10.-13.10.2019. DIE FAHRT NACH PORTUGAL

An einem Donnerstagmorgen ging es für CK mit Zug und Bus zum Findel. Dort traf er David B. Die beiden Fußballfans wollten ihre Bordkarten am Automaten ausdrucken, doch nur CKs Karte wurde gedruckt. So musste David an einem Schalter der Luxair einchecken. Im Anschluss ging es durch die Sicherheitskontrollen zum Gate. Einige andere Luxemburger Fans waren bereits anwesend. Gleich zwei Flüge sollten innerhalb einer halben Stunde nach Lissabon fliegen: ein Flug mit Ryanair um 10:25 Uhr und einer mit Luxair um 10:50 Uhr. David und CK wie einige Mitglieder des "Roude Léiw"-Fanclubs nahmen letzteren.

Gegen halb eins Ortszeit landeten unsere Helden in Lissabon und mussten erstmal auf die Zuteilung zu einem Fahrer warten. Nach ca. einer Viertelstunde ging es zum Hotel. Auf dem Weg dahin entwickelte sich ein Gespräch mit dem Fahrer, der sich ebenfalls stark für Fußball interessierte. Er wollte wissen für wen unsere beiden Helden seien. Als David meinte, er sei Fan des 1.FC Köln, meinte der Fahrer doch tatsächlich: "They play against Viktoria today." What the fuck? Woher weiß ein portugiesischer Taxifahrer welches unbedeutende Testspiel die Kölner Geißböcke in einer Länderspielpause austragen? "I know a lot about football." Indeed. Völlig verrückt.

Nachdem unsere Protagonisten im Hotel Sana Reno eingecheckt und einen Snack in einer Bäckerei in der Nachbarschaft verputzt hatten, begaben sie sich auf ein erstes Bier in die Hotelbar. Dort tauchte irgendwann ein lustiger Mann- ungefähr in CKs Alter- auf. Nickname: Gonzi. Der von Mario bestellte Touristenführer, dessen Reiseagentur doch tatsächlich "We Hate Tourism Tours" hieß. Geiler Name! Stand so auch auf dem von ihm ausgehändigten Stadtplan. Mit Gonzi ging es ganze 16 km (jedenfalls zeigte seine Smartphone-App am Ende der Tour stolze 16 Kilometer an) durch Lissabon. Unterwegs gab es viele historische, politische und kulturelle Informationen. Neben Flachmännern, einem Bier und Käsebrot in einem kleinen Innenhof und einem Shot Ginjinha (portugiesischer Kirschlikör) bei einem Händler. In Portugal schmeckt Superbock (ein Bier, welches CK in Luxemburg relativ eklig findet) übrigens komischerweise echt besser. Liegt vielleicht an der Sonne ;-) In Lissabon hatte es drei Tage am Stück 24-27 Grad :-) Die abgehoppten Sehenswürdigkeiten der Reihe nach: Platz der Nelkenrevolution, die Statue des Marquês de Pombal, die Avenida da Liberdade (die portugiesischen "Champs-Elysées", auf denen die Kommunisten ihre Parteizentrale haben, grins), das HardRockCafé (in dem David natürlich ein T-Shirt kaufen musste), der Praça dos Restauradores (zum Gedanken an die wiedergewonnene Unabhängigkeit von Spanien nach einer Zeit der Union zwischen 1580 und 1640), der Rossio, der Praça da Figueira (mit der Reiterstatue João Iten), das portugiesische Parlament... Leser, die Fotos sehen wollen, können dies auf Facebook tun. In Portugal gibt es übrigens recht viele Startup-Unternehmen und die dort herrschenden und vor einer Woche erst wiedergewählten Sozialisten waren für eine erstaunlich pragmatische Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren verantwortlich. Eine Politik, die das Land aus einer Finanzkrise führte und selbst ärgste Kritiker anderer EU-Länder wie bspw. Wolfgang Schäuble beeindruckte. Straßenkriminalität ist fast inexistent. Lissabon ist eine der sichersten Städte der Welt. Dies auch, weil Portugal alle Drogen für Konsumenten entkriminalisiert hat. Drogenjunkies benötigen medizinische und psychologische Hilfe, keine Strafrechtsverfolgung. Der Verkauf von Drogen ist jedoch weiterhin strafbar. In der Stadt laufen witzigerweise Fake-Dealer herum. Vermeintliche Dealer, die Gras verkaufen, was jedoch kein echtes Gras bzw. kein THC-haltiges Gras ist, so dass sie bei einer Festnahme gleich wieder freigelassen werden. Die Polizei warnt witzigerweise auf Plakaten vor dem Kauf dieser "Fake-Drogen", bei denen es sich vermutlich um CBD-Produkte handelt. Die Tour- bei der die Fans auch an mehreren Aussichtspunkten vorbeikamen- endete in einer Craft Beer Bar, in der CK endlich ein erstes dunkles Bier zu sich nehmen konnte.

