FAQ zum Thema "Freigeld"

Frage 1: "Wenn dein tolles Freigeld systemimmanent stets an Wert verliert, was glaubst du wird passieren? Glaubst du, all jene, die einen Kapitalstock ansparen wollen, werden in Ruhe zusehen, wie ihr Vermögen per Order von oben stets weniger wird?"

Ich glaub Du verstehst etwas massiv falsch. Ich bin KEINER dieser vielen sog. Freigeldspinner, wie man sie in anderen Foren findet. Von deren Quatsch distanziere ich mich. Unter Freigeld verstehe ich persönlich variabel verzinsliche Geldbasis, NICHT konstant negativ verzinstes Geld. Schon gar nicht auf Order von oben, weder von der Politik, noch von einem Geldmonopolisten/Geldemittenten. Zinssätze bilden sich in der FW marktwirtschaftlich nach Angebot und Nachfrage. Wenn KA=KN, dann ist der Zinssatz marktwirtschaftlich, egal ob er +50% oder -50% beträgt. Der heutige Markt ist jedoch reguliert, da der Geldmonopolist großmundig versprochen hat: “Ich biete immer Nullzins auf dem ZB-Geld !” Das entspricht einer Regulierung, analog zu einem Mindestlohn auf dem Arbeitsmarkt. Sparen und/oder Schulden tilgen kann man nur wenn andere Leute konsumieren und/oder Schulden aufnehmen wollen. Ist Dir das nicht klar? Im übrigen bezweifle ich, dass die Rendite bei langfristigen Anlagen negativ werden wird, es geht mir mehr um die Zinsen auf Giroguthaben.

Frage 2:"Meinst du die Aussage im Ernst, ich könne nur sparen, wenn sich andererseits jemand verschuldet? Schon einmal etwas von Wirtschaftswachstum gehört? Schon einmal davon gehört, dass jemand einen Kapitalstock ansparen will, nicht um sich das Geld unter die Matratze zu legen, sondern um später etwa einen Betrieb gründen zu können? Etwas, das wiederum Wachstum und Arbeitsplätze bringt?"

Selbstverständlich kenne ich Wirtschaftswachstum (was im übrigen noch was Anderes ist als Bestandswachstum, weil auch bei 0-Wachstum wächst der Bestand, dies aber nur am Rande). Ich habe auch nirgendwo gesagt, dass ich gegen Wachstum oder gar technologischen Fortschritt bin, sofern dieses Wachstum freiwillig und marktwirtschaftlich erfolgt. Auch scheinst Du weiter implizit vorauszusetzen, daß ich gegen Sparen bin und gegen positive Zinssätze. Mitnichten wie weiter oben schon widerlegt mit dem +50%-Beispiel !!! Und schon gar nicht bin ich für Arbeitsplatzvernichtung oder gar gegen Investitionen !!! Im Gegenteil. Bei ungleichgewichtig hohen Zinssätzen erfolgen egtl. wichtige Investitionen nicht, gerade Unternehmer wie Du können dann vlt. ihre Schulden nicht tilgen und gehen bankrott oder wichtige Arbeitsplätze werden wegen eines Kreditmarktungleichgewichtes erst gar nicht geschaffen. Vielleicht musst Du aber mal lernen, dass jede Handlung zwei Seiten hat. Ich kann ja auch mein Produkt nicht verkaufen, ohne dass jemand es kaufen möchte. Auch solltest Du lernen Zahlen weniger absolut zu sehen, sondern eher relativ. Glaubst Du, Du kannst Geld sparen, wenn niemand es stattdessen haben möchte (bspw. zum Investieren) ? Was ist für Dich egtl. Kredit ? Kredit ist nichts Anderes als “intertemporaler Realgütertausch”. Laufend werden solche Tauschvorgänge eröffnet und wieder geschlossen und während des Bestehens/Verlauf solcher Tauschvorgänge existieren Nominalgüter (Kreditbeziehungen.) Giralgeld=Geldforderungen/Geldverbindlichkeiten-Paare. Aber selbst ZB-Geld ist egtl. eine Kreditmenge.

Frage 3:"Was meinst du mit diesem “Nullzins”-Ausdruck? Keine Verzinsung? Zinsloser Kredit? Zentralbanken verleihen jedenfalls in der Regel nicht zinslos ihr ZB-Geld an Geschäftsbanken. Stichworte dazu: EZB: Spitzenrefinanzierungsfazilitätssatz, Hauptrefinanzierungssatz, FED: Diskontsatz, Federal Funds Rate."

Hier liegt ein typisches Mißverständnis vor. Du redest vom “aktivseitigen Leitzins” (Zins für die Bereitstellung von ZB-Geld). Dieser ist aber eben auch nach irgendwelchen Kriterien festgesetzt von der ZB und quasi immer positiv. Ich aber rede vom Zins auf dem ZB-Geld selbst, dem “passivseitigen Leitzins”. Es scheint eine berechtigte oder unberechtigte Annahme der Wirtschaftswissenschaften zu sein, dass dieser Zinssatz immer genau dann gleichgewichtig ist, wenn er 0 beträgt.

