03.06.2006. DIE FAHRT NACH METZ

Pünktlich gegen halb fünf kam CK per Taxi auf dem P&R-Parkplatz in Howald an. Der Bus aus Wiltz war noch nicht dort, dafür aber die meisten für die Reise angemeldeten M-Blockler, die im Vergleich zur Freiburg- und Liechtenstein-Fahrt heute allerdings in geringerer Anzahl erschienen waren. Gemeinsam warteten die Fussballanhänger nun auf den Bus aus dem Ösling, den der Fanclub "Eislécker Roude Léiw" organisiert hatte.

Es dauerte nicht mehr lange und der Schiltz-Bus aus Wiltz fuhr mit seiner Fanbesatzung (darunter auch ein älterer Oranjefan mit Schal und Käppi) ein. Bis auf drei von der Reise abgesprungene Personen waren alle Leute im Bus anwesend und nach dem Verteilen der Tickets fürs Spiel setzte sich der Troß in Bewegung.

Keup hatte einige Bierdosen dabei und gab CK gleich mal zwei davon ab, danke dafür ! Die Hinreise verlief auch ganz angenehm, mit reichlich lustigen Gesprächen und Erzählungen. CK hatte drei DVD's mitgenommen, von denen aber keine eingelegt wurde. Naja, eine der drei wäre sowieso nix für die Minderjährigen im Bus gewesen. FSK 18 halt ;D ;D ;D

Unterwegs begegnete man einem Unsen-Bus voller portugiesischer Fans, die sich wahrlich freuten die Luxemburger zu sehen und rüberwinkten :D Kurz vor der Ausfahrt zum Stadion gab es Stau und es ging nicht mehr weiter. Dies rieß den Portugiesen im Wagen vorm Bus zu einem Spass hin. Er stieg aus und öffnete den Kofferraum seines Vordermannes, den er wohl kannte. Die im Wagen sitzenden Insassen drehten sich um und sangen dem Übeltäter irgendein Lied. Beschäftigungstherapie auf der Autobahn, *G*.

Plötzlich winkte ein Polizist auf einem Motorrad den Luxemburger Bus aus der Schlange an der Autobahnausfahrt raus. Er sollte einem weiteren Luxemburger Bus von Sales-Lentz folgen. So wurde wenig später eine andere nicht verstopfte Ausfahrt in die Innenstadt von Metz genommen.

Die Stadtfahrt war einfach nur saugeil. Der Motorradcop bescherte beiden Luxemburger Bussen absolut freie Bahn. An jeder roten Ampel schwenkte er auf die linke Fahrbahn hinüber und gebot Quer- wie Gegenverkehr Einhalt. Während die Autos also bei rot stehen bleiben mussten, wechselten die Busse aus dem Kleinstaat einfach auf die Überholspur, fuhren an den Autos vorbei, durchquerten die kurzfristig gesperrte Kreuzung und scherten zurück nach rechts. “Et ginn keng roud Lueten méi” sangen CK und ein paar andere Anhänger der roten Löwen begeistert. Sie winkten den Autoinsassen zu, die ausgebremst waren. Das war ja ein Service, wie er dem Grossherzog persönlich würdig gewesen wäre :D

Dank der persönlichen Polizeieskorte wurde der Busparkplatz am Stade St.Symphorien schnell erreicht. Dem Cop applaudierte unsere Busbesatzung natürlich für diese tolle Dienstleistung. Auf dem besagten Parkplatz fanden sich etliche andere Busse ein, darunter auch sehr viele mit heissblütigen portugiesischen Fans. In der Gruppe ging es nun zum Stadion, wo bereits viele Anhänger Portugals anwesend waren. Sie bekamen gleich Luxemburger Fangesänge zu hören und schrien daraufhin “Portugal” zurück. Rund ums Stadion herum wurden überdies zig portugiesische Fahnen verkauft. Christelle und Flat, die mit dem Auto nach Metz gefahren waren, waren bereits anwesend und gesellten sich zur Busgruppe hinzu. Recht bald wurden die Stadionpforten geöffnet und die Zuschauer (darunter Scharen rot-grüner Portugal-Fans) strömten hinein.