Zu Abend aßen David und CK mit Claude De Pryck (einem früheren, mittlerweile pensionierten Arbeitskollegen von CK) und seiner brasilianischen Frau im Senhor Vinho, Lissabons angesagtestem Fado-Restaurant. Claude ist vor Jahren nach Brasilien ausgewandert, das Paar plant nun aber einen Umzug nach Lissabon und hat bereits eine Wohnung gefunden. Mario hatte das Restaurant vorgeschlagen, in dem Claudes Frau witzigerweise bereits einmal vor Jahren gewesen war. Ein Ober erkannte sie sogar sofort wieder. Das Essen mundete. Der Weißwein ebenso. Zwischendurch gab es immer wieder Auftritte von Fadosängerinnen. Jede sang vier Lieder. CK verstand leider kein Wort, aber die sehr emotionale, melancholische und leidenschaftliche Musik gefiel ihm durchaus.

Den Abend ließen die vier Protagonisten auf dem Dach eines Parkhauses ausklingen. Dort fand eine Rooftop-Party statt. Derer gibt es viele in Lissabon. Vor allem junge Leute feiern dort gemütlich. Darunter recht viele Ausländer. Überhaupt wird in Lissabon neben portugiesisch auch viel englisch, französisch und deutsch geredet. Leider war der Fahrstuhl kaputt und acht Stockwerke mussten erst hoch- und am Ende wieder runtergegangen werden. Bei guter Musik trank CK recht leckeren Cider. Die Temperaturen waren auch in der Nacht noch sehr angenehm, zudem gab es Heizpilze. Gegen zwei Uhr ging es nach etlichen interessanten Gesprächen in Claudes Wagen zurück ins Hotel.

Am Freitag besichtigten David und CK nach dem Frühstück den Park Gulbenkian, benannt nach einem reichen armenischen Mäzen, der in Lissabon soziale und kulturelle Projekte förderte. In besagtem Park gibt es Teiche mit Enten, Wasserschildkröten und Fischen, etliche Bäume, Hecken, Blumen und andere Pflanzen, u.a. auch Bambusstangen. Eine Statue Gulbenkians befindet sich ebenfalls im Park. Schön gemacht! :-)

Mit der Metro (Preis für eine Fahrt: 1,50 Euro) und einer Fähre ging es nach Cacilhas. Dort liefen die beiden Jungs ein wenig herum bevor es zu einer Portion Scampi und einem Bier im Foral ging. Dieses Restaurant hatte Gonzi ihnen empfohlen. Nach dem kleinen Snack ging es per Fähre und Metro in die Altstadt Lissabons. Am Nachmittag standen u.a. das Panteao Nacional und die Igreja de Sâo Vicente auf dem Programm. Im Panteao befinden sich u.a. die Gräber von Vasco da Gama und Eusebio. David und CK stiegen die Treppen hoch zur Terrasse. Wirklich runtersehen konnte CK jedoch nicht, da er nicht wirklich schwindelfrei ist.

Der richtig alte Teil Lissabons ist voll mit engen, kleinen Gassen und ein regelrechtes Labyrinth. "Get lost in the maze" hatte Gonzi am Tag vorher gemeint. Done, Gonzi, done. Irgendwie fanden David und CK ohne Ariadnefaden wieder aus dem Labyrinth heraus und landeten am Rossio, dem offiziellen Treffpunkt der Fans der roten Löwen. Hier befanden sich etliche Bekannte wie Kevin D., Liz, Raym, Dan, Jerry, Laurent, Paul Krier natürlich und viele mehr. Für je 15 Euros das Stück kaufte CK vier Karten bei Guy Putz, der noch Tickets über hatte. Bier gab es im Supermarkt zu kaufen. Claude de Pryck und seine Frau tauchten irgendwann ebenfalls auf. Paul war erfreut den alten Bekannten wiederzusehen und einige Worte wurden gewechselt.

Irgendwann ging es auf Befehl Pauls mit der Metro zum Stadion. Da David und CK ihre Karten nochmal neu aufladen mussten, verpassten sie die erste Metro mit Anführer Paul. In ihrer Metro befanden sich zwei weibliche Fußballfans aus den USA, die ebenfalls zum Länderspiel wollten. Es folgte CKs große Blamage. In Alvalade befahl er den Ausstieg. Die beiden Amidamen und eine kleinere Gruppe Luxemburger Fans um Neil gehorchte. Um kurz darauf festzustellen, dass sie eigentlich noch eine Station zum Campo Grande hätte weiterfahren müssen. Die Gruppe um Neil musste erstmal pinkeln gehen und wurde in der Folge nicht mehr gesehen. David, CK und die Amidamen (bei denen CK sich entschuldigte) nahmen die nächste Metro zum Estádio José Alvalade, Heimat von Sporting Lissabon. Claude und seine Frau waren mit Paul gefahren und warteten vor den Treppen zum Stadion hoch.

