Warum das Modell Schweden ungeeignet ist ...
Für die Rechte der Sexworker und die Legalisierung ihres Berufsstandes
von Christian Klein

In Luxemburg wurde die letzten Monate viel über das sogenannte schwedische Modell geredet. Hierbei handelt es sich um die Umsetzung eines (neo-)abolitionistischen Paradigmas die Problematik von Menschenhandel und Prostitution betreffend. Bei diesem Modell wird eine Prostituierte grundsätzlich als Opfer angesehen, als Opfer des Patriarchats und sexueller Ausbeutung, ihr Kunde jedoch wird kriminalisiert und zu hohen Geldstrafen oder gar zu einer Haftstrafe verurteilt. In Luxemburg ist ein ähnliches Modell mittlerweile angedacht, sowohl CSV als auch LSAP (also beide Regierungsparteien) haben sich positiv über eine Freierbestrafung ausgesprochen, Lydie Err (LSAP) hat sogar einen Gesetzesvorschlag unterbreitet, der allerdings keine Geldstrafen für Freier vorsieht, sondern gemeinnützige Arbeiten und/oder obligatorische Aufklärungskurse über Menschenhandel, insbesondere von Frauen und Kindern. Doch wird dieses Modell seinen Zielen gerecht ? Welche Nebenwirkungen bringt es unter Umständen mit sich ? Wie könnten Alternativen dazu aussehen ? Und sind die Politiker überhaupt in der Lage zwischen Menschenhandel und Prostitution zu unterscheiden, wo sie doch so gerne beides in einem Atemzug zusammen erwähnen ? Diese Fragen sollen in der Folge weiter erörtert werden.

Eins mal vorneweg: Völlig unabhängig davon wie der einzelne Leser persönlich und politisch zur Prostitution stehen mag, es sollte ja wohl einleuchtend sein, daß zu diesem Thema (wie bei jedem anderen Thema auch) zunächst mal die direkt Betroffenen angehört werden sollten. Genau dies passierte aber eben nie im selbsternannten Vorzeigeland Schweden. Das betreffende Gesetz wurde 1999 über die Köpfe der Prostituierten hinweg votiert und bis heute will kaum ein Beamter wissen, was die werten Damen selbst davon halten. Zu Talkrunden im Fernsehen werden die buntesten Gruppen eingeladen, aber Sexarbeiter sucht der Zuschauer dort leider vergebens. Allenfalls ein paar frustrierte Ex-Prostituierte oder Opfer von Menschenhandel sind dort auffindbar und so entsteht in der Gesellschaft ein Zerrbild des ältesten Dienstleistungsgewerbes der Welt. Ein Zerrbild deswegen, weil nur einseitig die negativen Aspekte und Problematiken dieses Berufsstandes und seiner realexistierenden Strukturen thematisiert werden. Doch in jedem Beruf finde ich problemlos Menschen, die unzufrieden sind, schlimme Erfahrungen im Leben und/oder bei der Berufsausübung gemacht haben und nun kein gutes Haar mehr an diesem Job lassen. So ensteht ein Zerrbild was jede noch so absurde Massnahme zur Eindämmung der Prostitution, ungeachtet möglicher Nebenwirkungen, rechtfertigt. Wieso wird die Vereinigung der schwedischen SexworkerInnen nicht angehört ? Auch wenn einem missfällt, was diese zu sagen haben, so sollten gerade sie ja wohl die Chance bekommen sich zu dem angeblich so tollen Modell äussern zu können. An dieser Stelle zeigt sich schon, dass etwas gravierend faul an diesem schwedischen Modell sein muss.

Doch erstmal ein paar grundsätzliche Gedanken zum Thema der käuflichen Liebe. Prostitution gab es zu allen Zeiten in der Weltgeschichte und es wird sie wohl auch immer geben. Was müsste passieren damit es sie nicht mehr gäbe ? Jeder Mensch müsste jederzeit sexuell völlig befriedigt sein. Wie soll das möglich sein ? Es wird immer einsame Singles geben, Menschen, die nicht befriedigte sexuelle Bedürfnisse verspüren, Menschen auf der Suche nach neuen Kicks ... Eine Welt in der alle sexuell wunschlos glücklos sind, wäre mir zwar auch lieber, aber die ist wohl leider utopisch. So wird es also auch immer eine entsprechende Nachfrage nach käuflichen sexuellen Dienstleistungen geben. Und wo eine Nachfrage ist, da findet sich auch immer ein Angebot, was nach der monetären Gegenleistung frohlockt. Eine Gegenleistung, die natürlich umso höher ist, je mehr Nachfrage es gibt und je knapper das Angebot ist. Prostitution gibt es heute selbst in islamischen Ländern wie Saudi-Arabien, wo darauf sogar die Todesstrafe steht ! Teilweise werden rechtliche Nischen gesucht, die angeblich noch Sharia-kompatibel sein sollen wie Verlobungen auf Zeit bspw. Heuchelei allererster Klasse ! Es muss also endlich jeder einsehen: Prostitution wird es immer geben, es ist die älteste Dienstleistung der Welt und niemand kann sie von der Erde tilgen. Sogar die Nazis haben es versucht oder Fidel Castro auf Kuba. Natürlich ohne Erfolg. (Dass die Nazis heimlich selbst Bordelle in KZ´s unterhalten haben, sei hier nur am Rande erwähnt.) Würde heute noch jemand in den USA sagen, die Prohibition von Alkohol wäre eine gute Sache gewesen ? Nein ! Die Kriminalität wuchs ins Unermessliche, Schwarzbrennereien en masse, Korruption, Kämpfe zwischen Mafiabanden, offene und strukturelle Gewalt ... Wenn staatliche Verbote nicht Alkohol stoppen können, wie sollen sie erst Prostitution stoppen, wo der Sexualtrieb sicher noch ausgeprägter bei Menschen sein wird als das Bedürfnis zu trinken ? Eben, sie werden logischerweise scheitern. Wenn nicht einmal totalitäre Regime dieses Gewerbe ausschalten können, wie soll es dann einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat gelingen ? Der Eine oder Andere wird jetzt vielleicht anmerken, dass auch keine noch so strengen Gesetze Mord und Totschlag stoppen können, dafür aber diese Verbrechen trotzdem nicht legalisiert werden. Das ist richtig, aber wieso ist es verboten jemand anders zu ermorden ? Natürlich, weil demjenigen das Leben genommen wird. Gesetze sind dazu da, die Freiheit, das Leben und das Eigentum der Bürger zu schützen. Doch schützen Gesetze gegen Prostitution wirklich die Menschen, die sie zu schützen vorgeben ?

Zunächst einmal gibt es nicht DIE Prostitution. Es gibt die verschiedensten Formen von Sexarbeit sowohl was Ausübungsorte als auch Herkunft, sozialer Status, Motivation der ArbeiterInnen usw. angeht (Näheres dazu in der vom Gleichstellungsministerium beantragten ILRes-Kartographie). Fangen wir zunächst mal an mit der Beschaffungsprostitution. Hierbei handelt es sich um arme Menschen, die drogensüchtig sind und auf diese Art und Weise sich Geld für ihren nächsten Schuß besorgen wollen. Madame Loschetter (Grüne) meinte mal, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen bei diesen traurigen Gestalten sei "ekelhafte Ausbeutung", die bestraft werden müsse. Moralisch hat sie vollkommen recht, aber das ändert nichts daran, dass diese Menschen weiterhin auf Geld angewiesen sind. Wenn ihnen nun ihr Beschaffungsmarkt kaputt gemacht wird, müssen sie sich das Geld für die Drogen anderweitig besorgen. Also durch Überfälle, Einbrüche, Diebstähle ... die Beschaffungskriminalität wird steigen. Sogesehen kann unsereiner noch froh sein, dass es tatsächlich Menschen gibt, die ihre Sexualität gegen Geld bei diesen armen Menschen ausleben. Das klingt jetzt hart und zynisch, ist aber eben nunmal FAKT. Eine mögliche Alternative wäre natürlich, dass der Staat ihnen das Geld für die Drogen vorschiesst oder am besten gleich die Drogen selbst. Dies ist aber eigentlich m.E. nicht die Aufgabe eines Staates. Dennoch ist es natürlich richtig an dieser Stelle über eine völlig neue, weniger repressive Drogenpolitik nachzudenken, wie sowohl Grüne als auch der ADR sie bereits angedacht haben.