Der FC Metz hat wirklich ein sehr schönes Stadion, was CK (der tatsächlich zum ersten Mal erst dort war) trotz fehlender Stehplätze allein aufgrund seiner englischen Bauweise sehr, sehr gut gefiel. Die FLF hatte es leider versäumt, den Luxemburger Fans einen eigenen Block zur Verfügung zu stellen und so musste inmitten lauter portugiesischer Anhänger in Block T Platz bezogen werden. Sehr schlechter Service des Verbandes ! Die Herren dort sollten sich endlich mal mehr für die Belange der einheimischen Fans einsetzen, derer es ja leider schon viel zu wenige gibt. Auch die gastronomische Organisation war ein einziger Witz. Viel zu wenig Angestellte, die hoffnungslos überfordert waren, daraus resultierende lange Warteschlangen (zuerst an der Gutscheinkasse, dann an den Gastronomieständen selbst) und vor allem wurden zu wenig Naturalien im Vorfeld eingekauft. Schon vor Anpfiff des Spiels gab es keine Weißwürste mehr und bereits Mitte der zweiten Halbzeit machten die Eßbuden vollständig dicht, da alles leergefuttert und weggesoffen war !!! Sogar das ganze alkfreie Bier, Vollbier gab es ja wieder keins :-(

Leider waren diesmal nur wenige Luxemburger Fans, etwa 100-150, anwesend. Kein Vergleich zu den 1 200 frenetischen Anhängern in Freiburg, unter denen allein mindestens 300 Studenten gewesen waren. Schon komisch, immerhin ist Metz um einiges näher an Luxemburg gelegen als Freiburg und auch hier gibt es einige Studenten aus dem Großherzogtum. Insgesamt ca. 19 000 Zuschauer sahen jedoch eine tolle Leistung der Luxemburger Löwen, bei denen heute der Düdelinger Joubert im Kasten stand. Sie rannten, sie grätschten, sie kämpften, liefen und kombinierten zeitweise sogar recht gut nach vorne. Die Abwehr stand hinten recht kompakt und mit Einsatz und Kampfgeist wurde den Portugiesen gleich mal der Schneid abgekauft. Jene waren mehr als erstaunt über soviel Gegenwehr und taten sich richtig schwer. Heute zerlegten sie ihren Gegner nicht so leicht wie noch in der Qualifikation, wo die beiden Aufeinandertreffen 0-5 und 0-6 für Portugal ausgingen. Die Gäste hatten sogar Glück, dass Charles Leweck einen Kopfball in aussichtsreicher Position nur an die Latte und nicht ins Tor setzte, sonst wären die Luxemburger sogar überraschend in Führung gegangen. Die Leistung des Teams war heute um Klassen besser als gegen Deutschland.

Nach der Pause spielten die Portugiesen gleich wie entfesselt auf und Simao traf nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff zum 0-1. Derselbe Spieler besorgte später per Foulelfmeter das 0-2. Die Luxemburger gaben sich danach aber keineswegs auf, sondern hielten weiter wacker dagegen, sie zeigten sozusagen Biss, wie es ja eigentlich auch von Löwen erwartet wird. Für den 0-3-Endstand sorgte Altstar Figo von Inter Mailand folgerichtig erst in Minute '85. Ein weiteres Schlachtfest wie in Freiburg blieb Luxemburg diesmal also verdientermassen erspart. Unschöne Aktionen gab es leider von Christiano Ronaldo zu sehen: jener fiel gleich zweimal negativ im Spiel auf und hätte sowohl nach einer Tätlichkeit gegen Strasser als auch einer gegen Schnell vom Platz gestellt werden müssen, doch der Schiri ließ zweimal Gnade vor Recht walten um ihm eine Sperre bei der WM zu ersparen.

