17.11.2007. DIE FAHRT NACH ROTTERDAM

Kurz vor halb elf klingelte es bei CK zuhause. Flyers Sohn Max stand vor der Tür um unseren Helden abzuholen. In Flyers Ford Galaxy ging es nun zum P&R Howald, wo die beiden Unsen-Busse nach Rotterdam abfahren sollten. Ca. 90 Mann hatten sich dort eingefunden, darunter neben den üblichen Verdächtigen aus dem M-Block auch die Gebrüder Jeitz, von denen der Ältere der beiden (OJ, leider ein FCB-Fan) CK noch gut aus gemeinsamen Studentenzeiten in Kaiserslautern bekannt war.

Während Lou und Batty im ersten Bus Platz nahmen, begab sich CK mit Flyer, Fabs, Wichtel, Capo Olivier, YMCA, den Jeitz-Brüdern und dem Escher Bub in Bus Nummer zwei. Der Bus war kaum abgefahren, da genehmigte sich CK bereits das erste Diekirch aus Wichtels Bierkasten und stiess mit dem Escher Bub, OJ und seinem Bruder auf die Fahrt an, die vor ihnen lag. Die vier hatten ganz vorne im Bus Platz genommen, da hinten bereits alle Plätze besetzt waren. Dies bedauerte CK zwar zunächst, da es hinten wohl viel lustiger zuging, sollte sich aber später auf der Rückfahrt eher als vorteilhaft herausstellen.

Noch bevor Luxemburg verlassen wurde, wurden an einer Raststätte fleissig weitere Sixpacks Bier eingekauft sowie Kleinigkeiten zum Essen (Brote, Chips udgl.) Die beiden Verkäuferinnen hinter der Kasse waren jedoch nicht sehr schnell und so regte Olivier sich bereits ein wenig über diesen Zeitverlust auf. Die Fahrt ging aber bald weiter und CK unterhielt sich mit seinen drei Sitznachbarn über so manches aus der Welt des Fussballs.

Vor allem YMCA, seine Schwester und deren Freund sorgten wohl im Bus hinten für reichlich Unterhaltung, garnierten den Bus mit Chips und schluckten zudem wie Profi-Alkoholiker ;-) Hinter Antwerpen wollten sich die Fussballfans an einer Raststätte mit Dan Huss treffen, der fürs Länderspiel gegen die Niederlande nicht in den Kader berufen wurde. Jener hatte ihnen drei Kisten Bier versprochen. Zwar hatte Huss selbst die Reise nach Rotterdam nun doch nicht angetreten, aber Freunde von ihm waren zum Spiel unterwegs und lieferten auch brav das vom Nationalspieler versprochene Bier ab. Klasse !

Nun ging es ohne weitere Pause nach Rotterdam, wo erstmal der Busparkplatz für Auswärtsfans gefunden werden musste. Aber glaubt ihr, irgendein verdammter Steward hätte dabei helfen können ? Mitnichten. Unsere Fans wurden hin und hergeschickt und umfuhren mehrmals das Feyenoord-Stadion. Am Ende parkten die beiden Busse nicht auf einem eigens dafür vorgesehenen Parkplatz, sondern irgendwie gleich neben dem Stadion wo sich "Lieferanteneingänge" befanden. Olli brachte in Erfahrung, dass es sich hierbei wohl wirklich um die für die paar Luxemburger Fanbusse vorgesehenen Parkmöglichkeiten handelte. Und so begab sich der Fanmob erst nach 17 Uhr über eine Brücke in die Innenstadt von Rotterdam.

Unterwegs wurden schon verschiedene Gesänge angestimmt und YMCA freundete sich mit irgendwelchen Holländern in einem Fischladen an ;-) CK genehmigte sich erstmal ein Abendessen bei der Fastfoodkette KFC. Fussballfans und Fast Food - irgendwie eine Kombination, die wohl leider zusammengehört :D Die Luxemburger Fans blieben jetzt nicht mehr zusammen, sondern liefen alle mehr oder weniger zerstreut durch Rotterdam. Viel sahen sie jedoch nicht mehr, da die Zeit es einfach nicht zuließ und der Wunsch nach Sightseeing auch gar nicht groß vorhanden war. Sowas ist mit einer eintägigen Fussballfahrt nunmal nicht vereinbar. Da hätten sie schon mindestens noch einen weiteren Tag in Rotterdam bleiben müssen.

