05.-13.08.2007. Urlaubsbericht aus Chamonix-Mont-Blanc

Am Sonntag morgen zwischen acht und neun Uhr brachen CK und Jeffrey gemeinsam mit dem Auto nach Chamonix auf. Nach einer Fahrzeit von fast 8 Stunden wurde endlich die Jugendherberge im berühmten französischen Ferienort erreicht. Dies nachdem das Navigationssystem sie auf einige kurvenreiche Bergstraßen geschickt hatte, was beim kartenlesenden CK fast die Seekrankheit auslöste. Auch wollte das verfluchte Teil die beiden Protagonisten durch die Schweiz lotsen, was jedoch aufgrund der Autobahnvignette nicht angestrebt wurde. Die Schweiz wurde mit Hilfe der Karte geschickt umfahren. CK stellte allerdings mit Bedauern fest, dass der einfachste Weg nach Chamonix nur über die Autobahn geführt hätte. Hätte Jeffrey dem System nur vorher gesagt, dass man nur Autobahnen fahren wolle statt dieses Teil den kürzesten Weg ausrechnen zu lassen. Für die Rückfahrt wurde bereits bestimmt, dies so zu handhaben und es sei hier bereits verraten, dass jene daraufhin auch glatt zwei Stunden kürzer dauerte. Die gute Navy wählte daraufhin nämlich den von CK angestrebten Weg aus.

Gegen 17 Uhr checkten Jeffrey und CK also in die Jugendherberge ein und schossen gleich mal die ersten Fotos von den imposanten Bergen, die sich bei strahlend schönem Wetter in den Himmel erhoben. CK´s Arbeitskollege Alex, dessen Bruder Paul und der Schweizer André waren bereits vorher angekommen und machten bereits die Geschäfte unsicher. Sie sollten später erscheinen. Während CK mit den dreien ein Viererzimmer bezog, musste Jeffrey mit einem anderen Zimmer und ihm unbekannten Leuten vorlieb nehmen. Er hatte halt später bestellt.

Nach einem guten Abendessen in der Jugendherberge (die Jungs hatten Halbpension) begaben sich alle fünf gemeinsam in die hübsche Ortschaft Chamonix, wo bei nem Bierchen auf die vor ihnen liegende Woche angestoßen wurde. Dabei wurde bereits so einiges erzählt und viel gequatscht.

Am Montag kaufte CK groß bei Snell Sports ein: einen Klettergurt von Black Diamond (den er allerdings samstags gegen einen Besseren von Petzl umtauschen ließ), Steigeisen von Grivels und einen Helm von Camp. Investitionen für die Zukunft, da er noch öfters Alpintouren zu unternehmen gedachte. Die Geschäfte in Chamonix sind sehr groß und es gibt Unmengen an Artikel. Auch der Laden von Northface war schier unglaublich.

Gegen Mittag fuhren unsere Helden nach Les Houches und in der sengenden Mittagshitze begann die erste Bergetappe. Eine Aiguilette auf ca. 2200 m wurde bestiegen. CK hatte gleich arge Schwierigkeiten dem Tempo der Gebrüder Mathey folgen zu können, die an diesem Tag im Gegensatz zu ihm nur einen kleinen Rucksack dabei hatten. Als CK dann zurückfiel und aus Unachtsamkeit sogar ne falsche Abbiegung nahm, dies aber erst später merkte, hatte er bereits richtig die Schnauze voll. Ein Telefonat mit Alex klärte die Sache zwar schnell auf, aber das Zurücklaufen kostete doch Zeit und Kraft. Jeffrey war zudem bereits auf der Suche nach CK bis fast zum Auto wieder zurückgelaufen und war auch dementsprechend bereits recht kaputt, als alle wieder beisammen waren und den weiteren Weg gemeinsam antraten. Die anderen drei hatten nun gut ausgeruht, während CK sich bereits im roten Bereich befand, er litt sehr unter der Hitze. Zudem bildeten sich die ersten Blasen dieser Woche an seinen Füssen. Alles in allem kein besonders toller Tag, aber das sonnige Wetter und die Aussicht entschädigten doch für einiges. Dennoch war CK froh als am Nachmittag wieder der Rückweg angetreten wurde und es bergab ging.