Frage 4:"Aber was soll das sein? So eine Art inhärenter Verfall? Wie bei Gesells verschimmelndem Obst? Diesen Verfall “Zins” zu nennen, führt sicherlich leicht zu Missverständnissen. Denn Zins ist nunmal der Preis für Verliehendes. So verstehen es jedenfalls die meisten Menschen."

Je nach Marktsituation, ist das ZB-Geld negativ verzinst, ja. Erkenne und sehe: Auch ZB-Geld ist eine Kreditmenge ! Und Zins ist auch nicht der Preis für Kapital, der Preis für “Kapital heute” ist “Kapital morgen”. Negativzins ist also dann vollkommen normal, wenn die Zeitpräferenz der Menschen bevorzugt in der Zukunft liegt und nicht mehr in der Gegenwart. ZB-Geld ist Kreditangebot vom ZB-Geldhalter an den Geldemittenten (ZB) und Kredite werden verzinst ! Die Bezeichnung Zins ist also hier vollkommen richtig.

Frage 5:"Ich denke, wir sprechen möglicherweise von zwei verschiedenen Dingen. Ich betrachte Geld als nichts anderes als, salopp formuliert, geronnene Arbeitsleistung. D.h. ich leiste etwas und bekomme dafür etwas bezahlt (= Geld). Welche Form dieses Geld hat, ist primär noch nicht wichtig, außer dass es (weil ich ja etwas davon sparen will) von dauerhaftem Wert sein sollte. Deshalb nehme ich jetzt der Einfachheit halber an, dass es Goldmünzen sind (nur zur Veranschaulichung, ist aber nicht zwingend notwendig)."

Richtig, Geld dokumentiert Leistungsansprüche. Sind wir uns einig darin, dass Geld das Anrecht auf eine zukünftige Leistung darstellt ? Und falls ja, wem gegenüber hast Du dieses Anrecht ? Doch wohl gegenüber der Gesellschaft, den anderen Teilnehmern innerhalb desselben Währungsraums, oder nicht ? Also dokumentiert dieses Geld zugleich eine Schuld der Anderen Dir gegenüber. Die Schuld ist zwar entpersonalisiert und entspezifiziert (also nicht wie ein Schuldschein an eine spezielle Person und ein spezielles Gut gebunden), sondern über den Umweg der ZB, die diesen Leistungsanspruch verbrieft hat, an die Allgemeinheit gerichtet, aber ein Bargeldschein ist ein Schuldschein. Giralgeld ist eine Forderung auf Geld gegenüber der Bank ihres Vertrauens und stellt ebenso einen Leistungsanspruch dar. Solange dieses Kredit-Geld existiert, existiert auch eine dazu gehörende Schuld eines Anderen. Man müsste den Kapitalismus egtl. Debitismus nennen, weil jedes Geld und jedes Giralgeld (Geldforderung/Geldverbindlichkeiten-Paar) im Grunde eine Schuld dokumentiert. Wir leben in einem Kreditgeldsystem und Geld ist Kredit. Es gibt für jeden als Geld existierenden Betrag ein Wirtschaftssubjekt, das diese (auf Geld lautende) Schuld tilgen muss und aus diesem Grund daran interessiert ist an Geld zu kommen, also Leistungen gegen Geld anzubieten.Wenn eine Fee käme und ich würde mir ne schuldenfreie Welt wünschen, würde jedes Geld von der Erde getilgt wären. Solange Du Dein Geldvermögen immer weiter ansparst und sogar wachsen lässt, wachsen woanders auch die Schulden Deines Komplementärsektors (stell Dir vor, Du Mikro-Ich bist Teil eines Makrosystems Gesellschaft/Wirtschaft und alle anderen Mikro-Ichs sind Dein Komplementärsektor). Wenn Du nun weiter sparen und wachsen willst, müssen fortwährend neue Schuldner gefunden werden und dieses System fährt früher oder später gegen die Wand bei ewig positiven Zinsen. Es führt zu WachstumsZWANG. Nicht dass Wachstum etwas Schlechtes wäre (viele Länder brauchen heute noch Wachstum), aber wenn die Zinsen ungleichgewichtig hoch sind, führt das nunmal zu Problemen und zur wachsenden Umverteilung von unten nach oben (die Marxsche Akkumulation des Kapitals).

Frage 6:"Das klingt nach einem gleitenden Prozess, als ob die Zentralbank den Leitzinsregler bis Null dreht und dann einfach im Negativen weiterdreht. Und nach welchen Kriterien eigentlich? Negativer Leitzins, das hieße jedenfalls: man fordert weniger Geld zurück als man verborgt hat. Man würde praktisch Geld verschenken. Das wäre etwas völlig anderes als im positiven Zinsbereich. Man könnte Geldscheine praktisch gleich per Helikopter abwerfen. Es ginge nicht mehr um Kreditvergabe und wohl auch nicht mehr um funktionierendes Geld, zu offensichtlich wäre es wohl, dass es nur noch um “bunte Papierschnipsel” geht."

