zum Abendessen ging es in ein Restaurant gleich am Rynok Square. CK genehmigte sich eine Hühnersuppe mit Nudeln als Vorspeise und später leckeres Grillfleisch mit Reis und Salat als Hauptmenü. Auch Martin bestellte zwei Gänge. Beide Jungs zusammen hatten danach gerade einmal 355 UAH zu bezahlen! In einer Strasse mit diversen Kneipen klang der Abend aus. Auf einer Terrasse dort trank CK zwei Guinness (leider nur aus der Flasche, zum Gezapften besteht da schon ein Qualitätsunterschied). Der Ober sprach ihn auf sein Meat-Loaf-Tshirt an. "Nice shirt" meinte er ;-) Gegen Mitternacht ging es ins Bett.

Nach dem Duschen zog CK sich an und zusammen mit seinem Schweizer Freund ging es freitag morgens in die Innenstadt. Erstmal versuchte der Luxemburger an einer Bank Bargeld abzuheben. Diesmal klappte es mit der Visakarte. Vermutlich war diese erst einen Tag später fürs Ausland freigeschaltet worden. Das Geldproblem war nunmehr also gelöst.

Im Café Centaur gab es eine leckere Omelette mit Speck, dazu frischgepressten Orangensaft. Martin trank Kaffee. Frisch gestärkt brachen die beiden Jungs in die Stadt auf. In Lviv gibt es sehr viele Kirchen. So kamen die beiden Jungs u.a. an der Kirche Johannes des Täufers, aber auch an der St.Nicolas und der Paraskeva Church vorbei. Am Nachmittag ging es mit einem Sightseeing-Bus durch die "Kulturhauptstadt" der Ukraine. Dabei wurden zahlreiche Sehenswürdigkeiten bewundert: die Oper, das alte Feuerwehrhaus, weitere Kirchen, diverse Denkmäler und Statuen, der alte Pulverturm, der Friedhof, der Zirkus und die recht hübsche St.Georgs-Kathedrale, an der der Bus fünfzehn Minuten anhielt. Über Kopfhörer wurde einiges erklärt, auch interessante Anekdoten wurden dabei weitergegeben. So war bspw. zu erfahren, dass in Lviv eine der ersten elektronischen Strassenbahnen Europas fuhr, noch bevor London und Paris eine solche ihr eigen nennen konnten.

Nach einem Café Glacé im Da Vinci und einer weiteren Tasse Kaffee auf einer Terrasse in Nähe des Reiterdenkmal König Danylos ging es kurz zurück ins Hotel. Dort lief im Fernsehen u.a. eine Wiederholung des Spiels Irland-Polen (1:1), welches CK irrtümlicherweise erstmal für ein Livespiel hielt. Zu Abendessen ging es in die Knight's Gallery, wo CK sich ein leckeres Abendessen bestellte: eine Fleischsuppe einheimischer Art und danach Fleisch in Pilzrahmsoße. Als CK irgendwann auf der Toilette saß, hämmerten zwei Mädels wie wild an die Tür. Jene glaubten wohl, ein Freund von ihnen sei da drinnen. Als CK schliesslich die Tür aufmachte, brachen sie in schallendes Gelächter aus, waren nicht mehr zu beruhigen und liefen eilig davon. Nach zwei wirklich leckeren dunklen Bier auf einer Terrasse bei Krimtartaren (Preis für eine Hoibe übrigens ca. 68 Cent !!! ein TRAUM!) ging es zurück ins Hotel.

Am Samstag ging es nach einem Kaffee an Unigebäuden vorbei zum Friedhof. Für 20 UAH Eintritt konnte dieser besichtigt werden. Hier liegen wohl einige berühmte Leute begraben und die Grabstätten sind generell sehr schön und teilweise sogar recht kreativ. Es gibt eine grössere Gedenkstelle für die polnischen Gefallenen im ersten Weltkrieg. Dort war gerade eine Delegation der polnischen Armee anwesend, drei Frauen salutierten. Nicht weit davon entfernt befanden sich noch sehr frische Gräber ukrainischer Soldaten (datiert auf Sommer 2014), die mit Blumen überhäuft waren. Dort lagen vor allem junge Männer, die weniger alt als CK geworden sind, Opfer Putins aggressiver Aussenpolitik. CK schluckte, als er eine Frau (vermutlich die Mutter) an einem Grab stehen sah. In Lviv selbst merkte man rein gar nichts davon, aber hier wurde einem schlagartig wieder klar, dass die Ukraine sich derzeit immer noch im Kriegszustand mit Russland befindet. Schrecklich! Wieviele junge Menschen müssen noch sterben bis dieser Konflikt endlich endgültig beigelegt wird?