In der Jugendherberge wurde erstmal geduscht und zu Abend gegessen. CK behandelte noch mit Nadel und Alkohol seine erste Blase am Fuß. Später zeigte Jeffrey den Anderen, was zu tun sei, wenn ein Mitglied einer Seilschaft in eine Gletscherspalte fällt, das hatte er in einem Kurs gelernt. Danach ging es zu Bett. So endete Tag eins.

Der Dienstag begann mit einem Frühstück. Wie fast an jedem Tag bedauerte CK, dass es hier kein tolles Frühstück mit Wurst, Salami, Käse und Eiern gab, sondern nur Cornflakes sowie Brötchen, die mit Marmelade und Nutella beschmiert werden konnten. Das einzige Manko der Jugendherberge. Ansonsten wussten vor allem die angestellten Mädels zu überzeugen, allen voran ne blonde Engländerin, die sehr attraktiv und wohlgeformt aussah. Jeffrey meinte, dies sei typisch für Engländerinnen, die oft leicht mollig seien, aber dafür umso mehr zeigen würden. Er nannte dies den "Bridget Jones"-Typ ;-) Die Härte hingegen war so ne Afrikanerin, die beim Putzen der Zimmer oft undefinierbar grausame Musik hörte, die sich oft zunächst wie Metal anhörte, dann aber in eine totale Kakophonie, oft mit schrillem französischen Gesang und noch schrilleren musikalischen Stilelementen überging. CK nannte das "Totally-Extreme-Crossover-Bullshit".

Vormittags wurden Speisen und Getränke für Etappe zwei eingekauft und die Fahrt ging nach Le Tour, wo es erstmal mit der Seilbahn hochging und von dort aus zu Fuß zum Refuge Albert Premier auf 2706 m (Höhendifferenz:800 m). CK führte topmotiviert den Troß heute an. Es ging an Wiesen entlang und durch Felsgeröll zur Hütte hoch, die am Fuße eines Gletschers lag. Tolle Fotos konnte Jeffrey auf diesem Trip schiessen, denn die Natur dort war sehr beeindruckend. Auch schön wie die Gletscherspalten blau leuchteten. Leider war das Wetter heute nicht so toll und es fing gegen Ende des Aufstieges sogar leicht zu regnen bzw. zu nieseln an.

Auf der Hütte angekommen, trug CK die Seinen gleich mal begeistert als "Groupe Lion Rouge" ins Hüttenbuch ein. Vorher mussten alle im Schuhraum (dem ersten Raum gleich hinter der Eingangstür) ihre Bergschuhe ausziehen und dort bereitstehende Pantoffeln anziehen. Nur mit den Pantoffeln dürfen Gäste in der Hütte rumlaufen. Allerdings sind diese nicht gerade ungefährlich auf Holzboden, man konnte ins Rutschen kommmen. 111 Schlafplätze gibt es wohl im Refuge. Unseren Helden wurde Schlafsaal fünf zugeteilt. In so nem Schlafsaal liegen über 20 Mann. Geschlafen wird auf Matratzen mit Kopfkissen und Wolldecken. Bis auf Jeffrey ruhten sich erstmal alle dort aus. Kurz nachdem CK dem Celtic gesimst hatte, dass leider keine Frauen auf der Hütte seien, kam Jeffrey in den Schlafsaal runter und belehrte ihn eines Besseren. Angeblich waren gleich mehrere tolle Frauen im Speisesaal aufgetaucht. Überhaupt wurde die Hütte nun immer lebendiger, vermutlich weil bald Essenszeit angesagt war. Die gutaussehenden Frauen schliefen allerdings alle später in nem anderen Schlafsaal. Schade ! :-(