Nach welchen Kriterien machen sie es heute ? So genau weiß ich das gar nicht mal. Mit so Warenkörben halt. Warum es geht: wenn der positive Zins in einem Meer von (Real-)Kapitalien ersoffen wird, muss die Volkswirtschaft noch genauso gut funktionieren wie in kapitalknappen Zeiten mit hohen Zinssätzen (Wirtschaftswunder nach dem Krieg bspw). Die Pläne der Marktteilnehmer müssen in Einklang gebracht werden. Es kann dann Situationen geben, wo der gleichgewichtige Zinssatz negativ sein muss. Bei negativem Zins fliesst Geld vom Kreditgeber zum Kreditnehmer, bei positivem Zins ist es umgekehrt. Das Vorzeichen des Zinssatzes gibt also nur die Richtung des Geldflusses an bzw. bestimmt Sender und Empfänger. Zurückfordern tut der Kreditgeber aber immer noch die gleiche Summe Geld (Tilgung) vom Kreditnehmer. Verschenken tut man in beiden Fällen nix. Man bezahlt einen Knappheitspreis. Bei positivem Zins liegt der Knappheitsvorteil halt beim Sparer, bei negativem Zins beim Schuldner.Das sah der geniale französische Sozialist Pierre Joseph Proudhon schon so. Es ist übrigens generell sws durchaus möglich, dass nach einer Zeit negativer Zinssätze irgendeine Branche mal richtig viel Kapital braucht um eine neue Super-Erfindung produzieren zu können, so dass die Zinssätze wieder schlagartig nach oben gehen wegen großer Kreditnachfrage. Ich habe nirgendwo geschrieben, dass der Zins für immer negativ bleiben muss, wenn er erstmal in diesem Bereich liegt. Der Markt bestimmt die Zinssätze.

Frage 7:"Wie soll das denn funktionieren? Ich verleihe mein Geld an einen Kreditnehmer, und zahle ihm dafür auch noch etwas?"

Ja, sicherlich. Du kannst doch froh sein, dass Du überhaupt jemand Vertrauensseliges gefunden hast, der trotz Kapital en masse Deines überhaupt noch haben möchte (und nicht das Deines Nachbarn oder jemand Anderes, mit denen Du in “Spar-/Angebotkonkurrenz” stehst). Positiver Zins = “Belohnung” für Verzicht auf Konsum laut Böhm-Bawerk, Negativer Zins laut den Freiwirten also: “Belohnung” für Verzicht auf Sparen bzw. fürs Verschulden bzw. Ermöglichen von Sparplänen Anderer. Im übrigen wäre ein Zinssatz von -3% ein guter Zinssatz, wenn die Geldbasis bspw. mit -6% verzinst wäre. Man muss da schon die ZinsDIFFERENZ (3%) sehen. Das wäre- relativ betrachtet- ein besserer Zinssatz als heute einer von 2%, wenn die Geldbasis nullverzinst ist (Differenz bloß 2%). Die Zinssätze bilden sich relativ zum ZB-Geldzinssatz. Dieser beträgt heute 0%, in der FW hingegen ist es eine variable Zahl, die sich ebenfalls auf dem Markt bildet. Inflations- und Risikoausgleich sowie natürlich die Bankmarge gäbe es übrigens auch in einer FW noch. Für die Banken ändert sich also gar nichts, da ihnen egal ist, ob sie ihre Einnahmen vom Kreditgeber (bei negativem Einlagezins) und/oder vom Kreditnehmer beziehen (bei positivem Kreditzins) oder wie heute immer nur vom Kreditnehmer. Es geht eben darum, dass die Sparzinsen negativ werden könnten und weniger um die Kreditzinsen, die allerdings so nahe an 0 herankommen könnten ohne dass die GBen deswegen nicht genug Bankmarge kassieren und Verluste machen würden.

Frage 8:"Freier Markt bedeutet für mich Geldkonkurrenz. Ich hatte dich bisher so verstanden, dass es in “deiner” Freiwirtschaft eine ZB gibt, die nach irgendwelchen Kriterien (meine Frage: welche?) den Zins/Preis für ihr ZB-Geld verändert, halt im Unterschied zu heute auch ins “Negative”, aber u.U. auch wieder ins Positive, je “nach Marktsituation”.

Eine Freigeld-ZB wäre halt m.E. ein Fortschritt zum Status Quo. Am liebsten wäre mir aber eh ein Wettbewerb verschiedener Geldemittenten und nicht per se eine einzige, zur Geldpolitik auserkorene ZB. Da bestimmt dann von selbst der Markt die Zinssätze und das beste Geld(-system) setzt sich durch. Hat ja Friedrich von Hayek ebenfalls vorgeschrieben. Allerdings wäre das natürlich auch aufwendig für die Banken und kompliziert für die Marktakteure (der Euro wurde ja bspw. grad wegen Vereinheitlichung der Preismessung eingeführt).