Auch wenn die Beschaffungsprostitution wohl grösstenteils auf der Strasse stattfindet, sollte man diese jedoch nicht mit der Strassenprostitution als solche gleichsetzen. Nicht jede Frau auf der Strasse ist drogensüchtig. Dennoch ist die Strassenprostitution natürlich ein Problem. Es muss klar sein, dass diese reglementiert ablaufen muss. In einem Wohngebiet, wo Familien leben, wäre sie völlig fehl am Platz. Es muss also ein Anliegen der Politik sein, die Prostitution von der Strasse zu bekommen, von wenigen Toleranzzonen vielleicht mal abgesehen (in Luxemburg-Stadt wird das Anschaffen heute in drei bestimmten Strassen geduldet.) Auch hier soll sich der Leser einfach mal eine Frage stellen: wieso trifft man nie auf der Strasse Leute, die einem Alkohol andrehen wollen ? Natürlich, weil es schlichtweg keinen Sinn machen würde, schliesslich gibt es genug Kneipen, wo Alkohol ausgeschenkt wird. Doch Prostituierte haben es schwer heute einen geeigneten Platz für die Ausübung ihrer Dienste zu finden. Darauf wird später noch weiter eingegangen werden.

In Luxemburg gibt es auch die Prostitution in sogenannten Cabarets, womit Striplokale gemeint sind. Offiziell sind dort nur Tänzerinnen eingestellt, mit denen der Besucher gerne eine Flasche Champagner in einem Séparée trinken darf. Dass es dort auch mitunter zu sexuellen Handlungen kommt, ist bestens bekannt, auch wenn die Damen und die Lokalbetreiber das natürlich vehement abstreiten und leugnen werden. Die dort arbeitenden Mädels haben wahrlich nicht den schönsten Beruf. Es ist auf Dauer sicher nicht gerade förderlich für die eigene Gesundheit, dauernd irgendne Plörre mit den Gästen zu saufen. Und rein finanziell fällt wohl auch nicht gerade viel ab. Das Geld wird vermutlich der Besitzer des Cabarets einstreichen und die Mädels selbst müssen sich mit dem Mindestlohn oder einem Lohn knapp darüber zufrieden geben. Dass dies keinem halbwegs intelligenten Bürger einleuchten, geschweige denn gefallen wird, versteht sich von selbst. Wieso sollten die Mädels nicht für sich selbst arbeiten ? Um es marxistisch auszudrücken: was benötigen SexarbeiterInnen für Produktionsmittel ? Zuerst einmal den eigenen Körper (der sowieso das Eigentum eines jeden Menschens ist), vielleicht noch ein paar Spielsachen und erotische Kleider und einen Ausübungsort (Appartement, Bordell), wobei letzteres noch nicht mal sein muss, wenn die Sexarbeiter sich für die Möglichkeit von Haus- und Hotelbesuchen entscheiden. Daneben vielleicht noch Werbemöglichkeiten (Internet, Annoncen in Zeitschriften wie dem Luxbazar usw.) Es gibt m.E. keinen Grund wieso ein Sexarbeiter sich diese wenigen Produktionsmittel nicht problemlos selber aneignen könnte, als Freiberufler sozusagen. Doch diese Möglichkeit wird enorm erschwert. Schliesslich wird die Aufenthaltserlaubnis von Migranten davon abhängen ob sie Arbeit haben oder nicht. Da Prostitution nunmal nicht wirklich als Beruf anerkannt wird, das Strippen in einem Cabaret hingegen schon, kann man sich den Rest denken. Der Cabaretbesitzer lacht sich wohl ins Fäustchen.

Last but not least gibt es dann tatsächlich die Prostitution in Appartements und Wohnungen. Hier ist jedoch oft unklar, ob es sich dabei um auf eigene Faust wirtschaftende Sexarbeiter handelt oder dahinter doch ein Organisationsring von Zuhältern und u.U. sogar kriminellen Menschenhändlern steckt. Für diese Form der Prostitution wird in Zeitungsannoncen und im Internet Werbung gemacht. Was Erstere angeht, hat der Abgeordnete Xavier Bettel (DP) im Parlament mal dem Justizminister Frieden (CSV) angeraten, den werten Luxbazar aufzuschlagen, den dieser nach eigener Aussage sich wohl noch nie angesehen hatte. Darin befinden sich in jeder Ausgabe genug Seiten mit kommerziellen Sexangeboten. Das Pikante daran: solcherlei Werbung ist in Luxemburg eigentlich strafbar. Scheinbar interessiert es die Regierung aber eh nicht, wenn hier Gesetze nicht eingehalten werden. Persönlich muss ich jedoch sagen, dass ich diese Art zivilen Ungehorsams explizit begrüsse, da das Verbot von Werbung schlichtweg falsch und kontraproduktiv ist. Allzu grosse Einschränkungen bzgl. Werbemöglichkeiten und Ausübung der Sexarbeit führen nur dazu, Prostitution in den Untergrund zu drängen und damit mitunter in kriminelle, undurchschaubare und nicht selten gefährliche Strukturen. Nehmen wir nur mal das Gesetz, welches Hotelbesitzern und Vermietern verbietet, ihre Zimmer und ihre Wohnungen an Prostituierte oder andere in Prostitution involvierte Personen zu verkaufen. Dies treibt zum einen die Prostituierten auf die Strasse (wo sie sich nicht duschen können, nicht mal ein Bett haben und Sex nur im Auto des Kunden in einer abgelegenen Gegend haben können, was gefährlich ist und zudem verboten wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses). Zum Anderen treibt es die Prostituierten wohl gerade in die Abhängigkeit von Vermittlern und Mittelsmännern. Offizielle Begründung des Schmarrns: die Prostitution soll nicht gefördert werden und die Zuhälterei muss bekämpft werden. Wieder mal ein schlichtes Eigentor der Politik. Diese Paragraphen müssten schleunigst in den Reißwolf.

Bei den Gründen für die Ausführung von Sexarbeit muss streng unterschieden werden zwischen Freiwilligkeit und Zwang. Luxemburg hat sich gegenüber der UNO verpflichtet, Menschen-, insbesondere Frauen- und Kinderhandel zu bekämpfen. Daran muss festgehalten werden. Doch es nützt nichts und ist völlig fehl am Platze, wirr verschiedene Dinge zusammenzumixen. Es muss ausreichend differenziert, differenziert und nochmals differenziert werden. Gerade um den angesprochenen Handel effektiv bekämpfen zu können, braucht es klare Strukturen, die unterscheiden helfen und die Arbeit der Polizei effizienter und vor allem freiheitsverträglicher gestalten. Die Polizei soll schliesslich Verbrechen bekämpfen und nicht harmlose, unschuldige Bürger und Bürgerinnen kriminalisieren. Es sei auch noch angemerkt, dass auch nicht pauschal jede SexarbeiterIn mit Migrationshintergrund als Zwangsprostituierte angesehen werden sollte, auch dies würde der Komplexität dieses Themas nicht gerecht werden und zudem gefährliche Anschlussmöglichkeiten zu rechten, ja gar rassistisch-xenophoben Theorien bieten. Doch sind unsere Politiker in der Lage derart zu differenzieren ? M.E. grösstenteils leider NEIN, denn sonst würden nicht dauernd Prostitution und Menschenhandel in einem Atemzug genannt werden, was eine Diskussion über Sexarbeit sehr problematisch macht und logischerweise zu einer Präferenz des abolitionistischen Modells führen MUSS. Implizit wird beides miteinander gleichgesetzt und dies hat eben fatale Folgen.