CK, der Escher Bub, Eule und die Jeitz-Brüder landeten noch in einer Eckkneipe, in der groß das Feyenoord-Logo an der Wand hing. Es handelte sich wohl um eine Fankneipe des bekanntesten und weltweit, u.a. wegen seiner Hooliganszene, berüchtigten Rotterdamer Vereins. Hier genehmigten sich die Jungs noch ein paar Bierchen bevor es zurück zum Stadion ging. Auf einer Leinwand lief hier gerade Schottland-Italien (Zwischenstand: 0-1.) CK stimmte dieses Ergebnis leicht traurig, da er Schottland, wie im übrigen auch Irland oder überhaupt alle Inselteams, sehr mag. Aber er hatte sowas bereits befürchtigt. Die Kelten sind einfach dazu verdammt, immer wieder tragische Niederlagen hinnehmen zu müssen. Sie gehen zwar immer in einem großen Kampf mit viel Ehre baden, aber das ist wohl nur ein schwacher Trost für sie. Andrerseits macht auch dies u.a. wohl den Kult Schottlands aus: Schottland ist einfach das "1860 der Nationalteams" (das "St.Pauli der Nationalteams" wäre im übrigen wohl Irland.) Am Ende hiess es dann auch 1-2 für Italien, wie CK allerdings erst viel später erfuhr, denn in der Halbzeitpause wurde die Kneipe ja verlassen um das eigene Spiel zu besuchen. Wirklich schade, dass Schottland erneut zuhause bleiben muß ! In Glasgow gab es jede Menge Tränen an diesem Abend ...

Noch vor halb acht wurde das legendäre De Kuip erobert. Neben den beiden Unsen-Busbesatzungen fanden auch noch andere Luxemburger heute den Weg ins Stadion, darunter vor allem so einige Studenten. Der Auswärtsblock (Block G) bot eine recht gute Sicht aufs Spielfeld, befand er sich doch genau hinter dem Tor im Mittelrang. Der Support der Luxemburger heute war richtig geil. Immer wieder laute Gesänge, Sprechchöre und auch lustige Zoten. Sehr geil alles !

Zum Spiel: Natürlich waren die Oranjes optisch feldüberlegen, spielten sich auch quantitativ mehr Chancen heraus, vergaben diese aber entweder kläglich oder scheiterten an einem glänzend parierenden Jonathan Joubert im Luxemburger Tor. Für einen selbsternannten Titelfavoriten waren die Holländer jedoch zu schwach. Sie agierten teilweise schon fast katastrofal schlecht und ließen sich öfters von aufopferungsvoll kämpfenden Amateuren aus dem Zwergenstaat den Schneid abkaufen. Als es fast schon so aussah, als würde es mit 0-0 in die Kabine gehen, kam Koevermans nach einer Flanke von Sneijder Jeff Strasser zuvor und beförderte den Ball am heraus stürzenden Joubert vorbei ins Netz. 1-0 ! Die 49 000 Zuschauer im De Kuip brachen in Jubelarien aus. Mit diesem Zwischenresultat ging es dann auch in die Kabinen.

Ausser beim Führungstreffer war von den Oranjefans aber eigentlich fast gar nix zu hören, deren Folklorepublikum war ohne die Blaskapelle von einst nur ruhig. Die brachten echt gar nix ausser ab und zu ein gellendes Pfeifkonzert zu veranstalten, wenn Joubert sich mal ein wenig Zeit für einen Abschlag ließ. Armselig. Olivier wurde richtig wütend und brüllte den niederländischen Fans zu, dass sie einfach nur schlecht seien und lieber ihr eigenes Team mal supporten sollten. YMCA und sein "Schwager" ließen aus Protest ihre Hosen runter und präsentierten den Fans in Orange ihren nackten Blanken. Beide spankten sich dabei noch und ihre Ärsche sahen nachher richtig rot aus. Das fanden sie wohl sehr lustig. Die Holländer im Unterrang drehten sich quasi alle um, schoßen Fotos oder filmten die Arschchoreo, die tags darauf auch in der RTL-Zusammenfassung zu sehen war. CK hätte sich darüber vor Lachen fast nimmer eingekriegt. Auch Flyers "Aer Kinnekin schléckt" brachte ihn zum Grinsen. Immerhin schwappte gelegentlich eine LaOla durchs weite Rund. Ein beruhigendes Zeichen dafür, dass es sich bei den Leuten in Orange im Stadion wirklich um lebendige Menschen und nicht nur um Puppen oder gar um tote Müllmänner handelte. Im Auswärtsblock von ein paar hundert Luxemburgern hingegen quasi 90 Minuten Dauersupport !!!

In Halbzeit zwei zunächst Einbahnstrassenfussball der Niederländer, doch die Luxemburger Deckung stand hinten gut gestaffelt und hielt den knappen Rückstand erstmal aufrecht. CK bekam nun regelrecht Kopfschmerzen vor Anspannung und Aufgeregtheit, seine Adern pochten und er rieb sich die Schläfen. Aurélien Joachim musste leider in der 85ten Minute nach einem Zusammenprall mit Melchiot mit einer Gesichtsverletzung vom Platz. Gegen Ende des Spiels dann wirklich fast noch der sensationelle Ausgleich. Doch erst scheiterte Rémy in Minute ´89 an van der Sar, dann verpasste Fons Leweck eine mustergültige Flanke von Da Mota nur um Haaresbreite. Wie schon in Gomel hätte Fons erneut in der Nachspielzeit zum Helden werden können, doch es hat nicht sollen sein. Ganz Holland atmete in diesem Moment wohl kollektiv auf, die Jungs vom M-Block hingegen haderten mit dem Schicksal.