Frage 9:"Wie sollen Negativzinsen in der Praxis funktionieren? Vielleicht hätten Sie die Güte, und erklären Sie es mir, wie (außer durch Inflation) Bargeld sich “negativ verzinsen” kann. Mir fehlt offenbar einfach die Phantasie, wie das praktikabel funktionieren sollte. Aber Sie können diesem Manko ja abhelfen! Dann also bitte …"

Wenn Sie auf die technische Machbarkeit von Freigeld anspielen: darauf kann ich ihnen keine abschliessende Antwort liefern. Also bei Giralgeld oder ZB-Einlagen wäre es sehr leicht, da wird das ja elektronisch geregelt. Negativzinsen sind da genauso leicht kalkulierbar für Rechner wie heute schon Positivzinsen. Bei Bargeld weiss ich es nicht. So wie in Wörgl mit Klebmarken halte ich für 2007 doch zu altmodisch. Aber mir ging es sws erstmal nur um die Theorie, die Praxis ist eine andere Geschichte. Notfalls gibt es halt kein Bargeld mehr, sondern ne ZB-Geldkarte, mit der man bezahlen kann (vglbar mit dem heutigen minicash). Mir scheint auch, als ist nicht klar geworden, dass eine negative Verzinsung der Geldbasis und Inflation komplett unterschiedliche Dinge sind. Die Geld-Verzinsung betrifft wirklich nur das Geld, die Inflation hingegen betrifft gleichermaßen sowohl das Geld als auch sämtliche Geld-Forderungen und -Verbindlichkeiten jeder Fristigkeit.

Frage 10:"Erstmal Grundsätzlich wie definiert ein Freiwirt Geld? Nach Murray Rothbard definiere ich Geld einfach als Ware. Das Kaufen oder Verkaufen hat auch nichts mit Leistungsaustausch zu tun, sondern ist schlicht der Tausch einer Ware (Geld) mit einer anderen Ware."

Warengeld/Sachgeld/Metallgeld/Goldgeld ist in der Tat exogenes Geld. Ich rede aber von endogenem Geld, sprich Kreditgeld. Für uns ist Geld keine Ware und es gibt auch keinen Tausch Geld-Ware oder umgekehrt. Bei uns wird Ware gegen Ware getauscht bzw. Leistung gegen Leistung, allerdings intertemporal und zwischenzeitlich bestehen dann Kreditbeziehungen/Leistungsbeziehungen (=Geldforderungen/Geldverbindlichkeiten-Paare). Geld muss keinen stofflichen Wert haben. Goldgeld und Kreditgeld sind in der Tat wohl völlig verschiedene Dinge. Aber persönlich sehe ich Geld als etwas inhärent Nicht-Materielles an und ich sehe daher nicht ein, wieso die Wirtschaftsleistung und die Preisstabilität von der Förderung von Gold bspw. abhängig gemacht werden sollen, ich bin ein Fan des Kredit-Geldes (fiat-money) und kritisiere nur die heutige Implementierung. Gold soll nur dazu dienen, die Geldmengenausdehnung zu begrenzen, das ist auch möglich wenn die ZB sich zusammenreisst oder rechtlich dazu forciert wird (bspw. bei Androhung von Entlassungen im Falle zu hoher Inflation, die zu verhindern ja ihr gesellschaftlicher Auftrag ist.) An sich brauchen Gelddokumente keinen intrinsischen Wert. Es ist auch egal ob Heiratsurkunden vergoldet sind oder nicht, wichtig ist was sie dokumentieren. Es ist also auch unwichtig, ob man Goldmünzen, Kerbstöcke oder Papierscheine hat, wichtig ist, was sie dokumentieren. Geld ist was inhärent Nicht-Materielles, eine Beziehung eben. Natürlich sollen die Gelddokumente schon praktischer Natur sein und möglichst fälschungssicher.

Frage 11:"Ich habe mir diese tolle Homepage vom "Seminar für freiheitliche Ordnung" einmal angesehen. Und gleich unter “Grundlagen und Ziele” nennt die Vereinigung ihre Vorbilder. Einer davon ist ein alter Bekannter: John Maynard Keynes. ROFL!!!! Warum nicht gleich Karl Marx?"

Da werden aber auch andere Leute genannt, nicht nur Keynes. Abgesehen davon war Keynes selbst bei der Liberal Party und es muss ja nicht alles falsch sein, was er gesagt und gelehrt hat.

Frage 12:"Warum stellt ein negativer Zins keinen negativen Preis dar, der offensichtlich außerhalb dessen liegt, was man rational erwarten kann?"

Sehr gute Frage !!! M.E. ist der Zins die Knappheitsrente des Kapitals. Nicht aber der Preis selbst. Der Preis für (Kapital zum Zeitpunkt t) ist (Kapital zum Zeitpunkt t+1). Wenn ich Dir für 100 Äpfel heute morgen 95 Äpfel gäbe, war der Preis für 1 Apfel heute halt 0,95 Äpfel morgen. Wenn ich Dir für 100 Äpfel heute hingegen morgen 105 Äpfel gäbe, wäre der Preis eines Apfels heute halt 1,05 Äpfel morgen. In beiden Fällen ist der Preis nicht null oder gar negativ. Die 5 Äpfel entsprechen der Zinszahlung in beiden Fällen. Im ersten Fall ist der Zins negativ, im zweiten positiv, in beiden Fällen jedoch ist der Preis klar positiv (im ersten Fall Vorteil auf der Seite der Kreditnachfrager, im zweiten auf der Seite des Kreditanbieters). Die Äpfel erklären auch gut, wieso ich mich je nach Marktsituation mit einem negativen Zins zufrieden gäbe. Die Äpfel verfaulen und ich kann nicht alle 100 zum Zeitpunkt t essen. Ich wäre also je nachdem sogar richtig froh, 95 zum Zeitpunkt t+1 noch zu haben (horte ich die Äpfel, verfaulen wohl mehr als 5). Hinterfragt sws mal von Böhm-Bawerk, wieso die Zeitpräferenz immer in der Gegenwart liegen muss (das ist ein komisches Dogma !). Der Preis eines Gutes kann nie negativ werden, das ist richtig. Stellt euch nun vor, ihr tragt auf die x-Achse Kapital heute und auf die y-Achse nicht (wie die meisten Ökonomen es wohl tun) den Zinssatz, sondern das Kapital nach Ende der Kreditlaufzeit ein, dann werdet ihr euch immer im positiv-positiven Quadranten des Koordinatensystems befinden, genauso wie in allen anderen Menge-Preis-Diagrammen halt auch. So einfach ist das. Und nun erklären mir mal bitte diplomierte Wirtschaftswissenschaftler wieso sie das denn nicht so sehen wie ich Dummkopf, grins…