Zunächst einmal muss man anmerken, dass die Prostitution in Schweden völlig falsch definiert ist. Prostitution wird dort angesehen als Gewalt von Männern gegen Frauen. Das wird als feministische Errungenschaft dort angepriesen, ist aber im Grunde inhärent sexistisch. Zunächst einmal wird suggeriert, dass alle Kunden Männer sind und alle Prostituierte Frauen. Hierbei wird komplett übersehen dass es auch sehr viele männliche Stricher, auch in Schweden, gibt. Zudem Transsexuelle. Auch gibt es weibliche Freier. In Jamaika bspw. bieten schwarze Männer älteren, weissen Touristinnen sexuelle und erotische Wohltaten gegen Geld an. Dass Frauen ne sanftere Sexualität haben und ohne Romantik keinen Sex haben können, wird längst wissenschaftlich in Frage gestellt und somit auch die Tatsache, dass Frauen kein Geld für Sex ausgeben. Es kann sogar gut sein, dass in Zukunft verstärkt auch Frauen Dienste von Gigolos in Anspruch nehmen werden, da die Gleichberechtigung Frauen auch offener und tabuloser werden lässt, schliesslich muss frau nicht mehr das brave Frauchen zuhause am Herd sein. Auch wird das Arbeitsverhältnis völlig einseitig interpretiert. Der Käufer hat die Macht, weil er das Geld hat, der Verkäufer hingegen ist ein armes Opfer, was keine andere Wahl hat als seinen Körper zu verkaufen um an dieses Geld heranzukommen. Es wäre ein Leichtes nun diese Interpretation der Sexarbeit völlig auf den Kopf zu stellen und mit der gleichen Berechtigung zu behaupten, dass im Grunde doch der Verkäufer die Macht hat, er wird begehrt, er bekommt Geld, hingegen der Käufer sich beschämt sagen muss, dass er Opfer seines Triebes ist und ihn das sogar noch Geld kostet. Viele Prostituierte argumentieren sogar so und geniessen die Macht, die sie über ihre oft nervösen und unsicheren Kunden haben, die sie erstmal führen müssen und deren Orgasmen sie kontrollieren können. Dies sollte klarmachen, dass viele Interpretationen nur vom eigenen Standpunkt abhängen und daher nie die eigene Interpretation als für alle als die einzig richtig zu Geltende gemacht werden sollte. Lieber sollte man jedem Menschen erlauben, seine eigene Interpretation zu haben und dies läuft schlussendlich auf die Entscheidungsfreiheit eines jeden Menschen hinaus, sich zu prostituieren oder auch nicht, Sexdienste gegen Geld in Anspruch zu nehmen oder auch nicht. Viele Prostituierte werden wütend, wenn sie als Opfer dargestellt werden, viele Freier nicht minder, wenn sie als Täter und Handlanger eines ominösen Patriarchats bezeichnet werden. Diese Propaganda wertkonservativer nicht selten puritanischer Radikalfeministinnen ist nicht länger hinnehmbar. Männer werden immer nur als Täter gedacht und Frauen als Opfer. Solch übler Kollektivismus ist abscheulich !!! Und was ist eigentlich mit BDSM ? Diese Praktiken sind ja sehr beliebt bei den Luxemburger Kunden laut Umfrage. Ist die Frau auch dann noch ein ausgebeutetes Opfer, wenn sie ihren Kunden sogar fesseln und beherrschen darf und derselbe seine Herrin noch nicht mal berühren darf ? Wie verträgt sich dies mit der Propaganda der Feministinnen ? Und wenn wir schon dabei sind: wieso behaupten dieselben Ideologen immer wieder, Sexarbeit sei der Verkauf des Körpers ? Da wird kein Körper verkauft, sondern eine sexuelle Dienstleistung, deren Ausübung halt Genitalien miteinschliesst. Das sind zwar intime Zonen, aber im Grunde doch genauso normale Arbeitswerkzeuge wie Hände. Die Hervorhebung der Genitalien kann wohl nur mit der jüdisch-christlichen Religion erklärt werden, deren gleichzeitige Verheiligung und Beschämung der Genitalien und der Sexualität bis heute in den Köpfen der Menschen nachwirkt, auch bei säkular-atheistischen Zeitgenossen. Doch genausowenig wie jeder andere Dienstleister nach der Ausübung seiner Tätigkeit Teile seines Körpers verloren hat, genausowenig verliert eine Prostituierte Organe. Würde man wirklich den Körper eines Menschen kaufen, würde man nachher mit einem Herz, einer Leber oder einer Niere aus dem Bordell rauslaufen. Körperverkauf wäre nämlich Organhandel.

Viel schlimmer als der Sexismus gegen Männer ist jedoch der Sexismus gegen andersartige Frauen bei Frauenlobbys wie der CNFL. Dass solche Agitatorinnen immer nur Männer als Täter sehen, geschenkt. Diese Blindheit findet man auch bei Themen wie häuslicher Gewalt oder Missbrauch von Kindern. Dinge, die ja angeblich nur von Männern ausgeübt werden, was aber schlichtweg nicht wahr ist, die Gewalt von Frauen wird nur meist nicht erkannt, totgeschwiegen oder bagatellisiert (cf.dazu Arne Hoffmann.) Doch dass nun Frauen anderen Frauen das Recht auf Selbstbestimmung absprechen, ist erschreckend. Verteidigt eine Prostituierte ihre freie Berufswahl, wird gleich rumgeschrien, diese sei ja eh sexuell missbraucht worden in ihrer Kindheit oder wäre bereits indoktriniert worden von ihren Peinigern, könnte nicht mehr zwischen Sex und Gewalt unterscheiden usw. Frauen, die sich dieser Interpretation widersetzen, gelten als Verräter am eigenen Geschlecht oder gar als Kollaborateure des Patriarchats. SexarbeiterInnen werden als arme, unmündige Wesen betrachtet, die nicht mitbekommen dass sie Tag für Tag vergewaltigt werden. Welches Bild haben diese Feministinnen von Frauen ? Doch genau dies ist die logische Konsequenz ihres Denkens, das Frauen nunmal nur als Opfer betrachtet.