Der Hüttenschmaus war vorzüglich. Zunächst gab es einen riesigen Topf Suppe für jeden Tisch, danach richtig viel Reis und mit Fleisch gefüllte Tomaten. Hier wurde jeder Bergsteiger satt. So soll es sein. Die Übernachtung inklusive Verpflegung kostete übrigens 46 Euro pro Nase, 35 mit Mitgliedskarte von nem Alpenverein. Einer Person war es vorm Essen schlecht geworden. Jener saß vor der Hütte auf der Treppe mit einer Decke um den Körper. Es wurde nach einem Arzt gefragt, aber unter den heutigen Gästen war keiner vertreten. Der Autor dieses Berichtes weiß nicht, was der Mann hatte. Vielleicht bloß die Höhenkrankheit. Es war von einem Helikopter die Rede, der hinter der Hütte landen und den armen Mann abholen sollte. Spektakulär ! Doch während des Essens konnte CK leider nicht nach draußen sehen. Ob nun also wirklich ein Helikopter kam, ist daher bis heute unbekannt. Während des Essens bekam CK dann noch eine SMS von seiner Mutter, daß drei Bergsteiger auf dem Weg zum Mont Blanc umgekommen seien und die Leichen nun nach Chamonix gebracht werden würden. Nicht gerade eine motivierende Neuigkeit für einen Neu-Alpinisten.

Eine Erfahrung für sich waren auch die Klos. Es gab eigentlich keine echten Toiletten, nur so Löcher im Boden, in die man reinstrullern oder reinkacken konnte, bevor dann ein Knopf betätigt wurde und Wasser von oben runterkam. Eine Art modernes Plumpsklo, bloß ohne Sitzbereich, die Notdurft musste in der Hocke verrichtet werden. CK und Alex amüsierten sich köstlich darüber. CK sprach von "Kackgolf", da auch hier eingelocht werden musste.

Recht früh gingen bald alle Gäste ins Bett. Hier war keine Almhütte wo sich Touristen verliefen und Stimmung angesagt war, es handelte sich um ein Refuge. Von hier aus brachen Leute sehr früh morgens zu anstrengenden Alpintouren auf. Es wurde also gegessen, getrunken und geschlafen hier. Dazu und nur dazu war das Refuge da. Auch CK und seine Kumpels freuten sich aber auch sowieso auf ihre Schlafstätte. Es ist allerdings eine Erfahrung für sich, auf so ner Hütte zu schlafen. Zunächst einmal kann sich der Leser denken, dass es bei über 20 Leute in einem Schlafsaal mit Sicherheit auch Leute gibt, die schnarchen. Das war auch hier der Fall und wie ! Ein einziges SchnarchORCHESTER war angesagt. Die Cleveren hatten natürlich Ohrstöpsel dabei, CK als dummes Greenhorn aber noch nicht. Das wird ihm für die Zukunft ne Lehre sein, auch wenn er im Endeffekt doch wegen Müdigkeit bald einschlief. Zum Anderen wird es mitten in der Nacht aufgrund des offenen Fensters (bei sovielen Leuten in einem Schlafsaal braucht es schliesslich permanent frische Luft, also bleibt ein Fenster dauernd auf) sehr kalt und es ist ratsam, einen Fleece-Pullover noch unter der Wolldecke zu tragen. Oben ohne unter der Decke schlafen ist Bockmist, wie CK gegen zwei Uhr auch merkte und seinen Fehler alsbald korrigierte.

Gegen vier und nochmal gegen fünf brüllte dann irgendein Führer laut die Uhrzeit in den Raum hinein, vermutlich um die Leute seiner Gruppe zu benachrichtigen, dass nun Aufstehen angesagt war. Ein grosser Nachteil dieser Sportart: man muss früh aufstehen !!! CK hasst es doch so sehr, früh aufzustehen als ausgeprägter Nachtmensch. Allerdings konnte er heute liegen bleiben.