Frage 13:“Wenn negative Nominalzinsen eine potenzielle Lösung wären, könnten wir sie auf Märkten beobachten oder etwa nicht ?”

Diese Aussage ist mir- rein logisch betrachtet- vollkommen unverständlich. Ich ziehe ne Analogie zum Arbeitsmarkt. Nehmen wir an, es gäbe einen Mindestlohn und man würde nun argumentieren: “Die Löhne müssen gesenkt werden, damit Vollbeschäftigung herrscht”. Dann käme ich daher und meine: “Wenn ein niedrigerer Lohn die Lösung wäre, könnten wir das auf dem Markt beobachten.” Wo läge mein Denkfehler ? Klar darin, dass der Markt ja zum einen einen Mindestlohn hat (wenn der Gleichgewichtslohn unter diesem Lohn liegt, ist dieser Lohn eben nicht erreichbar) und zum anderen vielleicht andere Regulierungen diese Lohnbildung verhindern. Beim Kreditmarkt handelt es sich m.E. eben auch nicht um einen freien, sondern regulierten Markt. Der Mindestnominalzins ist eben der Nullzins. Auf dem heutigen Markt kann also ein evtl. notwendiges Absinken zum Gleichgewichtszins gar nicht beobachtet werden (falls dieser im negativen Bereich läge). Das ist eben gerade m.E. der SYSTEMFEHLER. Auch die Verzinsung des Bargeldes müsste sich dem Markt stellen und nicht konstant nullverzinst werden, weil der Geldmonopolist dies heute so festgelegt hat. Wenn ich mir die Polemik mal erlauben darf: es wird immer von den Mainstream-Ökonomen suggeriert, dass der Kreditmarkt das Paradebeispiel für einen freien Markt sei, das ist m.E. aber eben gerade nicht der Fall.

Frage 14:“Wenn es einen Wunsch nach negativen Zinsen gäbe, hätten wir sie. Zwar verleiht die Zentralbank selbst nie Geld zu negativen Zinsen, aber danach müssen sich doch die Märkte nicht richten.”

Bei jedem Marktakteur gibt es verständlicherweise den Wunsch die höchsten Zinssätze zu bekommen, die er erhalten kann. Wieso sollte im HEUTIGEN SYSTEM jemand negative Zinsen in Kauf nehmen ? Wenn alle Banken mir nur noch -2% bieten, horte ich halt wieder Bargeld zuhause. Keine Bank der Welt kann also ihre Einlagenzinsen ins Negative senken und ihre Kreditzinsen also schonmal gleich gar nicht (die Bank will schliesslich keine Verluste einfahren). Das ginge nur, wenn die Geldbasis auch negativ verzinst werden könnte, aber genau darauf hat KEINE GB dieser Welt Einfluss, sondern nur die planwirtschaftliche Instanz namens ZB. 0 ist der Mindestnominalzins. Der Zinssatz auf dem Bargeld ist FESTGESCHRIEBEN seit Ewigkeiten und steht ausserhalb der Marktgesetze von Angebot und Nachfrage. Es wird erst dann einen Wunsch auch nach (guten) negativen Zinssätzen geben, wenn sie eine “Rendite” einbringen so wie das bei meinen Äpfeln der Fall ist, Bargeld also variabel und somit eben auch negativ verzinst werden kann.

Frage 15:"Ein besseres Plädoyer, warum es in Märkten keine negativen Zinsen gibt, kann ich mir nicht vorstellen. Dass der Zinssatz auf Bargeld außerhalb von Angebot und Nachfrage steht, ist allerdings eine reine Behauptung. Wenn deine Voraussetzungen, unter denen du negative Zinsen gerechtfertigt siehst, zuträfen, wäre das nämlich nicht der Fall. Negative Zinsen kann es nur in einer Welt negativer Kapitalrenditen geben. Wie wahrscheinlich ist die?"

