11.-12.11.2017. DIE FAHRT NACH BURGHAUSEN

Am Samstag stand CK gegen fünf Uhr morgens auf, ging duschen und zog sich an. Dann stellte er beim Blick auf sein Handy fest, dass Camille bereits mehrfach angerufen hatte. Der Rentner war bereits um 4:45 Uhr in Belval aufgeschlagen. Eine Stunde früher als eigentlich per Mail ausgemacht. Angeblich hatte er eine SMS am Vorabend geschickt, in der er die geplante Abfahrtszeit um eine Stunde vorverlegt hatte, doch jene hatte CK aus ihm unbekannten Gründen nie erhalten. Unser Held schnappte sich seine Fahne vom Luxemburger ARGE-Fanclub, seinen gepackten Rucksack und eilte die Treppen hinunter.

In Camille's Mercedes ging es- von einer kleinen Kaffeepause bei Pforzheim mal abgesehen- quasi ohne Unterbrechung nach Burghausen. Die beiden Löwenfans kamen gut voran. Es war nicht viel Verkehr auf der A8 und bereits gegen 12 Uhr war die ehemalige Zweitligastadt erreicht. Einige Polizisten waren bereits in Stadionnähe anwesend. Camille parkte in einer Straße im Wohngebiet und zu Fuß ging es zur Wacker-Arena, die natürlich nach den Wackerwerken benannt ist. Burghausen ist bekanntlich der größte Chemiestandort Bayerns, der Firma WACKER sei Dank. Das Stadion (Haupttribüne, kleine Gegengerade, zwei Kurven, wobei die Heimkurve überdacht ist) ist ein ziemlicher Billigbau, der aber seinen Zweck erfüllt.

Wie CK erst zwei Tage später erfahren sollte, hatten Idioten eine Fettacke auf die für Gästefans vorgesehene unüberdachte Stahlrohrtribüne gestartet. Um ein Haar wäre das Spiel deswegen abgesagt worden, doch dank der tatkräftigen Hilfe der Feuerwehr konnte der Löwenblock noch schnell gereinigt werden und das Spiel doch stattfinden. Aber was für kranke Vollidioten reiben Wellenbrecher und Treppenstufen mit Fett ein um gegnerische Fans absichtlich zu verletzen? Nachdem CK und Camille das Stadion betreten hatten, liefen sie gleich dem Grafen von Giesing über den Weg, der am Vorabend noch beim Länderspiel England-Deutschland im Londoner Wembleystadion vor Ort gewesen war. Schnell ein paar Worte miteinander gewechselt, bevor es zum Pinkeln ging. Am Bierstand hinter dem Gästeblock, an dem es in der Folge zunehmend voller und voller wurde, waren um diese Zeit noch nicht viele Löwenfans anwesend und es wurden gleich zwei Bier geordert. Hier tauchte irgendwann auch Blue Maverick auf, mit dem eine recht nette Unterhaltung geführt wurde.

Irgendwann war es Zeit in den Block aufzubrechen und einen Stehplatz einzunehmen. Die Münchner Löwen hatten ein Transparent "Sechzig wunderbar" vor den Zaun gehängt und in den unteren Reihen war daher rein gar nichts zu sehen. Camille und CK stellten sich etwas weiter oben hin, doch auch hier war die Sicht, zumindest in Halbzeit eins, recht eingeschränkt. Große Schwenkfahnen verdeckten andauernd weite Teile des Spielfeldes. In der zweiten Halbzeit war die Schwenklust nicht mehr so groß und CK konnte mehr vom Spiel sehen. Camille hatte jedoch zur Pause verärgert den Block verlassen und verfolgte seinerseits das Geschehen von außerhalb zwischen Gästeblock und Gegengerade.

Die Stimmung im Löwenblock war recht gut. TSV- wie "Einmal Löwe, immer Löwe"-Wechselgesänge mit den vielen Löwenfans auf der Gegengerade, ewige Klassiker wie "Von der Elbe bis zur Isar", "Deutscher Meister TSV, 1966 in den Farben weiß und blau" usw. Die Fans präsentierten sich als würdige Tabellenführer (die Zuschauertabelle ist ja fest in Giesinger Hand), die Spieler leider weniger. Sie verloren verdient mit 2-0 gegen bissigere Wackeraner, die nach einer kleinen Negativserie dank eines taktisch fast perfekten Spiels endlich wieder einen Dreier einfahren konnten. Die Tore erzielten Christoph Buchner und Sascha Marinkovic. Letzterer traf insgesamt bereits zum 14ten Mal in dieser Saison und ist der Toptorjäger der Regionalliga Bayern. Bei 1860 fehlt Timo Gebhart an allen Ecken und Enden. Nur gut, dass bald Winterpause ist und die schweren Auswärtsspiele bei den direkten Konkurrenten (Schweinfurt, Nürnberg II, Ingolstadt II, Illertissen, Bayern II) erst nach derselben stattfinden werden. Bis dahin wird Timo wieder fit sein und vielleicht sogar der eine oder andere Neuzugang zu begrüßen sein. Die Mannschaft wirkte auch relativ müde. Vielleicht sollte Bierofka verstärkt rotieren. Nur so als Idee.