Am Vortag war bereits das Wetter nicht gut gewesen und auf Nachfrage bei der netten Dame im "Bureau des Guides" hatte jene zwar gemeint, dass es kein Problem sei, zum Refuge aufzusteigen, sie jedoch dringend von hochalpinen Touren tags darauf abraten würde. Daraufhin hatte CK entschieden, seine Steigeisen, seinen Klettergurt und seinen Helm erst gar nicht zum Refuge hochzutragen um Gepäck zu sparen. Für ihn stand fest, dass er am Tag darauf nicht mit zur Aiguille du Tour gehen würde, sondern nur wieder runter ins Tal. Die Anderen jedoch nahmen alles mit, in der Hoffnung, dass das Wetter sich doch noch aufklären würde. CK konnte nun also schön unter seiner warmen Wolldecke liegen bleiben und weiter dösen, die Anderen hatten die Qual der Wahl. Alex, André und Pol hatten nicht vor, den vorm Urlaub festgelegten Plan zu ändern und durch die Hüttenbedienung bestätigt (die meinte, die Tour sei machbar) und im festen Glauben, einfach den Spuren der anderen Gruppen, die mit nem Führer unterwegs waren, folgen zu können, entschieden sie sich dazu, nach dem Frühstück aufzubrechen und verabschiedeten sich von CK. Jeffrey war noch am Grübeln, ging aber mal mit nach oben, während CK wieder ins Reich der Träume abwanderte.

Als der Luxemburger kurz vor acht wach wurde, war er der Einzige, der noch im Schlafsaal lag. Zu seiner Freude entdeckte er Jeffreys Rucksack auf dessen Schlafplatz, sein langjähriger Freund aus alten Abizeiten war also nicht mit den Anderen zum Gipfel aufgebrochen, sondern hatte sich ebenfalls für die sichere und daher vernünftigere Variante entschieden. Kurz danach betrat Jeffrey dann auch den Schlafsaal und machte CK darauf aufmerksam, dass er wohl das Frühstück verpasst hatte. Jener begab sich gleich mal nach oben. Im Speiseraum waren alle Tische bis auf einen bereits mit draufgestellten Bänken für unbenutzbar erklärt worden. Auf die Frage ob er doch noch frühstücken durfe, wurde CK der letzte verbliebene Tisch zugewiesen, wo er die Gesellschaft von zwei Betreiberinnen der Hütte hatte. Jene unterhielten sich darüber wieviele Tote es heuer bereits gegeben hätte. Es waren wohl bereits 17. Makabres Frühstücksgespräch, was CK aber nur darin bestätigte, sich richtig entschieden zu haben. Es war zudem noch nicht lange her, dass der Präsident des französischen Alpenvereins tödlich verunglückt war, nachdem eine Eisbrücke unter ihm zusammenbrach und er, dummerweise nicht angeseilt, in die Tiefe stürzte. Dieser tragische Tod war das Gesprächsthema aller Führer in Chamonix gewesen. Nur schlechte Nachrichten aus den Alpen dieses Jahr. Für heute war sogar Neuschnee gemeldet und das im August. Verrückt !

Auch eine junge Frau war noch im Refuge geblieben. Jene zog sich später im Schuhraum trotz CK´s Anwesenheit dort um und stand dabei kurzzeitig in nem rosa Slip rum. Sehr cool wie locker in den Bergen doch alle drauf sind, auch die Frauen :-)

Jeffrey schoß noch so einige Fotos vom Bergpanaroma und die beiden Luxemburger kraxelten ein wenig durch das Steingeröll hinter dem Refuge. An einer Stelle hinter der Hütte versammelten sich viele schwarze Raben, vermutlich wurde dort der natürliche Hüttenabfall, sprich Essensreste, entsorgt. Auf dem Refuge wurde es aber alsbald recht langweilig, da dort wirklich tote Hose vormittags ist. CK und Jeffrey entschlossen sich dazu, nicht auf die Gipfelstürmer zu warten, sondern schon alleine runterzugehen. Dies wurde mit Alex per SMS geklärt und so wurde nach elf Uhr der Abstieg angetreten.