RICHTIG IST: Ein besseres Plädoyer, warum es HEUTE auf Märkten keine negativen Nominalzinsen gibt, kann ich mir nicht vorstellen. Das HEUTIGE GELD lässt es halt einfach NICHT zu, selbst wenn es für die Wirtschaft erforderlich WÄRE. Es sperrt dem einen RIEGEL davor. Will jemand abstreiten, dass alle Planwirte der ZBen dieser Welt diesen Zinssatz konstant auf null festlegen und deren Geldmonopol schliesslich gesetzlich geschützt ist, so dass jeder deren Geld auch akzeptieren muss ? Da lobe ich mir doch agoristische Aktionen dagegen. Gegen diese inkonsequenten Freien-Markt-Verfechter, die ihr Kapital nicht der Konkurrenz eines freien Marktes überlassen, wohlwissend dass Kapitalüberproduktion das Kapital entmachten würde.
"Nach dieser Entdeckung beschuldigten Warren und Proudhon die Nationalökonomen der Furcht vor ihrer eigenen Lehre. Sie ziehen die Manchesterleute der Inkonsequenz. Sie warfen ihnen vor, die freie Konkurrenz der Arbeiter unter sich zu begünstigen, um deren Löhne herunterzudrücken; nicht aber auch die freie Konkurrenz der Kapitalisten unter sich, um deren Wucher zu reduzieren. Laissez faire war eine vortreffliche Sauce zu der Gans Arbeit, aber eine höchst magere Sauce zum Gänserich Kapital. (Quelle: Benjamin Tucker, Staatssozialismus vs. Anarchismus.)
Wann es negative Zinsen geben könnte ? Wenn die Zeitpräferenz vorwiegend in der Zukunft liegt und somit zukünftige Güter “wertvoller” bewertet werden als gegenwärtige. Wenn das gegenwärtige Wirtschaftswachstum stagniert oder gar schrumpft (was nicht bedeutet, dass es nicht immer noch Bestandswachstum gibt, das darf man nicht verwechseln …) Bei einer Art Marktsättigung halt, so wie bei der Engels-Kurve (die dieses “Phänomen” an einem einzigen Gut erklärt, so stelle ich mir das makroökonomisch irgendwie vor). Zinssätze sind meiner Sichtweise nach übrigens mehr was Relatives als etwas Absolutes.Absolut scheinen Zinssätze in den heutigen Systemen, weil Geldbasis konstant null-verzinslich ist. Wäre Geldbasis aber variabel verzinslich, wäre es wohl leicht einsichtig, dass auf Geldbasis lautende (!) Geldbasis-Forderungen/Geldbasis-Verbindlichkeiten eigentlich relativ zu Geldbasis verzinslich sind und nicht relativ zu Null (bzw. eben absolut). Ausser eben, wenn Geldbasis konstant null-verzinslich ist, damit sind auf Geldbasis lautende Geldbasis-Forderungen/Geldbasis-Verbindlichkeiten dann natürlich relativ zu eben diesem Nullzins der Geldbasis verzinslich und daher scheint es dann halt so, als ob es sich um absolute Zinssätze handelt. (Die Verzinsung nullfristiger Geldbasis, der nullfristige Zinssatz, das ist übrigens das, was praktisch alle Freiwirte mehr schlecht als recht "Umlaufsicherungsgebühr" nennen.)

Frage 16:"Negative Zinsen kommen schlicht und einfach deswegen nicht vor, weil sich für diese Art von Vertrag keine zwei Seiten finden. Wenn du sie haben willst, musst du sie erzwingen. Ich sage, dass du keinen Gläubiger finden wirst, der sich gerne verschlechtern möchte."

Das heutige Geld (so wie es heute eben konstruiert ist) erlaubt keine negativen Zinssätze, das habe ich schon zigmal erläutert. Es braucht positive Zinssätze, natürlich auch im Islam. Die Denkbarriere sehe ich darin, dass heute keiner sich ein anderes Geld vorstellen kann als das bereits Bestehende. Daher reden wir auch aneinander vorbei. Du redest vom heutigen System, wo ein negativer Zinssatz eine “Verschlechterung” für den Gläubiger darstellt, ich rede von einem System indem ein (absolut) negativer Zinssatz- relativ betrachtet- eine “Rendite” abwerfen kann und beide Seiten einen “guten Vertrag” abgeschlossen haben (bspw. bei “Apfel-Geld” :D). Ich finde übrigens auch keinen Arbeitnehmer, der ein niederes Einkommen als heute beziehen möchte, trotzdem kommen da immer so Liberale um die Ecke und erzählen denen etwas von “Erfordernissen”, “Marktgesetzen”, “Konkurrenz”, “freiem Markt” usw. Interessant zu wissen, dass dies nur die Arbeit zählt, nicht für das Kapital. Vielleicht sollte ich als enttäuschter FDP-Sympathisant der Linkspartei eine Mail dazu schreiben damit Lafontaine und Gysi diese Inkonsequenz der Liberalen mal öffentlich thematisieren !!! ;-)
Und noch so ganz nebenbei: bei der heutigen Inflation haben wir eh längst negative Realzinsen, aber ich bin für eine Inflation von 0%. Die ZB will aber 1-2%, vlt. ist das ja gerade der Fall, weil negative Nominalzinsen nicht möglich sind und man deswegen auftretende Probleme mit Geldmengenausweitung bekämpfen will.