In der Mittagspause ging es zurück in die Innenstadt. Vor dem Beer Theatre sassen die an diesem Tag angereisten Supporter Kevin und Mich bei ihrem ersten Bier. Das Beer Theatre ist eine besondere Location am Rynok Square. Hier werden selber gebraute Biere mit lustigen Etiketten von Politikern verkauft und ausgeschenkt. So gibt es bspw. ein Obama Stout, ein Blondes mit Angela Merkel drauf (das "Frau Ribbentrop") und ein Bier mit diesem unsäglichen "Dickhead" Putin. CK trank natürlich ein Obama Stout, er bevorzugt nun einmal dunkle Biere. Kevin und Mich warteten noch darauf in ihr Zimmer einchecken zu dürfen, was sie später auch taten. Martin und CK bestiegen derweilen den Rathausturm. So einige Treppen (mit angeblich insgesamt ca. 740 Stufen) mussten erklommen werden bevor sich ihnen oben eine herrliche Aussicht über das alte wie neue Lviv bot.

Mit dem Wondertrain ging es nachmittags noch einmal durch Teile Lvivs, die Fahrt war jedoch bedeutend kürzer als mit dem Bus am Vortag. Lustig war, dass an einem Haus erwähnt wurde, dass dort mal der berühmte Literat Leopold von Sacher-Masoch gewohnt habe, nach dem "ein Begriff in Psychologie" benannt worden sei. Selbstverständlich wurde nach ihm der "Masochismus" benannt, wieso das nicht offen sagen ? ;-)

Nach einem Bier auf der Terrasse gegenüber vom Hotel begaben sich CK und Martin ins Leopolis, wo die Spieler und die Verbandsfunktionäre einquartiert waren. Jean Schiltz gab CK fünf Karten fürs Spiel, eine mehr als notwendig. Kevin und Mich kamen ebenfalls vorbei. Nach und nach kamen immer mehr Spieler aus ihren Zimmern hinunter, einige wie da Mota sprachen mit CK. Auch der Mannschaftsarzt und ein Journalist vom Luxemburger Wort wechselten einige Worte mit den Fussballfans. Es sollte alsbald mit dem Bus zum Abschlusstraining gehen. Allerdings ohne die Fans. Mich begab sich wieder ins Hotel, er war leider gesundheitlich ein wenig angeschlagen. Kevin, Martin und CK statteten den Krimtartaren mit dem extrem billigen Bier wieder einen Besuch ab.

Zu Abend assen die vier Fussballfans im Atlas, einem Restaurant, was ihnen von Natalya, einer Hotelangestellten, empfohlen worden war. CK genehmigte sich erst eine leckere Ukrainian Borsch Soup (eine recht leckere Rote-Beete-Suppe) und dann eine recht große schmackhafte Fleischplatte. Nach einem Bier in Beer Theatre ging es wieder zum Leopolis, wo Präsident Pol Philipp die illustren Gäste noch auf ein Bier einlud. Hier kamen sie noch mit einem älteren Herrn des "Roude Léiw"-Fanclubs und einem Wortjournalisten ins Gespräch. Pressesprecher Marc Diederich erzählte zudem, dass er bei Kaiserslautern-St.Pauli im Stadion gewesen sei und sich schwarz geärgert hätte. Gegen Mitternacht ging es ins Bett.

Am Sonntag erkundigten Mich und Kevin Lviv noch etwas näher. Martin und CK liessen den Tag ruhig angehen. Nach einem Frühstück im Café Centaur ging es zum Potocki Palace und von dort in den Stadtpark. Nach einer Cola im Park landeten die beiden Helden in einem Wiener Kaffeehaus. Hier gab es u.a. Kaffee mit Kahlua. Den Nachmittag verbrachten sie im Hotel, wo eine Wiederholung der Spiele vom Vortag im Fernsehen lief, darunter u.a. Irland-Schottland (1:1). Kevin und Mich kamen von ihrer Tour zurück. Mich ruhte sich erstmal wieder ein wenig aus, während Kevin mit CK und Martin bei bestem Sommerwetter auf ein paar Bierchen aufbrach.

Gegen halb sechs kam ein Taxifahrer zum Rynok Square um die vier Luxemburger zum Stadion abzuholen. Da sie noch ein Ticket zuviel hatten, luden sie den guten Mann dazu ein mitzukommen. Die Arena in Lviv liegt ziemlich ausserhalb in der Pampa, eigentlich eine scheiss Lage. Die Fahrt dorthin war komplett verrückt. In seinem alten BMW hatte der leider kaum englisch sprechende Taxifahrer doch tatsächlich noch einen alten Kassettenspieler. In denselben legte er nun eine MC ein und CK traute seinen Ohren nicht mehr. Der gute Mann stand auf italienischen Schlager: Adriana Celentano ("Azzurro"), Toto Cutugno ("L'italiano"), Bine ("Mama Leone"), Eros Ramazotti... Musikstücke, die CK's Eltern vor vielen Jahren auf Kassette im Auto gehört haben, als er noch ein Kind war. Musik aus den schönen 80ern. Auch die Anderen waren begeistert. "Mit italienischem Schlager im deutschen BMW am Sowjetdenkmal vorbei zum Fussballstadion und dies im Bürgerkriegsland Ukraine. Was für ein surrealer Moment!" meinte Kevin lachend. Fürwahr!