Während des Abstiegs zog Nebel auf, der sich immer mehr verdichtete. Teilweise konnten die beiden Helden nur noch 10-15 Meter weit sehen. Sie beeilten sich runterzukommen und liefen unterwegs doch tatsächlich noch an einigen wenigen Leuten vorbei, die zur Hütte aufstiegen. Irgendwann fing es brutal zu regnen an und die beiden Luxemburger wurden geduscht. Fehlte nur noch, dass ein Gewitter aufzog. Und tatsächlich, irgendwann fing es zu donnern an. "Das hat uns jetzt noch gefehlt!", echauffierte sich Jeffrey und rannte den Berg nun förmlich hinunter. Bald kamen sie jedoch glücklich und unversehrt an der Seilbahnstation an. Wie es den Anderen wohl nun gerade erging ?

Doch die Seilbahn fuhr nicht. Es gab irgendein technisches Problem und die Fahrgäste sollten erstmal ne halbe Stunde warten. Als nach Ablauf dieser Zeit der Betrieb noch immer nicht wieder aufgenommen wurde, entschloßen sich CK und Jeffrey dazu, zu Fuß nach Le Tour aufzubrechen, was sie dann auch taten. Sie waren allerdings noch nicht weit hinuntergegangen als sie plötzlich etwas klappern hörten ... die Seilbahn fuhr wieder. Naja sei´s drum.

An Jeffreys Auto wieder angekommen, fuhren unsere beiden Protagonisten erstmal zurück in die Jugendherberge von Chamonix, wo sie zunächst duschten und dann später ein neues Zimmer bezogen. Am Abend rief Alex CK auf dem Handy ein. Die drei Gipfelstürmer hatten es zur Aiguille du Tour geschafft und waren trotz Schneefalls wieder wohlbehalten im Refuge angekommen. Allerdings war das Wetter nun dort oben so schlecht, dass es an ein Runterkommen kaum zu denken war. Die drei schliefen also nochmal im Refuge, das an diesem Tag recht leer war und kaum Gäste hatte. Jeffrey und CK gingen nun also allein zum Abendessen, waren jedoch mehr als froh darüber, dass es ihren Kumpels gutging. Vorm Schlafengehen wurden sich darauf in der Bar der Jugendherberge erstmal ein paar Bierchen genehmigt.

Am Donnerstag morgen stiegen Alex, Pol und André nun ihrerseits, teilweise im Schnee, vom Refuge ab. Unterwegs sahen sie ein paar kleine Schneerutschen. Gegen zehn tauchten sie in der Jugendherberge auf. Alex klärte CK nun darüber auf, dass Claudia, eine Bekannte aus der Schweiz, die sich zur Gruppe hinzugesellen sollte, nun am Bahnhof von Chamonix abgeholt werden müsste. Er brach mit André in seinem Wagen dahin auf, während Pol bei Jeffrey und CK blieb. Als alle wieder beisammen waren, wurde darüber debattiert was nun passieren würde. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass es nun im Auto nach Aosta, einer teilautonomen Provinz Italiens, gehen sollte. Dort sollte es zum Rifugio Vittorio Emmanuelle hinauf gehen, wo an den Folgetagen Tresenta und Gran Paradiso warteten. Claudia drängte auf die Einhaltung des Plans, da ihr luxemburgischer Freund Tom bereits in Italien auf die Gruppe wartete. André schloß sich ihr an. Pol und Alex, die recht müde waren, hätten es jedoch vorgezogen, erstmal noch einen Tag in der Jugendherberge zu bleiben. Jeffrey und CK hatten sich, des schlechten Wetters wegen, bereits am Vortag dazu entschieden, nicht mit nach Italien zu fahren, sich das Geld für den Mont-Blanc-Tunnel also zu sparen und die ganze woche in Chamonix zu bleiben. Nach einem Handygespräch mit Tom waren Alex und Pol überredet und so brachen die vier nach Italien auf, wo sie noch am selben Tag zum Rifugio auf ca. 2770 m aufstiegen. Jeffrey und CK blieben erstmal in Chamonix, wo sie an einem regnerischen Tag eher Langeweile schoben. Die Gruppe blieb nun also bis Samstag abend vorerst getrennt.