Jahrzentelang kämpfte die Frauenbewegung völlig zurecht für wichtige gesellschaftliche Umwälzungen: für das Frauenwahlrecht, das Scheidungsrecht, die freie Berufswahl, gegen sexuelle Nötigung in der Ehe, gegen die verschiedensten anstössigen Formen von Gewalt gegen Frauen, für Gleichberechtigung und Chancengleichheit, aber vor allem auch für das Recht auf Selbstbestimmung und für das Recht auf den eigenen Körper. Gerade Letzteres wurde immer und immer wieder betont. "Mein Körper gehört mir !" wurde geschrien um das Recht auf Verhütung, Familienplanung und eben auch Abtreibung durchzusetzen (Dass Letzteres etwas problematisch ist in Hinblick auf das Recht ungeborenen Lebens, sei der Einfachheit halber jetzt mal ausgeblendet). Doch wieso gilt das Recht auf den eigenen Körper und das damit verbundene Recht auf sexuelle Selbstbestimmung plötzlich nicht mehr, wenn Geld im Spiel ist ? Eine Frau hat das Recht sexuelle Dienstleistungen aller Art anzubieten. Eine Frau hat das Recht auf sexuelle Freiheit von Keuschheit bis zur Promiskuität. Eine Frau darf mehrere Männer haben oder auch keinen. Wieso aber sollte sie nicht mit Männern Sex haben und damit einen Teil ihres Lebensunterhaltes bestreiten ? Werden solche Frauen vielleicht als Gefahr angesehen ? Als Gefahr für die eigene Ehe ? Die Angst, dass der eigene Ehemann vielleicht woanders gegen Geld sich das holt, was er zuhause nicht bekommt ? Mag sein, aber diese Angst rechtfertigkeit keine Fremdbestimmung über anderer Leute Leben. Persönlich glaube ich, dass hier, bewusst oder unbewusst, noch eine alte, rigide Sexualmoral ihr Unwesen treibt. Ist es etwa ein Zufall, dass die gleichen Frauen auch liebend gerne Pornographie, sprich die gesamte Sexindustrie als solche, verbieten würden ? Eine latente Männer- und Sexualfeindlichkeit ist wohl leider nicht von der Hand zu weisen. Doch gottseidank gibt es auch Feministinnen, die das alles ganz anders sehen. Sex-positive Feministinnen reden vom Recht der Frauen auf Pornographie und Prostitution und marschieren nicht selten an der Seite von Sexarbeitern, die für ihre Rechte kämpfen. In den USA seien hier u.a. Wendy McElroy, Nadine Strossen oder Annie Sprinkle genannt. Diese Frauenrechtlerinnen kämpfen eben auch für die Rechte sexueller Minderheiten und Toleranz ihnen gegenüber. Dazu gehören neben Schwulen, Lesben, Transen, Bisexuellen, "Freie Liebe"-Prediger, Sadomasochisten und Asexuellen eben auch Sexworker. Apropos Sadomasochisten: hier zeigt sich auch die Sexualfeindlichkeit mancher Radikalfeministinnen. In Publikationen wie Emma werden Masochistinnen als Verräter am eigenen Geschlecht denunziert, für krank und unzurechnungsfähig befunden und zu Opfern von Männerunterdrückung gemacht. Dass es sich hierbei oft um sehr selbstbewusste Frauen handelt, die wissen, was sie tun, wird komplett ausgeblendet. Es darf nicht sein, was nicht sein darf. Diese Frauen wollen halt einfach ihren Opferstatus nicht annehmen und müssen notfalls zwangstherapiert werden. Sex-positiver Feminismus hingegen wehrt sich gegen diese Intoleranz. Frauen haben das Recht auf harten, wilden, schmutzigen Sex, sie haben das Recht die Praktiken auszuüben, die ihnen persönlich am besten gefallen. Es gibt keine politisch korrekten Orgasmen. Im Bett ist erlaubt, was allen Beteiligten, ob zweien oder mehr, gefällt. Frauen dürfen sich Pornos ansehen, gerne selber welche drehen, sie dürfen harte Worte benutzen, sie dürfen Sex in all seinen Formen bis aufs Äusserste geniessen und Spass haben. Ohne Tabus. Ohne Einschränkungen ausser denen, die einem die Vernunft nahelegt. Diese sex-positiven Feministinnen sind wahre Freiheitsfreunde. Sie wollen, dass Frauen stark und selbstbewusst sind und solche Frauen brauchen keine selbsternannten Beschützer mehr. Sie wissen, was sie tun. Sie haben die Grösse über allen möglichen Anfeindungen, ob vom eigenen oder anderen Geschlecht, zu stehen. Als Beispiel für diese Generation seien bspw. in Deutschland Charlotte Roche oder Lady Bitch Ray genannt. Erstere hat eben mit "Feuchtgebiete" einen teilweise recht harten Pornoroman veröffentlicht, letztere verdient ihr Geld mit versauten Raptexten. Man muss nicht mögen, was sie tun, jeder Mensch hat das Recht auf seine eigenen Moralvorstellungen, doch sollte er nicht dieselben Anderen aufzwingen.

Wenn Madame Jacobs (CSV) fragt, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, lautet meine Antwort: in einer freiheitlichen Gesellschaft, in der die Menschen einander mit Respekt und Toleranz begeben und in der jeder Mensch sich frei entfalten kann. Und Emanzipation beinhaltet auch das Recht auf Sexarbeit aller Art. Wenn nun aber im Parlament Abgeordnete drüber streiten, welches Modell die Prostitution besser eindämmt, geht das völlig am eigentlichen Thema vorbei. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, Lebensentwürfe vorzuschreiben und gewisse Berufsfelder daher zu verbieten oder zumindest deren Ausübung Steine in den Weg zu legen, sondern es ist seine Aufgabe, möglichst allen Bürgern die diversesten freiwillig gewählten Lebensentwürfe zu ermöglichen und Rahmenstrukturen zu schaffen, die die Rechte des Einzelnen sichern. Es ist völlig richtig nach sinnvollen Methoden zur Bekämpfung von Menschenhandel zu suchen und denselben einzudämmen. Nicht aber kann es sein, dass Prostitution als solche als "das Problem" bezeichnet und angesehen wird. Dafür sollte es eine Sechs geben wegen Themaverfehlens, mangelnder Differenzierung und einer falschen Auffassung der Aufgaben eines Staates.

Besonders enttäuscht hat mich persönlich der Gesetzesvorschlag von Lydie Err (LSAP). Ich habe mit Bewunderung und Freude ihren Kampf zur Legalisierung der Euthanasie verfolgt, ihre logische, fundierte Argumentation, vor allem in der Fernsehdiskussion mit Madame Frank, ihr klares Pochen auf die Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums. Doch genau diese Freiheit und Selbstbestimmung gesteht sie den Liebesdamen nicht zu. "Prostitution ist kein Beruf, sondern ne Art und Weise sein Geld zu verdienen". Bis heute verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wo sie da einen Unterschied sieht. Viele Menschen gehen nur zum Geld verdienen arbeiten. Aber ich muss nicht alles begreifen, was Politiker so von sich geben. Besonders hart finde ich die Begründung des Gesetzesvorschlages, indem u.a. zehn Gründe gegen die Prostitution aufgezählt werden. Zehn Gründe, die immer wieder von Frauenlobbys genannt werden und nur reine Behauptungen und Glaubensbekenntnisse darstellen. Ich will nur mal Grund Nummer fünf erwähnen: " Die Legalisierung der Prostitution und die Dekriminalisierung der Sexindustrie fördert Kinderprostitution." Sexindustrie und Kinderprostitution werden in einen Topf zusammengeworfen. Hut ab vor soviel Chuzpe ! Das ist infam !!! Auf diese Weise werden Vertreter einer Legalisierung in eine mehr als dubiose Ecke gestellt, denn wer will heute schon als Unterstützer von Kinderschändern dastehen ? Das ist schliesslich das Schlimmste, was man sein kann. Neben Terrorist natürlich. Auf diesem Niveau ist eine Debatte nicht möglich, denn jeder Legalisierungsbefürworter wird sich hüten, sich selber zu zerstören, indem er Kinderprostitution oder zumindest Prostitution Minderjähriger encouragiert. Aber natürlich gibt es auch keinerlei Beweise für diese krude Behauptung. Vermutlich nur ein Winkelzug um jede Kritik am Gesetzesvorschlag im Keim zu ersticken. Eine solche Argumentationsweise ist allerdings leider typisch für Etatisten jeder Couleur. Dergleichen ist auch bei anderen Themen nämlich oft aufzufinden.

Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Behauptung der Emma im Jahre 2006, bei der WM in Deutschland würde es zu einem regelrechten Prostitutionsboom kommen, der Frauenhandel ganz neue Ausmaße annehmen und bis zu 40 000 Zwangsprostituierte importiert werden ? Panikmache total, die viele schon damals nicht ernstnehmen konnten. Schwedische Politikerinnen jedoch verlangten gar völlig ernsthaft einen WM-Boykott ihrer Nationalmannschaft. Mittlerweile ist aber bewiesen, dass in dieser Periode die Nachfrage nach käuflichem Sex sogar sank. Ähnliches erwartet der Schweizer Blick auch nun für die EM 2008 in den Alpenstaaten. Ist ja auch logisch. Bei solchen Turnieren wird vor allem gefeiert und Alkohol getrunken. Da dadurch die Hemmschwellen bei den Fans sinken und auch viele Frauen bei solchen Turnieren dabei sind, kommen sich Männlein und Weiblein halt näher und haben eventuell dann auch später Sex miteinander. Dieses Phänomen kann man auch an Karneval oder auf der Wiesn beobachten. Soviel zum Thema Feminismus und Wahrheit. Nimmt eigentlich noch irgendjemand diese hysterischen Propagandafeldzüge ernst ausser unseren PolitikerInnen natürlich, die dieses Thema ebenfalls im Parlament aufgriffen ? Sorry, aber ist doch echt wahr. Im übrigen ist diese komische Zweckallianz zwischen Feministinnen und Christsozialisten bzw. der Kirche schon mehr als wahnwitzig, sind doch beide eigentlich in der Vergangenheit eher politische Erzfeinde gewesen, im besonderen bzgl. der Abtreibungsfrage. Beide pflegen jedoch auf ihre Weise Puritanismus. Die einen der Religion wegen, die Anderen der Ideologie wegen, die jede Form von käuflichem Sex als Dominanz des Mannes über die Frau ansieht. Dass dies jedoch mehr als falsch ist, kann jeder Leser selber auf entsprechenden Webseiten nachlesen. Empfohlen sei hier vor allem die HP der Hurenvereinigung Dona Carmen . Jene stellt sogar mittlerweile die ganze Debatte um Menschenhandel in Frage, die aus migrationspolitischen Interessen auch vollkommen verzerrt wird. Auch hier wird nicht ausreichend differenziert zwischen sog. illegaler Einwanderung, Schleusung und echter Gewalt gegen Frauen. Menschen, die der Arbeit wegen (egal ob Prostitution oder eine andere Tätigkeit) von A nach B auswandern, sind noch lange nicht unbedingt Opfer von Menschenhandel. Ansonsten müssten auch die vielen türkischen Gastarbeitern, die in den 70ern auf Betreiben der Regierung Schmidt nach Deutschland geholt wurden, Opfer von Menschenhandel sein. Die meisten Frauen waren sich schon jederzeit bewusst, was im Ausland auf sie warten würde. Sie hatten sich ja eben gerade für diesen Weg entschieden, da dort mehr Geld zu verdienen war als im eigenen Land zuhause als Kellnerin oder so.

Prostitution ist sicher kein normaler Beruf, es ist m.E. ein Spezialjob, für den man/frau entweder gemacht ist oder nicht. Man muss in diesem Beruf vieles aushalten, der Beruf ist hart und stressig und mitunter recht gefährlich. Insofern ist klar, dass dieser Beruf auf keinen Fall eine Annahmepflicht beinhalten sollte. Kein Arbeitsamt der Welt sollte einen Menschen dazu zwingen als Sexarbeiter Geld zu verdienen. Wohl aber sollte es freiwilligen SexarbeiterInnen möglich sein, in einem möglichst schönen Ambiente zu arbeiten und Rechte zu geniessen. Es wird nun immer gesagt, das schwedische Modell gewähre den SexarbeiterInnen ja solche Rechte, da es die Prostitution ja nicht verbiete, sondern nur die Freier und Zuhälter bestrafen würde. Die Prostituierten dürften ja sogar ihr eingenommenes Geld behalten. Aber das Gegenteil ist der Fall, es wird nun Zeit der Wahrheit ins Auge zu blicken.

Zwar gesteht der schwedische Staat den SexarbeiterInnen Rechte zu wie das Recht auf eine gesetzliche Krankenversicherung, doch hat die Kriminalisierung der Freier nicht unbedingt die Situation der Prostituierten verbessert, die noch nie die Beste war. Allerdings muss auch angemerkt werden, dass der Markt für Sexarbeit in Schweden von jeher eher klein war. Umso erstaunlicher eigentlich, dass nach dem Selbstmord eines jungen Mädchens aus dem Osten gleich ein solch rigides Gesetz gestimmt wurde. Doch nun zu den nicht gerade schönen Konsequenzen des Gesetzes. Die Strassenprostitution ist in der Tat nahezu verschwunden in Stockholm. Dies war jedoch nicht anders zu erwarten. Wenn heute ein solches Gesetz in Luxemburg votiert werden würde, wären die Prostituierten auch schnell aus den Strassen verschwunden. Im Endeffekt hat sich die Prostitution aber nur verlagert, sie ist noch unsichtbarer geworden als schon vorher. Aber getreu dem Motto "Aus dem Auge, aus dem Sinn" wird das der Weltöffentlichkeit als Erfolg verkauft. Wahnsinn ! Da nun viele Freier Angst haben erwischt zu werden, sind sie nun alle komplett nervös und aufgekratzt. So ist es recht schwierig für die Sexworker überhaupt noch Problemfälle ausmachen zu können. Die Kontaktanbahnung muss nun auch viel schneller gehen und das hat die Arbeit risikoreicher gemacht. Angeblich bleiben die netten Kunden nun weg und nur die unhöflichen Kunden bleiben übrig. Da die Einnahmen massiv gesunken sind, lassen sich Prostituierte schonmal wider besseren Wissens auf Sex ohne Kondom ein und dies trotz massiver, gesundheitlicher Risiken. Andere trauen sich erst gar nicht die Polizei zu rufen wenn sie mal angegriffen werden. Schliesslich ruiniert dies einem den Ruf in der Szene. Gewalt gegen andere Menschen, auch Sexworker, muss verfolgt werden. Doch die Bekämpfung derselben wurde massiv erschwert. Während früher noch Freier als Zeugen gegen Zuhälter aussagten, werden sich jene nun davor hüten, die schlechte Behandlung einer Prostituierten durch Dritte zu melden. Schliesslich besteht die Möglichkeit nun selber wegen des Kaufs sexueller Dienstleistungen angeklagt zu werden. Wäre es nicht sinnvoller die Freier im Kampf für die Menschenrechte einzubinden wie es in Deutschland bspw. die Initiative freiersein tut ? Wieso Freier kriminalisieren ? Ist das nicht vollkommen kontraproduktiv ?