Besonders Aurélien Joachim vom VfL Bochum und der emsige Verteidiger Reiter gefielen CK an diesem Tag sehr gut. Die Tage Figos sind hingegen wohl gezählt. Wie schon bei der letzten EM enttäuschte er auch heute einmal mehr. Das ist schon lange nicht mehr der Figo, der 2000 mal Weltfussballer des Jahres wurde. Überhaupt empfand CK Portugals Elf eher als schwach. Prognose für die WM daher: Portugal kommt höchstens ins Achtelfinale ! Gegen Argentinien oder Holland würden sie mit ziemlicher Sicherheit nämlich ausscheiden. In der momentanen Verfassung wird bereits das erste Gruppenspiel gegen die ehemalige Kolonie Angola sehr, sehr schwer und ein Vorrundenaus wie schon 2002 durchaus denkbar.

Eher peinlich war der rote Maskottchenlöwe, der vor und nach dem Spiel sowie in der Halbzeitpause zu den Luxemburger Fans kam. Jener sah überhaupt nicht wie ein Löwe aus, da fehlte allein schon eine richtige Mähne um als Löwe gelten zu dürfen, ziemlich peinlich das Tier. Naja, zum Lachen war er schon geeignet, mehr aber auch nicht. Immerhin sah er nicht so schrecklich wie der schwule Goleo aus :D

Zum Support: der war eigentlich auf Luxemburger Seite nur geil. Gleich bei der Nationalhymne (übrigens sehr schön, dass es- wie schon in Freiburg- bei beiden Nationalhymnen fairerweise keine Pfiffe von der jeweils gegnerischen Seite gab) wurde lauthals mitgesungen, Fahnen und Schals geschwenkt und auch danach ging es ab. Vor allem Wichtel animierte die Luxemburger Anhängerschar immer wieder zum Singen. Allerdings waren die Portugiesen um die Luxi-Truppe herum nicht so froh darüber, dass die Fans des Gastgebers alle standen, mussten sie dadurch doch auch stehen um überhaupt etwas vom Spiel sehen zu können. Davon liessen sich die roten Löwen jedoch anfangs nicht irritieren und sie sangen lauthals ihre Lieder. Irgendwann schlug jemand eine Humba vor und alle setzten sich hin. Die Portugiesen meinten nun erfreut, es sei endlich Sitzen angesagt und sie hockten sich ebenfalls hin, nur um beim Tätterä gleich wieder dumm aus der Wäsche zu schauen, da alle Luxemburger wieder standen und rumhüpften im Block. Jetzt wurde es einigen doch zuviel und sie fingen an zu schimpfen. Angeblich warfen sogar welche Kaugummis rüber. Frechheit ! "Assienda, Assienda" (oder wie man auf portugiesisch auch immer für Hinsetzen sagt) wurde wütend gerufen. Ein Portugiese neben CK meinte auf französisch, dass ja hier im Stadion nur wenige Leute aus der Reihe tanzen und stehen würden und dass die sich gefälligst mal der Mehrheit anpassen sollten. Alles die Schuld der FLF, mit einem eigenen Block wäre das nicht passiert. Wichtel meinte zurecht, dass er sich unter keinen Umständen hinsetzen, sondern eher das Stadion verlassen würde. Der portugiesische Druck wurde jedoch immer grösser. Als die dann anfingen, ein wenig aggressiv zu werden und die Security auftauchte und zu befürchten war, wegen der Weigerung, sich hinzusetzen, aus dem Stadion zu fliegen, setzten sich dann doch alle hin, selbst Wichtel und CK. Letzterer pflanzte sich zwischen Fabs und den Tageblatt-Star vom Deutschlandspiel (wie hiess der eigentlich gleich schon wieder ? Boîtier oder sowas in der Art... ) hin. "E Witz dat heiten, zu Metz hunn ech nach nie hannert dem Goal d'Leit sëtze gesinn", meinte Fabs kopfschüttelnd. Zwar wurde auch in der Folge noch weiter ordentlich supportet und gesungen, aber im Sitzen geht halt doch um einiges weniger als im Stehen. Leider. Die Portugiesen ihrerseits waren eher ruhig. Nur sporadisch skandierten sie "Portugal", dann aber machte schon das ganze Stadion mit, was heute klar in ihrer Hand war und der Chant ging wie eine Dampfwalze über die locker übertönten Luxemburger Anhänger drüber. Zudem schwappte mehrmals eine LaOla durchs Stadion. Der lustigste Song des Tages auf Seiten der Luxemburger war ohne Zweifel "Daer sitt jhust e klengt Land bei Spunien". Zwei portugiesische Jugendliche hatten irgendwie ein Problem mit ihren Nachbarn aus dem Großherzogtum. Nicht nur, dass sie eine Luxemburger Fahne einfach abrissen und Fabs zuwarfen, nein sie stänkerten auch mehrmals rüber, selbst noch nach dem 0-2 für ihre Farben. Dann meinten sie, die Luxemburger sollten nach Hause gehen und drohten mit Fäusten. Uninteressantes Gesindel ! Die reissen auch nur gegen ein kleines Land groß die Fresse auf, gegen Teams wie England pissen die sich doch in die Hose, wohlwissend, dass sie da aufs Maul bekämen. Am Ende feierten die Portugiesen ab und ernteten dafür die richtige Antwort von Luxemburger Seite aus: "You only sing when you're winning". Am schönsten waren jedoch die stolzen "You'll never walk alone"-Gesänge fürs eigene Team. Tja, meine lieben Portugiesen, so geht das im M-Block. 200% Vollgas während 90 Minuten, unabhängig vom Spielstand. Macht das erst einmal nach !!! Im übrigen kamen die Spieler Luxemburgs zu ihren Fans in die Kurve, die Portugiesen hingegen verschwanden nach Abpfiff gleich in die Kabine. Wer da wohl mehr Wert auf seine Fans legt ...