Am Freitag passierte nicht sehr viel. Es wurde wieder vorwiegend in den Geschäften rumgehangen und Jeffrey schoß Fotos der malerischen Ortschaft an der Avre. Vorm McDoof entstanden dabei einige einer recht gutaussehenden Brünette, die gerade auf ihren Freund wartete und dabei diese rosafarbene italienische Sportzeitung las, während sie sich lasziv an einem Blumenbeet räkelte :D

Da das Wetter nun wieder richtig gut war, buchten Jeffrey und CK für 160 Euro/Person im Bureau des Guides für tags eine Tour mit Führer durch das weisse Tal zwischen der Auguille du Midi (3842m) und dem Helbronner(3472m). Gegen Abend lernten sie ihren Führer kennen. Es war ein schon etwas älterer Herr namens Jean, sonnengebräunt und recht locker drauf. Mit ihm wurde verabredete, sich morgens um 7:15 Uhr an der Seilbahn der Aiguille du Midi zu treffen. Als CK seiner Mutter dies per SMS mitteilte, bekam er die Antwort, dass es gut sei, dass sie das mit einem Führer täten, wo doch erst wieder drei Bergsteiger wegen herunterfallender Eisschollen tödlich verunglückt seien.

Am Samstag morgen mussten unsere beiden Helden erstmal wieder aus ihrem Zimmer in der Jugendherberge heraus, da jenes an andere Gäste vergeben wurde, gegen Abend sollten sie ein anderes Zimmer bekommen. Frühstück gab es ausnahmsweise keins, da es dieses erst ab halb acht gab. Die beiden Luxemburger hatten sich jedoch bereits am Vortag etwas zu Essen eingekauft, was sie nun schnell verspeisten. Danach brachen sie zur Seilbahn auf, wo sie zusammen mit Jean die "Traversée de la Vallée Blanche" antreten wollten. Mit einer teilweise beeindruckend steilen Seilbahn ging es in zwei Etappen (Zwischenstation: Plan de l'Aiguille) hoch zur Aiguille du Midi. Dort zogen alle drei erstmal ihre Steigeisen an und seilten sich aneinander an.

Eine atemberaubende Wanderung durch Schnee stand nun an. Erst ging es einen sehr steilen Kamm hinunter, an dessen beiden Seiten es in die Tiefe ging. Wahnsinnig spektakulär ! Danach bogen die drei nach rechts ins weisse Tal hinein. Das Wetter an diesem Tag war klasse. Fast wolkenfreier, strahlend blauer Himmel, die Sonne schien, es war regelrecht warm. So wurde sich fortwährend von Kleidungsstücken getrennt, so dass CK am Ende nur noch ein Trikot unter seiner Jacke trug. Die drei liessen sich Zeit, machten zwischendurch auch mal eine Esspause, blieben öfters stehen, damit Jean seinen Schützlingen die Berge namentlich vorstellen und Jeffrey Fotos machen konnte. Auch viele andere Leute waren an diesem Tag unterwegs, einige auch mit Skis. Im Winter kann man mit Skis über die Mer de Glace bis ganz hinunter nach Chamonix fahren. Das sind dann ca. 24 km und man ist einen halben Tag unterwegs. Der Laimerlöwe hat ja mal in Dolly´s Löwenbar erzählt, dass er dies mal vor Jahren gemacht hat.

Jean erklärte den beiden Luxemburgern viel. Er erzählte von der harten Ausbildung zum Bergführer, die wohl insgesamt fünf Jahre dauert, vom Klettern, von objektiven Gefahren wie Lawinen oder Eisschollen, von verschiedenen Schneeschichten udgl. mehr. Wusste der Leser bspw., dass die meisten, die bei einer Lawine zu Tode kommen, nicht durch den Schnee selbst sterben, sondern wegen der der Lawine vorausgehenden Luft, deren Wucht die Lungen gerade einatmender Bergsteiger zum implodieren bringt ? Also CK wusste das bis zu diesem Tag nicht. Apropos Lawinen: mindestens drei konnten an diesem Tage aus sicherer Entfernung bestaunt werden. Ein beeindruckendes Schauspiel, welches einem Respekt vor der Bergwelt und der ihr innewohnenden Gefahren verschafft. Erst vernahm man ein dumpfes Grollen, danach sah man die heruntergehende Schneemasse.