Das Stadion selbst mag weniger Zuschauer fassen als der Benfica-Ground, ist aber dennoch recht beeindruckend und gefiel CK. Die portugiesischen Fans hätten etwas sangesfreudiger sein können. Der Support insgesamt war aber okay. Am lautstärksten waren die paar Studenten in ihren schwarzen "Uniformen". Die Luxemburger Fans standen entweder in Block B9 oder hatten Sitzplatzkarten für Block B3. Letzteres war für die Gruppe um CK der Fall. Ihr Support war heute eher bescheiden, trotzdem wurden ab und zu schöne Lieder angestimmt. Zum Spiel gibt es nicht soviel zu schreiben: Luxemburg wehrte sich tapfer, verlor aber dennoch verdient mit 3-0 nach Toren von Bernardo Silva, Cristiano Ronaldo und Gonçalo Guedes. Das 2-0 war jedoch ein unglaubliches Gastgeschenk von Maxime Chanot an den Superstar. Ein verunglückter Rückpass mutierte zur Torvorlage :-( Ein Freund zuhause kommentierte dieses Selbstmatt per SMS völlig zurecht mit "#headdesk". Schlimmer war an diesem Tag aber eigentlich, dass die Tschechen in Prag England besiegt hatten und somit die Hoffnung auf ein Nachrücken für Kosovo in der Nation's League nunmehr gegen null tendiert. Trotz dieser Enttäuschung hatte CK an diesem Abend dennoch einen Grund zum Jubeln. 1860 München besiegte im Viertelfinale des bayrischen Landespokals die SpVgg Unterhaching mit 4-3 n.E. Marco Hiller hatte fünfmal die richtige Ecke und hielt tatsächlich drei Elfer. Geil!

Nach dem Spiel verabschiedeten sich David und CK von Claude und seiner Frau. Mit João, einem Freund von Mario, ging es per Taxi zum Hafen. Nach einem kleinen Snack (Suppe plus Bifana) mit Bier ging es in den Sabotage Club zum Konzert der französischen Punkband "Les Lullies". Die Gruppe war echt nicht schlecht und erinnerte CK ein wenig an die Sex Pistols. Sowohl Bier als auch Cider waren recht preiswert in dem Musikclub. Gegen zwei Uhr ging es mit einem Taxi zurück ins Hotel.

Am Samstag stand eine besondere Tagestour auf dem Programm. Claude de Pryck hatte sich angeboten, David und CK in seinem Auto ein wenig durch die Gegend zu fahren und ihnen tolle Sehenswürdigkeiten in der Umgegend von Lissabon zu zeigen. Zunächst ging es nach Sintra, wo die Überreste einer Maurenburg (Castelo dos Mouros) und der berühmte Palacio da Pena (ein sehr farbenfrohes, fast schon märchenhaftes Schloss mit orientalischen wie neogotischen Elementen) bestaunt werden konnten. Von Sintra aus ging die Reise zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Europas. Der Leuchtturm und die Sicht aufs Meer erinnerten CK an seinen Kurzurlaub in der Bretagne Anfang August. Über das malerische Fischerdorf Ericeira (Paradies so mancher Surfer), den Dünenstrand von Guincho (an dem der Sonnenuntergang bestaunt werden konnte) und die Touristenhochburg Cascais ging es nach Estoril. Dort aßen unsere drei Helden in einem Steakhouse zu Abend. Sehr zartes Fleisch, Picanha, begleitet von tollem Rotwein, leckerem Rösti und anderen Beilagen. Anschließend ging es erst auf eine Rooftop-Party eines teuren Hotels und später in einen Irish Pub an den Docks. Einfach ein wahnsinnig tolles Programm von Claude! Vielen Dank nochmal dafür! Gegen drei Uhr nachts brachte der Tourorganisator seine zwei Gäste zurück in ihr Hotel. In CKs Zimmer funktionierte der Strom nicht mehr und er musste mit Hilfe einer Taschenlampe seine Sachen zusammenpacken. Nur eine Stunde später holte ein Fahrer die beiden Luxemburger ab um sie zum Flughafen zu bringen.

Mit dem 6:20-Uhr-Flug von Ryanair ging es zusammen mit anderen Luxemburger Fans wie bspw. dem Medinator zurück in die Heimat. So endete eine wiedermal unglaublich geile Auswärtsfahrt. Der Autor dieses Berichtes kann die nächste schon nicht mehr erwarten. In dem Sinne allen Lesern alles Gute und bis zum Ausflug nächsten Monat in die serbische Hauptstadt Belgrad!, gez. euer CK.

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