Frage 17:"Ich denke nicht, dass es auf einem freien Markt negative Zinssätze dauerhaft geben kann. Das würde nämlich bedeuten,
1) daß gegenwärtige Güter geringer geschätzt werden, als zukünftige und
2) daß die Zukunft nicht mehr unsicher und risikobehaftet ist und
3) daß alle freiwillig etwas (Ersparnisse) geben wollen und dafür noch zahlen (negativen Zins)."

ad 1) Laut Böhm-Bawerk liegt die Präferenz immer in der Gegenwart. Ich begreife es nicht. WIESO ??????????????? Ich behaupte, dass irgendwann die Präferenz eines jeden mehrheitlich Richtung Zukunft wandert. Zeitpräferenzraten können sehr niedrig sein, sogar 0 oder negativ. Nehmen wir an, Du hast heute 200 000 Euro, die Du egtl. sparen willst. Nehmen wir an, Du könntest nun wählen zwischen a) die 200 000 Euro komplett verkonsumieren oder b) sie zu -2% anlegen und in einem Jahr nur noch 196 000 Euro haben. Würdest Du nun wirklich a) wählen ? Also ich NICHT !!! Soll ich etwa zwangsweise alles verprassen nur weil mir der Zinssatz zu niedrig ist bei der blöden Bank ? Man spart doch eben nicht nur der Zinsen wegen, sondern weil man eben etwas für später haben möchte. Ich will irgendwann in Rente gehen können und dann etwas zusammengespart haben von dem ich jeden Monat zehren kann und nicht bis ans Lebensende zur Arbeit gezwungen sein, weil ich immer alles zu 100% verkonsumiere jeden Monat. Hätte ich die obige Wahl, wäre b) doch wohl einwandfrei logischer. Ich verstehe nicht wieso das kein Mainstreamökonom so sieht. Der Zins ist nicht der bedeutendste und schon gar nicht der einzige Grund zu sparen. Ich habe gerade ein Steak verputzt und bin satt, ich will morgen aber wieder eins essen. Davon habe ich mehr als mich jetzt dazu zu zwingen, ein zweites noch zu essen und gleich wieder rauszukotzen ... Ich habe heute ein Auto, was noch einwandfrei fährt, aber in 5 Jahren mir wohl zu alt sein wird und dann will ich mir ein Neues kaufen usw. usf.
ad 2) Einen Risikoausgleich gibt es ebenso wie eine Bankmarge auch bei negativen (Spar-)zinsen. Die Idee ist gerade dass es noch eine ausreichende Bankmarge gibt, wenn die Kreditzinsen nahe an 0 herankommen und im heutigen Geldsystem so die Differenz zwischen Spar- und Kreditzinsen zu gering werden würde, so dass man fälschlicherweise annehmen könnte, man müsse die Kreditzinsen erhöhen und man sie so treibt in marktungerechte Höhen.
ad 3) Nehmen wir an, es gäbe nur vier Menschen in unserer Volkswirtschaft. Vorausgesetzt alle vier wollen selbst bei Nullzins noch mehr sparen und tilgen als konsumieren und ausleihen, was dann ? Wobei: "alle" ist übrigens falsch. Es reicht, dass mehr sparen und tilgen wollen als konsumieren und verschulden. Wobei dieses "mehr" weniger die Anzahl an Sparern meint, sondern vielmehr die Spar- und TilgungsSUMME grösser ist als die Konsum- und VerschuldungsSUMME.

Frage 18:"Wenn ich die 200 000 Euro verkonsumieren wollte, würde ich das tun. Da ich aber sparen will fällt a) flach. Ich würde mir etwas suchen, das die Kaufkraft besser über die Zeit transferiert."

Gerade wenn die Zukunft unsicher ist, denke ich doch daran für die Risiken dieser Zukunft vorzuplanen. Wenn ich all mein Geld verkonsumiere heute und morgen werde ich entlassen von meinem Arbeitgeber, habe ich ein Problem. Ich spare also besser für diese Eventualität und habe dann morgen selbst bei einer Entlassung noch genug Geld um zu konsumieren. Genauso plane ich für die Zeit nach meinem Renteneintritt oder für meine Gesundheit. Wenn die Präferenz strikt in der Gegenwart läge, wieso sollte irgendein heute gesunder Mensch bspw. ne Krankenversicherung abschliessen ?
Ich sage es so: je unsicherer die Zukunft ist, desto mehr spare ich doch sogar für diese unsicherer Zukunft und verschiebe einen Teilkonsum in die Zukunft, was einer Präferenz für die Zukunft gleichkommt. Habe ich natürlich wenig Geld oder nach einem Krieg viele SOFORTIGEN Bedürfnisse, ist das natürlich anders, aber nachdem wir erstmal gewissen Wohlstand haben und ich mich den höheren Bedürfnissen in Maslows Pyramide (die basic instincts sind ja ganz unten) zuwenden kann, ändert sich m.E. eben auch die Zeitpräferenz.Sogar ich als ausgeprägter Carpe Diem-Mensch sehe das so :-) Sparen tut man weil man aus irgendnem Grund sparen will, nicht nur wegen einem positiven Zinssatz. Und wenn alle blöden Banken nicht mehr als -2% bieten würden ? Dann bleiben andere Möglichkeiten klar, aber Sachkapital bietet solchen Transfer nicht, Aktienrenditen und andere Anlagemöglichkeiten orientieren sich auch indirekt am Bankeinlagenzins, bleibt nur noch Boden. Die Natur ist eh der Flaschenhals des Systems.