Ca. 3-4 Stunden dauerte der Marsch durch das Schneeparadies. Gegen Ende ging es wieder nach oben und beim Aufstieg zum bereits in Italien liegendem Helbronner merkte CK wie schnell sein Puls zu galoppieren anfing, schliesslich war hier oben die Luft um einiges sauerstoffärmer als unten in Chamonix. Am Ziel angekommen, wurden die Steigeisen wieder ausgezogen und mit einer Seilbahn ging es übers weisse Tal hinweg zurück zur Aiguille du Midi. Dort verabschiedeten sich CK und Jeffrey von ihrem Führer Jean, der gleich wieder nach unten fuhr.

Die beiden Luxemburger verbrachten noch eine gewisse Zeit oben, genossen die Aussicht, schossen Fotos und besuchten das Restaurant "3842", wo CK eine Violette (Biermischgetränk) mit Gletscherwasser aus der Mont-Blanc-Region trank. Im Anschluß ging es wieder nach unten.

Wieder in der Jugendherberge angekommen, wurden Jeffrey und CK neue Zimmer zugewiesen. CK bekam ein Sechserzimmer, zusammen mit den fünf nach Aosta aufgebrochenen Gipfelstürmern. Pünktlich zum Abendessen waren diese auch wieder in der Jugendherberge. Sie hatten am Freitag wegen dem tollen Wetter bereits den Gran Paradiso (4061m) bestiegen. Danach waren sie wohl so müde gewiesen, dass sie nun heute nur mal ausgeschlafen, danach vom Rifugio abgestiegen und mit dem Auto zurück nach Chamonix gefahren waren. Der Tresenta fiel also ins Wasser. Sicherlich eine vernünftige Lösung, man muss es ja nicht übertreiben. Zumal sie noch zum Mont Blanc aufzusteigen gedachten.

Am Sonntag fuhren Jeffrey und CK mit einer Zahnradbahn nach Montenvers zur Mer de Glace. Die Anderen genehmigten sich derweil einen Ruhetag und fuhren mit der Seilbahn hoch zur Aiguille du Midi, wo sie herrliche Fotos vom Bergpanorama schossen.

Der Tagesausflug zur Mer de Glace war mehr als lohnenswert. Nachdem einige Fotos der Mer de Glace (auf der einige Menschen zu sehen waren) und der Berge drumherum gemacht worden waren, wanderten CK und Jeffrey zunächst hinunter zur ner Eisgrotte unter dem Gletscher, die man besichtigen konnte. Auf dem Weg dahin mussten u.a. über 300 Treppenstufen überwunden werden. Peanuts für unsere beiden Helden, für so manchen anderen, vielleicht sogar etwas beleibten, Touristen aber sicherlich recht anstrengend. Touristen waren natürlich wirklich Etliche unterwegs. Montenvers ist nunmal eine der Touristenattraktionen schlechthin. In der Eisgrotte waren Skulpturen aus Eis zu sehen, u.a. ein Bett mit Kommode nebendran, ein Kamin und ein Eisbär. Die farbliche Beleuchtung in der Grotte änderte fortwährend: rot, blau, grün ... Hübsch !

Im Anschluß daran ging es die 300 Treppenstufen wieder nach oben. Statt nun aber den Wanderweg wieder zurückzugehen, entschieden sich Jeffrey und CK dazu, mal ganz faul mit ner Seilbahnkabine wieder nach oben zum Bahnhof zu fahren. Jene war nämlich für lau und wohl im Preis der Zahnradbahn nach Montenvers miteinbegriffen. Jeffrey und CK besuchten nun ein kleines Museum über Chamonix, die Mer de Glace, die Berge im Mont-Blanc-Massiv und ihre Geschichte. Dieses Museum befand sich in einem alten Hotel, welches heute immer noch betrieben wird und welches Jeffrey begeistert ablichtete. Das Museum war zwar eigentlich schon geschlossen, aber die Hotelbetreiberin ließ die beiden Luxemburger doch tatsächlich noch nach oben in die Ausstellungsräume gehen um sich eigenhändig die historischen Zeugnisse anzusehen.