Am Stadion gab es keine wirklichen Parkplätze. Die Fussballfans parkten einfach in einer Wiese. Der Taxifahrer fand einen ganz besonders netten Platz. Ein kleines Loch mit Brennesseln und anderem Gestrüpp darin. Alle fünf stiegen aus und CK war skeptisch ob der Wagen hier ohne Anschieben wieder rauskommen würde. Aber erstmal ging es zum Länderspiel!

Unsere fünf Helden hatten Sitzplätze auf der Haupttribüne inmitten ukrainischer Fans. Das Stadion war recht voll, insgesamt 21 635 Zuschauer hatten den Weg in die Arena gefunden, darunter auch so einige hübsche Frauen. Überhaupt sind die Frauen in der Ukraine sehr attraktiv :) Der Taxifahrer telefonierte derweil mit so einigen Leuten, vermutlich musste er seiner ganzen ungläubigen Familie und Freunden erzählen, wo er doch tatsächlich jetzt gelandet sei: auf dem Länderspiel gegen Luxemburg. Die Tickets sind für Einheimische vermutlich recht teuer und nicht jeder kann sich einen Besuch leisten. Der Mann war sichtlich glücklich.

Im eigentlichen Fanblock der Ukrainer befand sich nur ein kleines Grüppchen, welches wirklich eisern supportete. Der Rest des Stadions war jedoch guter Laune und mehrmals ging die La Ola durchs Rund. Zudem wurden einige Male die auf allen Sitzen vor dem Spiel verteilte Papptafeln in blau und gelb hochgehalten. Einige Soldaten der ukrainischen Armee waren ebenfalls in einem extra für sie reservierten Bereich des Stadions anwesend, jene wurden ebenfalls als Volkshelden gefeiert.

Zum Spiel gibt es nicht viel zu sagen. Die roten Löwen verpassten es halt bei der frühen Großchance durch da Mota in Führung zu gehen und dem Spiel einen vielleicht anderen Verlauf zu geben. Sie wehrten sich gut, waren aber spielerisch komplett unterlegen, jedoch ohne allzuviele Chancen zuzulassen. Zur Pause stand es 0-0, ein Resultat, welches CK als Endresultat sofort unterschrieben hätte. In Halbzeit zwei jedoch drehten die Ukrainer richtig auf und waren mindestens eine, wenn nicht zwei Klassen besser, erzielten recht schnell zwei Tore und gewannen- auch in dieser Höhe- verdient mit 3-0, wenngleich das letzte Tor völlig unnötig war. Joubert hatte den Ball klasse pariert, Chanot musste ihn eigentlich nur noch raushauen, spielte stattdessen aber einen misslungenen Querpass im eigenen Strafraum (Querpässe im eigenen Strafraum sind eigentlich eh was für den FC Barcelona, nicht für Luxemburg!), ein Ukrainer stibitzte den Ball und machte alles klar.

Der BMW fuhr trotz fünfköpfiger Besatzung dank Hinterradantrieb problemlos aus dem Loch in der Wiese wieder hinaus. CK war beeindruckt. Der gutgelaunte Taxifahrer brachte die vier Fans mit italienischer Musikuntermalung zurück in die Stadt. Dort verabschiedeten sich die Luxemburger von ihm. Der Abend klang bei einem guten Essen im Café Centaur aus. CK bestellte sich erst wieder eine Ukrainian Borsch Soup und als Hauptspeise Kalbsmedaillon mit einem leckeren Brei. Zum Dessert gab es einen Irish Coffee. Sehr lustig war, dass irgendwann ein einheimischer Gast unseren vier Protagonisten einen Zettel auf den Tisch legte. Auf diesem stand in englischer Sprache, dass er und seine Freunde die Jungs im Fernsehen gesehen und nun wiedererkannt hätten, es ein gutes Länderspiel gewesen sei, sie Lviv noch geniessen sollten und Luxemburg ein liebenswertes Land sei. So schnell wird man also in der Ukraine zu "Fernsehstars"! ;-)

Am Montag vormittag checkten Martin und CK aus. Es begann zum ersten Mal seit der Ankunft in der Ukraine zu regnen und sie tranken erstmal Kaffee im Innern eines Cafés. CK aß später zudem auch zu Mittag. Mit einem Taxi ging es gegen 14 Uhr zum Flughafen, von wo aus es mit ca. einer Viertelstunde Verspätung nach Wien ging. In Wien trennten sich die Wege unserer beiden Helden. Martin flog gleich weiter nach Zürich, während CK erstmal ein paar Stunden totschlagen musste, bevor es auch für ihn mit der Luxair heim nach Luxemburg ging. In demselben Flieger befand sich übrigens auch Sportminister Romain Schneider, den CK an diesem Abend jedoch nicht mehr ansprach. Mit Bus und Zug ging es zurück auf den Belval, der kurz vor Mitternacht erreicht wurde. So endete die letzte Auswärtsfahrt vor der Sommerpause, gez. euer CK.

Home