Frage 19:"Dann wird auf andere Mittel ausgewichen. Nicht umsonst steigt der Goldpreis dann, wenn die Realzinsen negativ sind. Dieses Parodoxon bleibt sogar dann erhalten, wenn es keinen Goldstandart gibt. Will man also die Fiat-Währung erhalten, muss man zwangsläufig Zinsen grösser-gleich Null bieten. Natürlich könnte man Gold verbieten, aber dann wird eben wiederum auf ausgewichen, auf Silber z.b. oder Kupfer,... so lange bis die Durchhaltekosten gleich dem negativen Zinssatz sind. Wenn man alle Ausweichmöglichkeiten verbieten wollte, dann hätte man übelste Diktatur plus Planwirtschaft (für welche eigentlich kein Geld nötig ist). Alternativ erhöht sich die Zeitpräferenz, sprich es wird nicht mehr gespart - womit dann aber auch die Investitionen flachfallen, was die Wirtschaft ruiniert. Was meinst Du dazu ?"

Wieso sollte man Ausweichmöglichkeiten denn auch verbieten lassen ??? Wenn jemand sein Gold gegen Freigeld tauscht, hat dieser jemand nun das Freigeld. Das Freigeld wird dadurch ja nicht vernichtet. Merke: Märkte haben stets zwei Seiten. Und ob Gold teurer wird oder nicht, ist mir ziemlich schnuppe. Edelmetalle sind nun wirklich nicht lebenswichtig, da sie keinen praktischen Nutzen haben. Anders verhält es sich mit dem Boden (bzw. Natur allg.), aber da kommt dann der gute Henry George vorbeigewandert und freut sich schon auf seine Steuereinnahmen, die ja wohl durchaus als Durchhaltekosten für den Boden zu werten wären. Alle anderen alternativen Ausweichmöglichkeiten sind eher gewünscht und überdies (wie schon ausgeführt) unterliegen die alle irgendwelchen Haltekosten und dem zeitlichen Verschleiß. Ich dachte im übrigen, wir wären uns beide einig, dass Sparen nicht nur mit Zinssätzen zu tun hat, sondern andere Motive dahinterstecken. Wieso sollte dann jetzt dann aber plötzlich allein ein negativer Zinssatz dazu führen, dass rein gar nichts mehr gespart wird ? Die anderen Motive sind ja immer noch gegeben.

Frage 20:"Es ist eigentlich eine Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Zinssätzen. Sinkende Real-Zinsätze -> steigender Goldpreis. Was glaubst du nun was bei negativen Zinsen passiert?"

Nicht gleich mit Extremzuständen einsteigen, die vermutlich eh bloss kurzdauernd währen könnten und nicht langdauernd währen sollten. Stelle dir stattdessen einfach mal eine steigende Zinsstruktur gebildet aus zunächst durchwegs positiven Zinssätzen vor. Nun stelle dir vor, dass alle Zinssätze der Zinsstruktur nach und nach gleichermassen sinken, aber nur solange, bis die langfristigen Zinssätze bei 0% angelangt sind. Zuerst tauchen also die ultrakurzfristigen Zinssätze ins Negative ab, später die kurzfristigen, noch später die mittelfristigen und so weiter, aber die langfristigen Zinssätze bleiben während des ganzen Vorgangs nichtnegativ. Allen voran taucht der Zentralbankgeld-Zinssatz (der nullfristige Zinssatz) ins Negative ab, also der wichtigste passivseitige Leitzins von Zentralbanken, der heute bei konstant 0% festgesetzt ist (abgesehen ggf. von positiv verzinster Mindestreserve). Und kann, während die langfristigen Zinssätze sinken, der nullfristige Zinssatz nicht allen voran ins Negative sinken, dann gibt es halt stattdessen "eine Liquiditätsschwemme", das heisst das kürzestfristige Kreditangebot ans Bankensystem steigt, und irgendwann soll es dann durch steigende längerfristige Zinssätze von der kürzesten Kreditfrist "weggelockt" werden, um "die Liquiditätsschwemme einzudämmen" -- also erhöht der Geldmonopolist halt mal die aktivseitigen Leitzinsen. Um diesen Murks mal übertragen zu verdeutlichen: Bei Margarine-Angebotsüberschuss soll der Margarinepreis auf Teufel komm raus nicht sinken -- also erhöht der Butter-Monopolist halt mal den Butterpreis. Und sowas geht in fast allen nach "freien Märkten" rufenden Köpfen scheinbar problemlos auf.
Das entspricht eher dem, was ich mir vorstelle. Und was währenddessen mit dem Gold passiert, das interessiert mich/uns weitaus weniger, als was währenddessen mit dem Goldesel Grund und Boden passiert. Dessen Preise explodieren nämlich ins Unendliche bei allzu niedrigen Zinssätzen, daher muss da eine zusätzliche Reform in Angriff genommen werden, die die Bodenrente zugunsten der Allgemeinheit abschöpft (kombinierbar mit der Idee des Grundeinkommens).

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