Ca. 8 500 Zuschauer hatten trotz Nieselregens an diesem Tag zum Spiel gefunden. In etwa so viele wie in den vorherigen zehn Heimspielen des SVW zusammen. Die Wackerfans gaben alles und feierten den Sieg mit ihren Spielern nach Abpfiff. Allerdings nicht sehr lange. Spieler wie Fans verließen recht schnell das Stadion. Ganz anders viele Fans des TSV. Bis zu einer halben Stunde nach Abpfiff sangen sie ihr neues nostalgisch-melancholisches Lied: "Vor über 50 Jahren, an einem Tag im Mai, da waren wir Deutscher Meister, ganz München war dabei. Wir kämpfen immer weiter für unseren großen Traum: noch einmal Deutscher Meister im Sechzgerstadion. ALLEZ, ALLEZ, ALLEZ !!!" Immer und immer wieder. ALLEZ, ALLEZ, ALLEZ. Es wurde gehopst und geklatscht. Man hätte denken können, Sechzig hätte gewonnen und nicht die Wackeraner ;-) Trotz Enttäuschung über die Niederlage überwog in diesem Moment bei CK dann doch der Stolz, Teil einer solch geilen Fanszene zu sein, die nicht gleich nach einer Niederlage das große Jammern anfängt. Auch die Löwenspieler klatschten kurz Beifall bevor sie duschen gingen.

Irgendwann wurde es CK jedoch genug und er verließ den Block um kurz darauf noch ein Helles mit Camille am Bierstand zu trinken. Die dort arbeitenden Herren und Frauen waren ziemlich überfordert. So viel Andrang wie an diesem Tag waren sie einfach nicht gewohnt.

Nach dem Bier brachen die beiden Luxemburger zurück zum Auto auf. Im Mercedes ging es nun nach München wo unsere beiden Helden im Hotel Ibis eincheckten. Camille erhielt fälschlicherweise zuerst ein Zimmer, was noch nicht sauber gemacht worden war. Nach kurzer Reklamation erhielt er ein anderes Zimmer und als Entschuldigung einen Getränke-Gutschein. CK's Zimmer war absolut in Ordnung. Dank freiem Wi-Fi wurde in Erfahrung gebracht, dass Konkurrent Schweinfurt in Eichstätt 3-0 verloren hatte. Da Ingolstadt II spielfrei gewesen war, blieb an der Spitze also alles beim Alten. Zum Abendessen ging es in ein italienisches Restaurant namens Solo Italia. CK verspeiste eine leckere Pizza Pizzaïolo (mit Salami, Schinken, Rucola und Parmesan), Camille gleich zwei Diavola. Eine reichte ihm nicht, also wurde gleich noch eine Zweite weggeputzt. Dazu gab es natürlich Bier. Camille trank ein Helles, CK zwei Dunkle.

Im Blue Adria am Sechzgerstadion wurde noch ein letztes Bier zusammen getrunken. Dann brach Camille in sein Bett auf. CK trank noch ein Weiteres alleine, in Gedanken versunken. Klar, so eine Niederlage ist schon ärgerlich, aber immerhin hatte unser Protagonist endlich seinen Verein wieder. Nach Jahren der Unzufriedenheit in der Arena endlich wieder zuhause in der Heimat. Löwenherz, was willst Du mehr? Die griechische Geschäftsführerin Anthi räumte die leere Flasche von Camille ab und wunderte sich: "Ist Dein Freund bereits gegangen?"-"Ja, der war sehr müde und ist ins Bett."- "Der trinkt richtig schnell." CK lachte.

In der Hotelbar später trank er noch ein dunkles Weißbier und eine Jackie Cola. Dabei löste er Camilles Gutschein ein, der ihm überlassen worden war. Nach ein Uhr fiel unser Held ins Bett und schlief bis zehn Uhr morgens.

Gegen halb elf wurde mit Camille gefrühstückt, bevor die beiden Löwenfans aus dem Hotel auscheckten und die Heimreise antraten. Unterwegs regnete es mehr oder weniger stark, es gab Wind und Nebel, aber schlussendlich wurde Luxemburg gegen Abend heil erreicht. Zu erwähnen bleibt noch, dass es an einer Raststätte kurz orkanartige Böen gab. Eine Mülltonne flog durch die Gegend, traf aber gottseidank nicht den Mercedes, den Camille gerade neu aufgetankt hatte. Wie beim Wegfahren von der Raststätte festgestellt werden konnte, war auf einem Teil des Parkplatzes ein LKW umgekippt. Krass! In Luxemburg waren derweil aus Sicherheitsgründen alle Spiele der unteren Divisionen abgesagt worden. Gegen achtzehn Uhr war CK wieder in seiner Wohnung und überlegte sich bereits welche Spiele er nach der Winterpause noch besichtigen wollte, gez. euer CK.

Home