Nicht weniger schlimm sind die Gesetze gegen Zuhälterei. Die sind nämlich so unglücklich formuliert, dass ein erwachsener Sohn oder Lebenspartner einer Prostituierten bereits wegen Zuhälterei angeklagt werden kann, nur wenn er von der Sexarbeit bescheid wusste und dennoch Geld von ihr angenommen hat. So wird es für Sexworker schwer, noch ein normales Leben zu führen mit einem Partner an ihrer Seite. Wenn dauernd die eigene Familie kriminalisiert werden kann, fördert dies nicht gerade ein konfliktfreies Zusammenleben. Viele Frauen würden gerne zusammen arbeiten, schon allein um sich gegenseitig mehr Sicherheit zu verschaffen. Doch auch dies ist leider nicht möglich, da sonst alle- der jeweiligen anderen Damen wegen- als Zuhälterinnen angeklagt werden könnten. Ein Unding ! Zynischerweise hat der Staat aber kein Problem damit seinerseits abzukassieren. Prostituierte müssen Steuern zahlen und nicht zu knapp, schliesslich verdienen sie ja wohl genug. Teilweise werden da willkürliche Steuerzahlungen verlangt, die die Damen erstmal durch ihre Sexarbeit aufbringen müssen. Aber der ausufernde schwedische Wohlfahrtsstaat muss halt finanziert werden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

Die auf frischer Tat erwischten Freier müssen hohe Geldstrafen zahlen. Andernfalls droht ihnen ein Schauprozeß und damit verbundene gesellschaftliche Ächtung. Nicht selten kriegen sie Briefe der Polizei nach Hause geschickt, die dann von der Ehefrau geöffnet werden, was natürlich für jede Menge Krach sorgt. Laut SZ wollte sogar mal eine schwedische Frau beim Verhör ihres Mannes dabei sein. Freier werden regelrecht an den Pranger gestellt. Wieso sollten die Behörden nicht gleich so vorgehen wie die Chigacoer Polizei ? Jene stellt beim Kauf von Sex erwischte Freier (und auch die jeweiligen Prostituierten, die USA verfolgen eine prohibitive Politik, wo Angebot und Nachfrage kriminalisiert werden) an den Internetpranger indem sie ihre Fotos mit Namen darunter dreißig Tage auf ihrer Webpage veröffentlicht. Eine Ungeheuerlichkeit in einem Rechtsstaat ! Sollte man jedenfalls meinen. Manche verblendeten IdeologInnen würden das sicherlich auch hierzulande begrüssen. Zu allem Überdruß hat sich nun eine neue kriminelle Einnahmequelle in Schweden ergeben. Manche vermeintliche Prostituierte werben im Internet mit Sexangeboten, stellen sich dann aber als Betrügerinnen heraus, die nur an Geld ohne Gegenleistung interessiert sind und den Kunden erpressen indem sie ihm mit einer Anzeige wegen Sexkaufs drohen. Der Freier bezahlt natürlich dann brav und verzichtet auf eine Anzeige. Manche Prostituierte kassieren mit dem gleichen Argument gleich doppelt ab. Dies kommentierte Madame Jacobs süffisant mit "Die Machtverhältnisse haben sich also geändert zugunsten der Frauen". Abgesehen davon, dass dies Schwachsinn ist, begünstigt wird hier nur kriminelles Verhalten, so unterstreicht es doch die inhärente Freierfeindlichkeit der AbolitistInnen. Auch wenn sie es nicht so gesagt hat, so scheint die Ministerin hier, ob bewusst oder unbewusst, eine Botschaft zu transportieren, die da lautet: "Selber schuld ! Wer sich auf sowas einlässt, hat es nicht besser verdient ! Gerechte Strafe irgendwie." Das ist schlichtweg ungeheuerlich ! Egal was man von den Opfern hält, es gibt kein Recht auf Diebstahl oder Erpressung. Die Freier wurden ihres Eigentums beraubt. Hierbei handelt es sich um eine klare Straftat, die verfolgt werden muss. Aber hier zeigt sich der inhärente Männerhass der IdeologInnen. Die Politik in Schweden hat nichts mehr mit Gleichberechtigung und Gleichstellung von Mann und Frau zu tun, sondern dort grassiert längst übelster Geschlechtskollektivismus. Frauen sind immer und jederzeit schwache Wesen, die Schutz vor bösen Männern benötigen. Diese Männer sind schuld an allem. In welchem anderen Land wäre denn sonst eine Männersteuer angedacht worden ? Eine Steuer, die nur Männer zahlen müssen um die Unkosten des Staates wegen Gewalt an Frauen zu decken. Da langt sich doch jeder halbwegs gescheite Leser an den Kopf.

Doch was ist nun mit den SexworkerInnen ? Wird ihnen denn nun geholfen ? In der Tat gibt es wohl Exit-Programme, die sicher mitunter auch manchen Damen schonmal geholfen haben, was sicherlich lobenswert ist. Doch das Böse an diesen Hilfestellungen ist, dass sie eben obligatorisch sind. Selbst Frauen, die eigentlich keine Hilfe wollen, müssen diese Kurse besuchen. Andernfalls wird ihnen u.U. mit Entzug des Sorgerechts für die eigenen Kinder gedroht. Mütter, die keiner geregelten Tätigkeit nachgehen, sind nunmal unzuverlässig und per definitionem soziale Problemfälle. Dies macht viele Prostituierte sehr traurig, denn sie werden so oft zu Isolation und Einsamkeit verdammt. All dies schadet ihnen wohl längst mehr als das Business selbst. Näheres hierzu kann bei Isabella Lund und Petra Östergren nachgelesen werden. Die Kriminalisierung unschuldiger Bürger durch den Staat ist erschreckend. Jener gibt sich natürlich selbst als guter, lieber, paternalistischer Staat, der sich um seine Kinder äh Bürger kümmert. Doch Paternalismus geht meistens mit Fremdbestimmung und Bevormundung einher und sollte daher eigentlich abgelehnt werden.

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: als Naturrechtler bin ich der Meinung, dass die Rechte eines jeden Menschen eigentlich der Gründung des Staates vorausgehen. Jeder Mensch hat von Natur aus gewisse Rechte und Aufgabe des Staates sollte es sein, diese Rechte jedes Einzelnen zu schützen. Die meisten Leute vertreten heute jedoch eine rechtspositivistische Auffassung. Der Staat ist also zuerst da und der Staat definiert erst die Rechte und Pflichte jedes Einzelnen. Doch als Naturrechtler haben für mich die Sexworker bereits unveränderliche Rechte wie das auf freie Berufswahl und auf Arbeit, völlig unabhängig davon ob der Staat diese anerkennt oder nicht. Erkennt er sie nicht an, handelt er schlichtweg ungerecht und diskriminiert eine zu schützende Minderheit. Es wird höchste Zeit, dass unsere Staaten diese berechtigten Rechte jedoch anerkennen und im Gegenzug aufhören, dauernd Rechtsverletzungen zu begehen.