Die Ausstellung handelte von Führern, von Erstbesteigern diverser Gipfel (im Mont-Blanc-Massiv gab es derer soviele, dass früher ein regelrechter Wettkampf zwischen Alpinisten und Kletterer aus aller Welt dort tobte, der erste Mensch auf dem Mont Blanc selbst war Jacques Balmat), vom Eismeer selbst (welches seit 1860, wie alle Gletscher, kontinuierlich schrumpft), vom Bau der Zahnradbahn, von den englischen Entdeckern Windham und Pococke (1741 offiziell die ersten Menschen an der Mer de Glace) und von zahlreichen prominenten Besichtigern: Goethe, Alexander von Humboldt, Napoleons erste Frau Joséphine de Beauharnais, Lord Byron, Mary Shelley (die sich dort für ihren Roman "Dr.Frankenstein" inspirieren ließ), Victor Hugo, Alexandre Dumas, Charles Dickens, Napoleon III und seine Frau etc. Von Letzterer gab es eine interessante Anekdote nachzulesen. Angeblich schenkte sie ihrem Führer ein Stück Schokolade von einer mitgebrachten Tafel, die sie gerade verspeiste, welches jener daraufhin nicht aß, sondern stolz bis zu seinem Tode als Andenken an die Frau des Imperators aufbewahrte. In der Ausstellung gab es zudem schöne Gemälde von Malern und natürlich auch Fotos zu sehen.

In einem anderen kleinen Gebäude in der Nähe des Hotels konnten ausgestopfte Tiere bewundert werden. Eine Ausstellung über die Fauna der Bergwelt. Sehr nett gemacht und sicherlich vor allem für Kinder sehr sehenswert. Bald danach war Zeit mit einem der letzten Züge wieder nach Chamonix zurückzufahren und so stellten sich Jeffrey und CK erstmal in eine lange Schlange von Touristen. Wenig später fuhren sie mit dem Zug wieder nach unten. Gegen halb sieben wurde Chamonix wieder erreicht.

Abends wurde in der Jugendherberge noch zusammen mit den Anderen gepokert und das eine oder andere Bierchen getrunken, bevor es doch recht früh zu Bett ging, schliesslich startete für die Einen tags darauf die Mont Blanc-Expedition mit zwei Schweizer Bergführern und Jeffrey und CK wollten gegen acht Uhr die Heimreise gen Luxemburg antreten.

Am Montag fuhren Jeffrey und CK also zurück nach Hause, wo sie gegen fünfzehn Uhr wieder ankamen. So endete ein insgesamt doch recht spektakulärer Urlaub, der Lust auf mehr macht. Nächstes Jahr wollen unsere beiden Protagonisten erneut nach Chamonix und dann- hoffentlich erfolgreich- am "Stage 1er 4000" teilnehmen, der u.a. den Aufstieg zur Aiguille du Tour und den Aufstieg zum Gran Paradiso mit Führern vorsieht. Preis: 785 Euro. Claudia, Tom, André, Pol und Alex schafften es übrigens leider nicht zum Mont Blanc. Claudia bekam ab ca. 3800 m die Höhenkrankheit und musste mit ihrem Freund und einem der Führer wieder absteigen. Die Anderen mussten am Dôme du Goûter (ca. 4300m) wegen Schneesturms umkehren. An diesem Tag kam keine Gruppe oben am Gipfel an. Ob Alex und Co. nächstes Jahr einen neuen Anlauf machen werden, steht jedoch noch in den Sternen. Was auch immer die Zukunft bringen wird, alle haben noch so einiges in den Bergen jedenfalls vor. Auch so verrückte Ideen wie der Kilimandscharo schweben ihnen allen noch im Kopf herum und der Leser darf gespannt sein, worüber in Zukunft berichtet werden wird.
Bis dahin euch allen alles Gute !, gez. euer "Neu-Alpinist" CK.

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