Nach dem Spiel begaben sich die Luxemburger Fans zurück zum Bus, mit dem es nun wieder in die Heimat ging. Gegen 23:30 Uhr war der P&R Howald (Centre Douanier) wieder erreicht. Hier stiegen auch einige Fans aus dem Ösling zum Pinkeln aus, jene hätten diese Blasenschwäche fast teuer bezahlt, denn der Busfahrer dachte, sie gehörten zur Hauptstadtbesatzung und fuhr bereits wieder los, woraufhin die "Pinkeltruppe" in Panik zurückstürmte und der Bus wieder anhielt um sie einzusammeln. ;-)

Capo Oli, der heute leider arbeiten und nicht nach Metz mitfahren konnte, war nun auch aufgetaucht um den Fanatics-Banner abzuholen. Wichtel, Oli und CK entschieden, noch auf ein paar Bier ins Pascha einzukehren. Dort war auch Jeff anwesend, der das Portugal-Spiel ebenfalls hatte sausen lassen. Bei guter Musik, drei Pints und einem Panini ließ unser Protagonist den Abend in geselliger Runde gepflegt ausklingen. Gegen halb zwei war dann Feierabend und während die anderen drei sich nach Hause begaben, machte CK in der Bahnhofsgegend wieder mal die Nacht durch, bevor auch er um sechs Uhr morgens mit dem Bus nach Belvaux zurückfuhr und dort kaputt in sein Bett fiel.

Am Donnerstag, dem 8.6.2006, steht nur einen Tag vor WM-Beginn das letzte Spiel der Luxemburger Elf an. Gegner dann die Ukraine. Für dieses Spiel bietet die FLF allen Besuchern im M-Block freien Eintritt an. Bis dahin allen Lesern alles Gute !, gez. euer CK.
P.S. Ach ja, Sitzen ist fürn Arsch, echte Fans stehen nunmal, steckt euch euer "Assienda" also nächstes Mal sonstwohin, liebe Portugiesen ...

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