Natürlich darf nicht sein, dass Huren von Freiern vergewaltigt oder anderweitig sexuell misshandelt werden. Natürlich geht es nicht an, dass bei einer Anzeige deswegen die Prostituierten zu hören bekommen, das sei halt Berufsrisiko und überdies sei sowas ja nicht schlimm, da sie ja eh andauernd zu Sex bereit seien. (Was hat denn bitte schön eine Vergewaltigung mit Sex zu tun ? Frechheit sowas ! Erinnert an frühere Zeiten wo eine Frau wegen ihres Minirocks angeblich selber schuld an einer Vergewaltigung gewesen sein soll.) Doch um eben solcher Dinge entgegen zu wirken, um die Rechte der SexworkerInnen zu schützen, ihnen möglichst sichere Arbeitsbedingungen und notwendigen Schutz zuzugestehen, braucht es einen Paradigmenwechsel in der Prostitutionspolitik. Madame Jacobs fragte im Parlament, ob denn irgendeiner wolle, dass sich seine Tochter oder sonst ein Familienmitglied prostituiere. Eine an sich blöde Frage. Eltern wollen auch sicher nicht, dass ihre Kinder trinken oder rauchen, deshalb wird aber noch lange nicht Alkohol und Tabak verboten, jedenfalls nicht für mündige Erwachsene. Aber um auf die Frage einzugehen, hier meine Antwort: "Jeder Mensch soll nach seiner Fasson glücklich werden. Sollte meine Tochter sich, aus welchen Gründen auch immer, freiwillig für ein Leben als Sexarbeiterin entscheiden, würde ich- ungeachtet meiner persönlichen Meinung zu dieser Berufswahl- sie nicht fallenlassen, sondern ihr immer und jederzeit zur Seite stehen. Wäre sie drogensüchtig, würde ich natürlich versuchen sie aus diesem Sumpf herauszuholen. Optiere sie jedoch wegen Geld, Spass an einem extravaganteren Lebenstil und/oder Freude an diesem speziellen Job für diese Arbeit, würde ich diesen Wunsch respektieren und alles dafür tun, dass es ihr gutgeht. Es wäre mir dann wichtig, dass sie sauber arbeiten kann ohne Repressionen aller Art, dass sie Arbeitsschutz geniesst, dass sie eine Krankenversicherung abschliessen und für ihre Rente vorsorgen kann, dass sie in Sicherheit ist vor Gewalttätern und Zuhältern, dass der Staat ihre Rechte respektiert, dass sie jederzeit problemlos aussteigen kann wenn gewünscht und dass die Gesellschaft sie nicht für immer als Gefallene brandmarkt und für immer stigmatisiert, sondern sie respektiert wird von ihren Mitmenschen, sie und ihr Berufsstand." Darüber sollte nun auch Madame Jacobs mal nachdenken. Manche Sexarbeiter lockt halt schon das leichte Geld oder die viele Freizeit. Gerade Ausländer, die hier in diesem Business an einem Tag bereits mehr verdienen können als in einem ganzen Monat in ihrer Heimat. Wer will ihnen dies auch verdenken ?

Die Darstellung der Freier als frauenverachtende Kunden ist aber auch mehr als falsch. Viele Freier lieben Frauen und ihren Körper, sie hassen sie nicht. Viele Freier suchen sogar gerade Zärtlichkeit und eine Illusion von Liebe. Klar, manche wollen auch nur knallharten, anonymen Sex. Doch wieso sollte man denen vorwerfen, Frauen nur als Sexobjekte zu betrachten ? Wenn ich mir eine Fahrkarte am Bahnhof kaufe, interessiere ich mich auch nicht wirklich für die Person hinter dem Schalter. Soll man mir hier nun vorwerfen, mein Gegenüber nur als Ticketbereitstellungsobjekt betrachtet zu haben ? Lächerlich ! Manche Freier tun sich auch schwer damit, Frauen kennenzulernen. Reiche Geschäftsleute, die wenig Zeit haben oder schüchterne Männer, die sich mit dem anderen Geschlecht von Natur aus schwertun. Manche machen auch erste sexuelle Erfahrungen im Bordell. Diesen Leuten sollen nun Schuldgefühle eingetrichtert werden, indem sie in vom Staat bezahlte Kurse über Menschenhandel geschickt werden, an dem sie angeblich schuld sein sollen ? Deren Sexualität soll nun kriminalisiert werden wie früher die der Schwulen und Lesben durch den berüchtigten, mittlerweile gottseidank abgeschafften §175 ? Und mit dem Dreck sollen die Kinder bereits in der Schule belastet werden ? Auf dass ihnen für alle Ewigkeit eingetrichtet wird, dass Sexkauf menschenverachtend ist, so dass wenn sie jemals in eine Lage sexueller Not kommen und Bedürfnis nach dem Kauf einer sexuellen Dienstleistung verspüren sollten, gleich massiv mit Neurosen zu kämpfen haben, da ihre Sexualität ja angeblich pathologisch ist ? Manche Krankenpfleger hier im Land berichten von schwer kranken Patienten, die keine andere Möglichkeit zur Ausübung ihrer Sexualität sehen als dafür nunmal leider zu bezahlen. Sollen diese armen, behinderten Menschen nun etwa kriminalisiert werden ? Said Bouamama stellt in seinem Bericht die Kunden auch als eine Art Opfer dar. Vielleicht soll ja auf dem Weg bald eine Zwangstherapierung der Freier angedacht werden. Oder vielleicht sinnvollerweise ein staatlich finanzierter Flirtkurs ? ;-)

Desweitern stellen sich bei Errs Gesetzesvorschlag Fragen rein pragmatischer Natur. Prostitution wurde vage definiert als "Kauf sexueller Dienstleistungen", doch ab wann handelt es sich um eine sexuelle Dienstleistung ? Bieten StripperInnen nicht schon eine solche an ? Voyeure jedenfalls würden dies als eine sexuelle Dienstleistung ansehen. Was ist mit Telefonsex ? Was mit Massagesalons, die erotische Tantramassagen (Massagen mit Handjob also) anbieten ? Was ist mit FFK-Clubs, wo nicht selten freiberufliche SexarbeiterInnen Mitglied sind ? Was ist mit Dominastudios wo die Frau klassisch dominant sich nicht mal von Kunden berühren lässt? Was ist mit Escort-Agenturen, deren Mädels eigentlich nur Begleitservice anbieten, wo es aber mitunter doch nachher zu einvernehmlichem Geschlechtsverkehr gegen ein kleines Taschengeld kommt ? Was ist mit den vielen Kontaktinseraten im Luxbazar oder auch im Internet ? Ganz oft ist völlig unklar, ob der oder die Anbieter wirklich Sexarbeit offerieren oder in der Tat private Kontakte ohne Entgelt suchen, seien es Sexkontakte oder ernsthafte Partnerschaften. Was ist mit Pornos wo die Darsteller gegen Geld ebenfalls eine sexuelle Dienstleistung angeboten haben und nun die Verkäufer solcher Filme im Grunde eine weitere ? Wo zieht der Gesetzesgeber die Grenze ? Und apropos Internet: wie will man das Angebot dort kontrollieren ? Und wieviel Zeit wird hier verloren werden zur Verfolgung opferloser Straftaten, Zeit, die bei der Bekämpfung von Kapitalverbrechen fehlt ? Fragen über Fragen. Das Internet sinnvoll kontrollieren geht aber sowieso nur mit brachialen Methoden der Zensur, wie sie bspw. China praktiziert. Aber die Freiheit des Netzes ist bekanntlich den heutigen Politikern eh ein Dorn im Auge. Bei allen Gefahren des Netzes, so bietet das Internet doch heute noch die löbliche Möglichkeit der Gegenöffentlichkeit, die Möglichkeit sich übertriebenen Gesetzen und Regularien zu widersetzen und sie zu übergehen. Dies bremst zumindest im Alltag die Allmacht des gnadenlos interventionistischen Staates. Eines Staates, dessen Vertreter komische sexualfeindliche Ansichten teilweise haben. So haben die Grünen bspw. seit 1991 einen Gesetzesvorschlag von Bausch zum Verbot von Pornographie in der Schublade. Und auch angeblich sexistische Werbung soll ja bald dran sein. Zensoren jedwaiger Couleur haben also traurigerweise wieder Hochkonjunktur. Es gilt sich zu wehren.