Die holländischen Fans im Rang unter den Luxemburgern machten sich, wie überhaupt schon die ganze Spielzeit über, nun über ihre Gäste und deren Niederlage lustig. CK animierte daraufhin den ganzen Auswärtsblock dazu, "Ihr seid so lächerlich" in Adresse derselben zu schreien. Damit war alles gesagt, was es dazu noch zu sagen gab. Mit der eigenen Nationalmannschaft wurde hingegen in ausgelassener Manier das Ende einer gelungenen Qualifikationskampagne per LaOla gefeiert.

Nach dem Spiel begaben sich die Fans der roten Löwen zurück zu ihren Bussen. Jene wurden nun durch zwei vorausfahrende Polizisten auf Motorrädern auf die Autobahn gelotst. Sehr praktisch, dass- wie schon in Metz- auch heute der M-Block, ungeachtet möglicher roter Ampeln, freie Fahrt hatte. So wurde auch nicht unnötig Zeit verloren und die eh noch recht lange Heimfahrt konnte pünktlich gegen 23 Uhr bereits wieder angetreten werden.

CK schlief erstmal ne Runde, da er noch immer Kopfschmerzen hatte. Als er wieder wach wurde, ging es ihm wieder besser. Flyer hatte derweil nicht das holde Glück des Schlafes geniessen durfen, saß er doch hinten im Bus und dort trieb der Beggener Guy Neumann sein Unwesen. Ohne Pause schwafelte und schwafelte der wohl, ohne auch nur eine Sekunde Ruhe zu geben, trank weiter fleissig Bier, sang irgendwelche dummen Lieder ("Fäkalia" ???) und laberte jede Menge Mist, den er auch noch zigmal wiederholte. Wie eine Schallplatte, die hängt. Max versuchte ihn wohl zeitweilig auf dem Klo einzusperren, indem er eine Bierkiste davor stellte, doch auch das befreite die armen, geplagten Mitfahrer nicht lange vorm besoffenen Guy, denn er zwängte sich wieder aus der Kabine hinaus. Als CK dies erfuhr, war er richtig froh, dass er vorne gesessen hatte, denn er hatte eine Mütze Schlaf bitter nötig gehabt.

Auf der Rückfahrt gab es nur noch eine kleine Pause auf einer Raststätte, ansonsten fuhren die beiden Busfahrer glatt durch. CK unterhielt sich nun über Politik mit seinen Mitfahrern. Und auch über US-Fernsehserien. Der Escher Bub erwies sich dabei als totaler TV-Junkie, der sich nun in Zukunft sicher der bösen Verdächtigung, den halben Tag nur vor der Glotze zu hocken, ausgesetzt sehen wird. CK genehmigte sich derweil noch Bier.

Gegen halb vier wurde der P&R Howald wieder erreicht. Flyer stellte nun zu seinem Entsetzen fest, dass die Batterie seines Ford Galaxys platt war. Leider hatte auch kein M-Blockler mehr ein Starterkabel dabei. Was nun tun? Ein Telefonat mit dem ACL brachte schliesslich Hilfe. Ein gelber Engel kam vorbei und dank ihm konnte der Wagen doch noch gestartet werden. Ne gute Stunde später konnte nun doch endlich die Heimfahrt nach Belvaux angetreten werden. Der gute "Bieleser Mob aus der Bronx an aus Queens" (Insiderjoke!) fand so also doch noch ins heimische Bett ...
So endete eine tolle Auswärtsfahrt. Und zugleich mit dem ersten Pflichtspielsieg seit über 12 Jahren, 3 Punkten und einem Torverhältnis von 2:23 auch eine EM-Qualifikation, deren Höhepunkt sicher zweifellos der 0-1-Auswärtssieg in Gomel gewesen war. Doch auch der Auftritt in Albanien, die beiden Duelle mit Holland und die Heimspiele gegen Weißrussland und Bulgarien sowie so einige positive Testspiele haben Hoffnung für die Zukunft gemacht. Negativ waren sicher die beiden Pleiten gegen Slowenien und das Heimspiel gegen die Albaner. Wieso gegen die wohl höher verloren wurde als gegen die Oranjes ? Keine Ahnung. Der Leser darf schon auf die Zukunft gespannt sein. Die WM-Qualifikation für Südafrika 2010 lässt auch nicht mehr so lange auf sich warten und dort wird hoffentlich der Positivtrend der letzten Zeit fortgesetzt werden. Bis zum nächsten Mal allen Lesern alles Gute !, gez. euer CK.

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