Widerstand von SexarbeiterInnen gibt es bereits weltweit zu genüge. In Brasilien hat ein Ring von Prostituierten und Mitstreitern eine eigene Modekollektion vorgestellt und verkauft Kleider der Marke DASPU ("das putas" - die Huren.) In Frankreich gehen die Sexarbeiter regelmässig auf die Strasse um gegen die "loi Sarkozy" zu kämpfen, das abolitionistische Gesetz, mit welchem der französische Ministerpräsident die Strassen säubern wollte, auch Prostituierte und ihre Freier gehören halt in den Kärcher. In Griechenland wird dagegen gewettert, dass nur Singles der Sexarbeit nachgehen dürfen und eine Heirat den Verlust der Arbeitserlaubnis mit sich bringt. Selbst in Österreich, wo sehr liberale Reglementierungen ähnlich denen Hollands, der Schweiz, Neuseelands und Deutschlands gegeben sind, kämpfen die Sexarbeiter für (noch) mehr Rechte. Mit ihrer Kampagne "Lust auf Rechte", die vor allem während der Fussball-EM für Furore sorgen soll, werben sie unter anderem für eine weniger strenge Asyl- und Zuwanderungspolitik sowie für die Abschaffung der medizinischen Zwangskontrollen. Registrierte Prostituierte müssen sich regelmässig diversen medizinischen Tests unterziehen, die Vagina wird gar jede Woche inspiziert. Bei aufgefundenen Krankheiten wird wohl die Arbeitserlaubnis entzogen. Doch ist es die Aufgabe des Staates Menschen zu gesundheitlichen Kontrollen anzuhalten ? Natürlich sind Geschlechtskrankheiten eine Gefahr in der Szene, aber die meisten HIV-Infizierungen bspw. gibt es mitnichten dort, sondern bei One-Night-Stands. Soll der Schnüffelstaat jetzt bei jedem Geschlechtsverkehr unter die Bettdecke leuchten um nachzusehen ob die Kopulierenden auch ja ein Kondom benutzen und ihre Genitalien sauber sind ? Hier befindet sich ein Berührungspunkt zur britischen Frauenbewegung unter Josephine Butler. Das britische Parlament erließ 1864 die sogenannten "Contagious Disease Acts" als Folge der Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten, insbesondere innerhalb der britischen Armee. Diese Erlässe sahen gynäkologische Zwangsuntersuchungen bei Prostituierten vor und bei allen Damen, die man für solche hielt. Britische Frauen aus allen Schichten wehrten sich gegen die Erlässe, 140 darunter unterschrieben eine Petition, die als eines der Gründungsdokumente der Frauenbewegung gilt. Die Petition verlangte die Abschaffung dieser Erlässe, die einseitig den Liebesdamen die Schuld an den Krankheiten gab und Prostituierte kriminalisierte, Freier hingegen verschonte. Gegen diese bürgerliche Doppelmoral wurde zurecht angekämpft und die Erlässe wurden 1885 endgültig aufgehoben (Hier also wurde das Wort "Abolition" zum ersten Mal verwendet und zwar im Sinne von Abschaffung der Acts und der damit verbundenen Schwesternschaft mit den Prostituierten). So wichtig auch ich gesundheitliche Kontrolle finde, so bin ich doch an erster Stelle für Eigenverantwortung, auch was die Gesundheit angeht. Das ist das Einzige, was mir persönlich an Bettels Motion missfällt: die gesetzlich vorgeschriebenen Gesundheitskontrollen zum Erhalt einer "carte professionnelle". Ansonsten unterstütze ich jedoch die Motion des jungen Liberalen voll und ganz. Doch eine echte Legalisierung wird m.E. ein solches Element nicht beinhalten. Ich traue den meisten Kunden und Liebesdamen zu, die notwendigen Sicherheiten selber zu ergreifen. Geschlechtskrankheiten sind hier sowieso meist kaum ein Problem. Naja, mit Ausnahme der Drogensüchtigen natürlich. Aber für die gibt es ja bereits Anlaufstellen wie das Drop-In.

Eine Legalisierung der Prostitution ist sicher keine hinreichende, wohl aber eine notwendige Bedingung zur Entstigmatisierung der Liebesdamen. Die Putophobie muss ein Ende haben. Es wird sicher noch lange Zeit dauern, aber eines Tages wird mit Sicherheit Sexarbeit als normale Arbeit angesehen werden. Heute ist das ja teilweise schon im liberalen Amsterdam der Fall. Persönlich werde ich nicht mehr von Huren oder gar Nutten reden, sondern nur noch von Liebesdamen, SexarbeiterInnen oder WohlfühlmanagerInnen (als solche bezeichnen sich auch einige im Netz selber). Was auch immer unsere Politiker beschliessen werden, ich werde weiter auf der Seite der Sexarbeiter stehen und mich immer und jederzeit für ihre Rechte einsetzen. Es muss endlich eine Lösung fernab bourgeoiser Doppelmoral gefunden werden. Die Heuchelei der nicht selten spießbürgerlich-konservativen Luxemburger Gesellschaft ist mitunter schlichtweg unerträglich und ich schäme mich für mein Land, indem viele Bürger heiliger sein wollen als der Papst. Lasst uns alle endlich gemeinsam eine Lösung finden, eine Lösung, die allen dient und keine männer-, sexual- und/oder freiheitsfeindlichen Züge beinhaltet. Ein Eros-Center oder ein Stundenhotel wäre sicher nicht schlecht. Allerdings ist hier zu befürchten, dass die Luxemburger Freier dieses Angebot nicht annehmen werden, da die Chance zu groß wäre von Bekannten dabei gesichtet zu werden. Der Nachteil eines kleinen Landes halt, wo irgendwie jeder jeden kennt und die meisten Freier wohl eh nach Trier rüberfahren. Zudem käme der Bau eines solchen Centers auf Staatskosten einer Verstaatlichung der Zuhälterei gleich. Doch es gibt sicher andere legale Möglichkeiten. Zum Abschluss sei nochmal angemerkt, dass das heutige realexistierende System mit Sicherheit nicht schöngeredet werden darf. Die offene und strukturelle Gewalt kann und darf nicht geleugnet werden. Doch diese unwürdigen Zustände sind nicht die Schuld böser Freier, sondern schlichtweg die Schuld einer völlig falschen, verfehlten Politik, die dringend korrigiert werden sollte. Über den Grundirrtum der Prohibition oder Abolition gilt es nachzudenken und ihn schnellstmöglich zu beheben. Desweiteren sollte selbstverständlich auch geprüft werden welche Umstände vielleicht Frauen oder auch Männern nur noch die Option der Prostitution als Selbsthilfe überlassen um auch dort für Veränderungen zu sorgen. Angesprochen seien hier Asyl- und Zuwanderungspolitik, wichtige Arbeitsmarktreformen, die Bildungspolitik oder auch die Aussenpolitik, insbesondere was den weltweiten Handel angeht. Ich will den Artikel abschliessen mit einem wichtigen Zitat des Schweizer Liberalen Matt Jenny:"Wie für alle Bereiche des Marktes gilt, dass die Idee des wahrhaftig freien Tauschs von den heutigen Tauschaktionen im politisch und kulturell oppressiven Kontext getrennt werden muss."
Recht hat er ! gez. euer CK.
[Dieser Artikel wird, wenngleich wohl gekürzt, an diverse Luxemburger Tageszeitungen gehen, so wie an Politiker aller Parteien im Luxemburger Parlament (CSV, LSAP, DP, Grüne und ADR.)]

Links:
Les Putes
Lust auf Rechte
Das soziale Konstrukt Menschenhandel

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